Goldene Krönung für ein gläsernes Dach

Trier · Sieben Kilogramm Fisch aus Kupfer, Gold und Blei machen sich um den Nikolaustag herum auf ihren weiten Weg zum See Genezareth in Israel. Ziel ist das Dach des Klosters in Tabgha, von dem aus der Wetterfisch das Geschehen rund ums neue Kloster beobachten wird.

 Kupfer geschnitten, gehämmert, gelötet und in Form gebracht: So ist der Fisch entstanden, der das Kloster in Tabgha schmücken wird. Foto: privat

Kupfer geschnitten, gehämmert, gelötet und in Form gebracht: So ist der Fisch entstanden, der das Kloster in Tabgha schmücken wird. Foto: privat

Trier. "Wenn der Wind vom See her bläst, dann schaut er auf seine Artgenossen im Wasser und er hat den Berg der Seligsprechung im Rücken", erläutert Architekt Alois Peitz. Gemeinsam mit Hubertus Hillinger von Architektur 9+ in Trier hat er das neue Kloster in Israel geplant. Dessen Schmuckstück ist der goldene Fisch. "Er wird die Bekrönung auf dem pyramidenförmigen Glasdach sein."
Weil sie von den Arbeitsschritten her immer wieder Pausen einlegen mussten, dauerte es fast eine Woche, ehe die beiden Schmiede aus den Metallplatten den Fisch formen konnten. Sie haben ihn in Treibtechnik angefertigt, dabei Kupfer geschnitten, gehämmert, gelötet, immer wieder abkühlen lassen und in Form gebracht. Sie sind Mitarbeiter von Klaus Unterrainer, der seine Kunstschmiede in Trier-Süd betreibt.
"Wir hatten ja nur das Bild vom Mosaik und haben dann erst mal die Form des Fisches gezeichnet, diese auf Kupferbleche gelegt und dann das Metall in die Form getrieben, die der Fisch jetzt hat", beschreibt Unterrainer seine Arbeit.
Immer wieder gab es dabei arbeitsbedingte Unterbrechungen und Pausen. Damit sich der Fisch, der 40 Zentimeter lang und 17 Zentimeter hoch ist, auch bei jedem Wind drehen kann und sein Maul in die Richtung zeigt, aus der der Wind weht , wurde sein Kopf mit Blei ausgegossen, um das Gewicht fein justieren zu können.
Der Fisch, der von der Mosel zum See Genezareth reist, ist dem alten Mosaik der Kirche aus dem 4. Jahrhundert nachempfunden. "In der Nähe des Klosters in Tabgha finden wir den Ort der Brotvermehrung", erklärt Peitz. "Auf dem Mosaik sind zwei Fische und ein Korb mit Broten dargestellt. Es ist der Petersfisch, den wir hier in Trier in Kupfer und Gold haben neu erstehen lassen."
Seit den 90er Jahren sind Peitz und Hillinger für den Orden der Benediktiner in Tabgha tätig, haben zuletzt auch den Neubau des Klosters mit zwölf Mönchszellen, einem Refekorium, Kapitelsaal, Rekreation und Küche konzipiert. Im Mai des kommenden Jahres wird die Einweihung sein. Seit Baubeginn vor drei Jahren sind die beiden Architekten alle zwei bis drei Monate vor Ort, um die Arbeiten der vorwiegend arabischen Firmen zu begleiten. Bei ihrer nächsten Reise Anfang Dezember haben sie den Fisch im Gepäck. red

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