Gottesmann mit Faible fürs Feinsinnige - Franz Josef Gebert ist neuer Weihbischof für Trier (Video)

Trier · Der neue Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert (68) ist mit Wein groß geworden und kocht nicht ohne Grund am liebsten italienisch.

Gottesmann mit Faible fürs Feinsinnige - Franz Josef Gebert ist neuer Weihbischof für Trier (Video)
Foto: THEWALT

"Nervös?" Franz Josef Gebert schüttelt den Kopf. Zwar sind es bis zur offiziellen Amtseinführung des designierten Trierer Weihbischofs nur noch wenige Tage. Doch zumindest nach außen hin macht Gebert den Eindruck, dass ihm die bevorstehende Weihe keine schlaflosen Nächte bereitet. "Warum auch?!", fügt der 68-jährige Priester auf die Frage nach der Nervosität hinzu, "ich gehe doch nicht in ein unbekanntes Gebiet."

Am Sonntagnachmittag wird Franz Josef Gebert im Trierer Dom zum Weihbischof geweiht. Er folgt damit Helmut Dieser (55), der im November vergangenen Jahres Bischof von Aachen wurde. Glaubt man dem Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, hat er nie damit gerechnet, dass die Wahl ausgerechnet auf ihn fallen würde. "Ich dachte, dass ich langsam aus dem Alter raus bin, wo es einen treffen kann", kommentiert Gebert seine späte Beförderung. Offiziell wird ein Weihbischof zwar vom Papst ernannt, doch hat der jeweilige Ortsbischof ein Vorschlagsrecht. Von daher ist klar, wem Gebert den neuen Job zu verdanken hat - Triers Bischof Stephan Ackermann. Die beiden katholischen Priester kennen sich schon seit über drei Jahrzehnten; zu dieser Zeit war Gebert Kaplan des damaligen Trierer Bischofs Hermann Josef Spital.

Ackermanns Wahl dürfte mit der Synode und den bevorstehenden radikalen Veränderungen im Bistum Trier zu tun haben. Statt der bislang 887 Pfarreien soll es in Deutschlands ältester Diözese künftig nur noch 35 XXL-Pfarreien geben. Franz Josef Gebert hat sich an den Diskussionen und Beratungen der Synode aktiv beteiligt, "die Ergebnisse bringen uns weiter", macht der neue Weihbischof deutlich, dass er hinter den Beschlüssen steht, die längst nicht bei allen Gläubigen auf Begeisterung stoßen.

Auch mit den Kritikern ins Gespräch zu kommen, für den neuen Zuschnitt der Pfarreien und die neue Aufgabenverteilung im Bistum zu werben und zugleich den Kontakt zwischen den Gläubigen an der Basis und der Zentrale in Trier zu beflügeln, werden künftig wichtige Aufgaben Geberts sein. Er ist - neben Robert Brahm (61) und Jörg Michael Peters (57) - einer von drei (aktiven) Trierer Weihbischöfen und künftig für den sogenannten Visitationsbezirk Trier zuständig. Die beiden anderen Bezirke sind Koblenz und Saarbrücken.

Ein Vorteil des neuen Weihbischofs mag sein, dass Franz Josef Gebert selbst aus seinem neuen Zuständigkeitsbereich stammt. Er kommt aus einer Schweicher Winzerfamilie, machte zunächst eine Lehre als Weinhandelsküfer, bevor er Theologie studierte und im Oktober 1977 zum Priester geweiht wurde. Später war Gebert unter anderem stellvertretender Leiter des Trierer Priesterseminars und Chef einer Hauptabteilung im Trierer Generalvikariat. Seit inzwischen 17 Jahren ist Franz Josef Gebert jetzt Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands Trier; das Amt wird er auch als Weihbischof behalten. Ein anderes nicht. Seinen Job als Domzeremoniar, der während festlicher Gottesdienste mit kaum sichtbaren Handbewegungen und Zupfen an den Messgewändern für den reibungslosen Ablauf rund um den Altar sorgt, hat der neue Weihbischof schon aufgegeben. In dieser Funktion hat Gebert in den zurückliegenden Jahrzehnten "schon sechs Bischofsweihen selbst gemanagt", wie der 68-Jährige nicht ohne Stolz erzählt. Am Sonntagnachmittag steht er selbst im Mittelpunkt. Und dann?

"Ich habe keine großen Pläne als Weihbischof", sagt Gebert, "ich gehe mit Neugierde auf die Menschen zu." Was ihm dabei helfen dürfte: Er spricht den moselfränkischen Dialekt seiner Heimat, hat keine Scheu vor Diskussionen und ist nach eigenen Angaben offen für neue Entscheidungen und Entwicklungen. So ist Franz Josef Gebert einer der wenigen Geistlichen hinter dem Dom, der selbst in den sozialen Netzwerken aktiv ist. "Hat bei römisch-katholischer Kirche gearbeitet", steht auf Geberts Facebookseite, die er auch als Weihbischof weiter betreiben will. Privates gibt der Geistliche dort allerdings nur wenig preis, und längst nicht jede Freundschaftsanfrage nimmt Gebert an. Seine Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen mag auch mit ein Grund dafür sein, dass sich Gebert selbst als eher liberal einschätzt. "Ich bin nicht ideologisch festgelegt", sagt der 68-Jährige, der andererseits aber auch die "Tradition der Kirche" betont.

Wie sich das bei innerkirchlichen Konfliktthemen wie Zölibat, Frauenpriestertum oder der Wiederverheiratung Geschiedener miteinander verträgt, wird man sehen. In der Vergangenheit hat sich Franz Josef Gebert bei solchen Themen zumindest öffentlich zurückgehalten.
Überhaupt gilt "Franjo", wie der neue Weihbischof von Freunden genannt wird, nicht als jemand, der sich gerne in den Mittelpunkt stellt oder schlagzeilenträchtige Kommentare abgeben würde. "Er ist ein fein- und kunstsinniger Mensch, der hervorragend kocht und gerne gut isst", sagt ein Gebert nahestehender Kollege. "Er könnte gut auch in Bologna oder am Lago Maggiore leben", sagt ein anderer.

Das kommt nicht von ungefähr. Gebert studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Theologie, wurde dort auch 1977 zum Priester geweiht. Freunde nennen Geberts Gelassenheit als eine seiner hervorstechenden Charakterzüge, er selbst beschreibt sich als "offen, angstfrei und entscheidungsfreudig".
Eigenschaften, die Franz Josef Gebert als Weihbischof im Visitationsbezirk Trier zugutekommen dürften. Und er ist loyal gegenüber seinem Bischof, wird ihm kaum die Schau stehlen oder Stephan Ackermann (54) durch vorschnelle Äußerungen in Bedrängnis bringen. Wohl der Hauptgrund, warum der Trierer Bischof in den turbulenten, ungewissen Zeiten nach der Synode und vor Umsetzung der Reformen einen verlässlichen und in der Region bekannten Sympathieträger wie Gebert für das Stellvertreteramt ausgesucht hat.

Gegenüber seinem Vorgänger bringt der neue Weihbischof noch einen ganz bestimmten Vorteil mit: Franz Josef Gebert wird dem Bistum bis zu seiner Emeritierung in sieben Jahren erhalten bleiben. Einen 68-Jährigen wirbt kein anderes Bistum mehr ab.

EXKLUSIV-INTERVIEW UND TIPPS ZUM GOTTESDIENST
Der Weihegottesdienst von Franz Josef Gebert ist am Sonntag um 15 Uhr im Trierer Dom. Schon ab 13 Uhr ist der Dom für Besucher geöffnet. Tipp: Da etliche Plätze reserviert sind, sollten Interessierte möglichst früh vor Ort sein.
Die zweistündige Messe wird vom Offenen Kanal OK 54 live im Fernsehen (Kabelhaushalte) und Internet übertragen. Nach dem Gottesdienst ist auf dem Bischof-Stein-Platz neben dem Dom Gelegenheit zum Gespräch mit dem neuen Weihbischof.
Aktuelle Informationen über die Weihe und ein Exklusiv-Video-Interview mit dem neuen Weihbischof Franz Josef Gebert gibt es auf volksfreund.de/videos

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