Greenhorn gegen Kärrner: 18:17

TRIER. Knapper geht es nicht: Mit 18:17 Stimmen setzte sich Christoph Pitsch in der Mitgliederversammlung der FDP-Kreisverbände Trier und Trier-Saarburg gegen Mitbewerber Claus Piedmont (Konz-Filzen) durch. Damit ist 31-jährige aus Langsur der Direktkandidat der Liberalen bei der Bundestagswahl.

So viele Liberale auf einmal - das sieht man sonst allenfalls in Fernsehberichten von FDP-Landes- oder Bundesparteitagen. Der Großauftrieb von immerhin 35 Parteimitgliedern am Donnerstagabend im Estricher Hof signalisierte neutralen Beobachtern schon vor Beginn der gemeinsamen Mitgliederversammlung der Liberalen-Kreisverbände Trier und Trier-Saarburg, dass es spannend werden würde. Überraschende Kampfkandidatur

Zentraler Tagesordnungspunkt: die Wahl des Bewerbers um das Bundestags-Direktmandat für den Wahlkreis 205 (Stadt und Landkreis). Die Überraschung: ein Gegenkandidat für Christoph Pitsch (31). Auf den Jungliberalen hatte man sich partei-intern schon vor einigen Monaten geeinigt. Doch nun hob sich der Trier-Saarburger Chef-Liberale Claus Piedmont (46) selbst auf den Schild. Er, so gab er unumwunden zu, spekuliere aufgrund einer neuen Personalkonstellation bei den rheinland-pfälzischen Liberalen auf einen vorderen Platz auf der FDP-Landesliste für den Bundestag. Bei deren Aufstellung am 16. Juli wolle er mit der "Reputation" des Direktmandat-Bewerbers seines Wahlkreises antreten und eine realistische Chance auf einen Einzug ins Berliner Parlament erlangen. Piedmont, Weingutsbesitzer und Leiter der Weinprüfstelle in Trier, begründete selbstbewusst seinen Anspruch nicht zuletzt mit der "Kärrnerarbeit", die er seit 17 Jahren als FDP-Kreisvorsitzender und als Kreistagsmitglied (seit 1989) leiste. Und: "Mein Bekanntheitsgrad ist höher als der von Christoph Pitsch." Pitsch, der in Langsur wohnt und der FDP Trier-Stadt angehört, griff Piedmonts "Das Greenhorn ist noch nicht an der Reihe"-Haltung mit keiner Silbe auf. Der 31-jährige Rechtsanwalt wertete aber die Kampfkandidatur als "Ausdruck des innerparteilichen Demokratieverständnisses". Haushaltspolitische Kritik hingegen übte der Jungliberale an den beiden wohl aussichtsreichsten Bewerbern um das Bundestags-Direktmandat des Wahlkreises 205. Bernhard Kaster sprach er, wie dessen gesamter derzeit "von internen Ränkespielen" geprägten CDU, den Mut ab, Subventionen zu streichen. Finanzstaatssekretär Karl Diller (SPD) sei "aktiv daran beteiligt, dass Deutschland wegen seiner Haushaltspolitik international ausgelacht" werde.Aufbruchstimmung nach der Stimmabgabe

Gut Lachen hatte anschließend Christoph Pitsch. Er verbuchte 18 der insgesamt 35 Stimmen und damit die für die Bundestags-Direktkandidatur notwendige Mehrheit; Piedmont kam auf 17 Stimmen. Das Ergebnis spiegelt die Zugehörigkeit der Anwesenden zu den beiden Kreisverbänden wider. Für die These, dass beide Kreisverbände auf die Schnelle möglichst viele ihrer jeweiligen Getreuen zu mobilisieren versucht hatten, sprechen auch die Szenen, die sich unmittelbar nach der Stimmabgabe abspielten. Mehrere Teilnehmer machten sich auf den Heimweg und warteten nicht die Bekanntgabe des Ergebnisses durch Versammlungsleiterin Stefanie Lejeune (Vorsitzende der FDP Trier) ab.

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