Grimms Wörterbuch in Nullen und Einsen

Wörterbücher sind unverzichtbare Hilfsmittel, in gedruckter Form jedoch oft unhandlich und unpraktisch. Ein Kompetenzzentrum der Trierer Universität arbeitet an der Aufbereitung der Nachschlagewerke für das Internet.

 An der Universität Trier erstellen Thomas Burch, Vera Hildenbrandt und Andrea Rapp (von links) digitale Wörterbücher. Hinter den CDs des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm stapeln sich die Bände der Druckausgabe. TV-Foto: Daniel John

An der Universität Trier erstellen Thomas Burch, Vera Hildenbrandt und Andrea Rapp (von links) digitale Wörterbücher. Hinter den CDs des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm stapeln sich die Bände der Druckausgabe. TV-Foto: Daniel John

Trier. 32 dicke Bände umfasst das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Mehr als 30 000 Seiten, 300 000 Stichwörter von A bis Zypressenzweig und 300 Millionen Zeichen bringen zusammen 84 Kilogramm auf die Waage. Doch nicht nur die Maße des Werkes sind rekordverdächtig, sondern auch die Entstehungszeit von 145 Jahren.An der Universität Trier entwickelt das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften Methoden, um Wörterbücher auf CD oder im Internet zugänglich zu machen. Aus den 32 Bänden wurden so zwei CDs, die sich bequem in jede Handtasche stecken lassen. Doch die digitale Form bietet vor allem den Vorteil, dass sich Stichwörter leicht suchen und miteinander verknüpfen lassen.Für das Grimm'sche Wörterbuch erfasste zunächst ein chinesisches Büro die Texte. "Durch ihre komplizierte Schrift haben die Chinesen einen guten Blick für unsere einfachen Zeichen", erklärt Thomas Burch, der gemeinsam mit Andrea Rapp Geschäftsführer des Kompetenzzentrums ist. Dass die Chinesen die deutschen Wörter nicht verstehen, ist dabei durchaus von Vorteil, schließlich soll alles so abgetippt werden, wie im Original, einschließlich möglicher Druckfehler. Handarbeit ist nötig, weil sich automatische Verfahren wie Scannen für die Erfassung als zu ungenau erwiesen haben. Aktuell entsteht ein ganzes Netz von Wörterbüchern, auf die über eine gemeinsame Internetplattform weltweit und kostenlos zugegriffen werden kann. Verfügbar sind beispielsweise schon das mittelhochdeutsche, das rheinische oder das pfälzische Wörterbuch. "In Zusammenarbeit mit der Luxemburger Universität kommen noch drei luxemburgische Wörterbücher hinzu", sagt Thomas Burch.Das Kompetenzzentrum stellt für verschiedene Verlage Redaktions- und Layoutsysteme bereit, die jeweils an die speziellen Bedürfnisse angepasst sind. Ein besonderes Augenmerk wird darauf verwendet, dass die Texte in einer Form vorliegen, die auch noch in vielen Jahren lesbar sein wird. Auch vor fremden Sprachen machen die Trierer Wissenschaftler nicht Halt. Neben dem russisch-deutschen Wörterbuch läuft derzeit die Herausgabe des uigurischen Wörterbuches. Ein Wörterbuch wird nie abgeschlossen

Doch auch die Arbeit am Wörterbuch der Brüder Grimm, das 2004 erstmals auf CD erschien, geht weiter: "In Krakau sind Korrekturbögen von Jacob Grimm aufgetaucht", berichtet Andrea Rapp. Die Neubearbeitung der ersten Bände muss ebenfalls digitalisiert werden. Und so wie sich Sprache immer wieder verändert, wird auch ein Wörterbuch nie endgültig abgeschlossen sein. In seiner Serie "Erfindungen aus Trier" stellt der Trierische Volksfreund die innovativsten, ungewöhnlichsten und interessantesten Entwicklungen "made in Trier" vor. Extra Alle Projekte: Das Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm ist gemeinsam mit weiteren Wörterbüchern im Internet verfügbar unter www.woerterbuchnetz.de. Die Ausgabe auf CD-ROM ist beim Verlag Zweitausendeins zum Preis von 49,90 Euro erhältlich. Eine Übersicht über alle Projekte des Kompetenzzentrums gibt es auf www.kompetenzzentrum.uni-trier.de.

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