Große Brunnen-Koalition

Der Brunnenhof ohne Brunnen war eines der meistdisktutierten Themen beim großen Fest zur Wiedereröffnung des Stadtmuseums Simeonstift am Sonntag. Nun formiert sich eine "Brunnen-Koalition".

 Viele Besucher, aber kein Brunnen mehr: Der Simeonstift-Hof beim Museums-Wiedereröffnungsfest am Sonntag. Technische Voraussetzungen für einen Wasserspender sind aber vorhanden. Die Versorgungsleitungen verlaufen parallel zum gläsernen Anbau am Nordflügel. TV-Foto: Roland Morgen

Viele Besucher, aber kein Brunnen mehr: Der Simeonstift-Hof beim Museums-Wiedereröffnungsfest am Sonntag. Technische Voraussetzungen für einen Wasserspender sind aber vorhanden. Die Versorgungsleitungen verlaufen parallel zum gläsernen Anbau am Nordflügel. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Es durfte gelästert werden. "Wir können uns ja nachher am Brunnen treffen", spöttelten zwei Besucher, die sich nicht auf eine gemeinsame Besichtigungsrunde durch das frisch wiedereröffnete Stadtmuseum einigen konnten. Man traf sich schließlich an der Cocktail-Bar im Kreuzgang-Westflügel. Der Brunnen als Treffpunkt - das wäre tatsächlich nicht sehr schlau gewesen. Es gibt nämlich keinen mehr.Der alte Wasserspender fiel der Sanierung des Brunnenhof-Bodens zum Opfer. Er stand ohnehin auf der Abschlussliste.Anschlüsse liegen unter dem Pflaster

Die gepflasterte Bodensenke hatte in den letzten Jahren vor der baustellenbedingten Schließung des Stiftsberings (Herbst 2004) nur noch als "Karteileiche" fungiert: Die Technik irreparabel "im Eimer"; allenfalls Regen vermochte die Mulde mit Wasser zu füllen.Dennoch wird nun ein Brunnen schmerzlich vermisst und das Nichtvorhandensein als Versäumnis der Stadt interpretiert. Das stimme aber so nicht, erklärt OB Klaus Jensen auf TV-Anfrage. Zum einen fehle sicherlich das Geld; "Aber die technischen Vorkehrungen sind getroffen worden. Die Versorgungsleitungen haben wir installiert. Sie liegen unter dem Pflaster", betont Jensen, der vor sechs Wochen sein Amt angetreten hat, und der es nach eigenem Bekunden "sehr schade findet, dass wir im Brunnenhof derzeit keinen Wasserspender bieten können".Mit dieser Einschätzung befindet sich Jensen in großer Gesellschaft. Der fehlende Brunnen war eines der meistdiskutierten Themen beim Museumsfest am Sonntag, zu dem 9000 Besucher kamen. "Viele Leute haben danach gefragt. Einige Eintragungen in unserem Gästebuch haben ebenfalls einen ,Schade um den Brunnen'-Tenor", berichtet Stadtmuseums-Pressesprecherin Vera Schernus.Zu den Brunnen-Vermissern zählt ADD-Präsident Josef Peter Mertes. Er macht der Stadt Mut: "Wenn das Rathaus eine stimmige Planung vorlegt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass es keine Bezuschussung aus dem Investitionsstock des Landes geben wird", orakelt der Chef der Aufsichtsbehörde. Aufmunternde Unterstützung kommt auch aus Richtung Trier-Gesellschaft. Der Vorstand des Denkmalrettungsvereins will sich in seiner nächsten Sitzung auch mit dem Thema Brunnenhof befassen und versuchen, "Unterstützungsmöglichkeiten auszuloten", sagt der Vorsitzende Gert Burscheid. OB Jensen will die Brunnen-Option realisieren: "Wir müssen was tun und werden was tun", kündigt er an. Aber unabhängig vom Ausgang der Diskussionen, die jetzt geführt werden müssen, steht eines fest: Im Konstantin-Jahr 2007 wird es keine neue Baustelle im Brunnenhof geben. Meinung Wo ein Wille, da ein Brunnen Sicher. Es gibt ganz andere Probleme, als dem Brunnenhof wieder zu einem Brunnen zu verhelfen. Dennoch ist es Touristen wie Trierern schwer zu vermitteln, warum einer der schönsten Plätze in Trier seinen Namen leugnet. Der Brunnenhof als brunnenfreie Zone - da lachen ja die Schildbürger. Abgesehen davon: Der Brunnenhof ist ein Ort des Wassers. Vor 2000 Jahren floss hier der von der Weberbach kommende Stadtbach. Die Römer leiteten ihn um, weil sie dort einen Friedhof anlegten, den sie um 180 beim Bau von Stadtmauer und Porta Nigra wieder aufgaben. Vor knapp 1000 Jahren verlegten Stifts-Herren seinen Lauf, um ihn als Mühlenbach zu nutzen. Also sollte die Brunnen-Option realisiert werden, und das nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag. Stadtteile wie Heiligkreuz und Tarforst machen es vor: Wo ein Wille, da ein Brunnen. Es muss ja kein luxuriöser Designer-Kasten sein und auch kein "Planschbecken", wie es der bisherige Wasserspender war. Im Rathaus wird bereits über ein "Wasserband" nachgedacht, wie es beim Georgsbrunnen über den Kornmarkt verläuft. Das natürliche Gefälle entlang der verglasten Rollstuhl-Rampe am Stifts-Nordflügel bietet sich für eine solche Lösung förmlich an. Dazu bedarf es noch nicht einmal eines teuren Architekten-Wettbewerbs. Und all diejenigen, die Unterstützung signalisieren, sollte OB Jensen höflich beim Wort nehmen. r.morgen@volksfreund.de

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