Große Koalition und Hertha am Boden

Als gestern um 18.16 Uhr die erste Hochrechnung auf dem Bildschirm erschien, war der Jubel im Studenten-Bistro "Im Treff" in Tarforst groß: Dort feierte die FDP ihre Wahlparty - und ihr bestes Ergebnis überhaupt.

Trier. 13 plus x, das hatte sich Tobias Schneider, stellvertretender Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Trier-Stadt, ausgerechnet. Starke Liberale, das war für ihn keine Frage, aber: "Bringt's die CDU auch?" Dann die Erleichterung nach der Hochrechnung um 18.16 Uhr: "Es zeichnet sich eine Mehrheit für Schwarz-Gelb ab", sagt der Moderator. Schwarz-Gelb: Rico Herzog von der Liberalen Hochschulgruppe der Uni hat sich schon mal mit seinem Polo-Shirt farblich auf die neue Regierungskoalition eingestimmt, die in den nächsten Jahren die Geschicke in Deutschland bestimmen wird. "Reiner Zufall", sagt er und muss schmunzeln.

Egger: Erst zählen, dann feiern



In dem knappen Dutzend FDP-Anhänger, die als Erste im Studenten-Bistro "Stubi" feiern, fehlt zunächst noch Thomas Egger. Der Kandidat für das Amt des Trierer Kultur- und Wirtschaftsdezernenten muss noch in einem Feyener Wahllokal zählen. Unter die studentischen Wahlhelfer hat sich auch ein alter FDP-Kämpe gemischt: der frühere Kreisvorsitzende Manfred Gehring. Er sieht in der Regierungsverantwortung auch Nachteile gegenüber der "reinen Lehre", die man in der Opposition verbreiten kann: "Die FDP wird den Karren aus dem Dreck ziehen müssen und landet wegen der unbequemen Entscheidungen nächstes Mal wieder bei fünf Prozent." "Einer muss den Karren ja ziehen, und dann ist es besser, wir sind es", sagt Rico Herzog.

Dass die FDP "mehr in der Mitte angekommen ist", haben die Helfer schon beim Straßenwahlkampf bemerkt. Gehring: "Viele Eltern haben die gelben Luftballons für ihre Kinder akzeptiert. Früher waren es mehr, die mit uns nichts am Hut hatten und auch die Ballons nicht wollten."

Trotz der FDP-Wahlparty triumphierte im "Stubi" zunächst noch der Fußball über die Politik. Auf Wunsch einiger Gäste flimmerte die Bundesliga-Partie Hoffenheim gegen Berlin auf dem großen Schirm, die Wahlsendung auf einem kleinen. Tobias Schneider fand nach der schnellen 3:0-Führung der Hoffenheimer über die Hauptstädter dann doch noch eine böse, aber treffende Verbindung zwischen Fußball und Bundestagswahl: "Schon wieder eine Schlappe für Berlin!" Hertha und die Große Koalition sind am Boden.

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