Große Nachbarschaft auf Du und Du

FEYEN-WEISMARK. Wie lebt es sich im Stadtteil? Die TV -Lokalredaktion bat Marita Lenz (40) vom Bildstock um ihre Einschätzung von Stärken und Schwächen Feyen-Weismarks. Hier der Bericht unserer Gastautorin:

Geboren in Ehrang, lebe ich seit 1998 mit meiner Familie im Elternhaus meines Mannes, Am Bildstock 47. In Feyen habe ich mich sehr schnell heimisch gefühlt. Bei Spaziergängen mit meinem kleinen Sohn André (heute fünf Jahre) lernte ich Umgebung und Leute kennen und konnte viele Kontakte knüpfen. Ich mag die gemütliche Umgebung und bewundere die schmucken Häuser, die die Bewohner in liebevoller Art und Weise hergerichtet haben. Unser Haus wurde von Wilhelm Lenz, dem Großvater meines Mannes, erbaut. Mit seinem dörflichen Charakter, ohne jedoch ein Dorf zu sein, stadtnah und von Natur umgeben, ist die Siedlung Feyen-Weismark ein optimaler Wohnort für Jung und Alt. Die Siedlung, 1932 von Arbeitslosen errichtet und zunächst als "Arme-Leute-Viertel" verschrien, hat sich zu einem bevorzugten Wohngebiet entwickelt. Ehrenamt ist Ehrensache

Fast alle Siedler waren Handwerker und bauten in Gemeinschaftsarbeit die Häuser, die nach Fertigstellung verlost wurden. Das hatte unter anderem zur Folge, dass alle finanziell ziemlich gleich gestellt waren. Als Zugezogene(r) kann man den Eindruck gewinnen, dass Gemeinschaftsgeist und finanzielles Gleichgewicht bis in die heutige Zeit erhalten geblieben sind. Veränderungen und Neuerungen an den Anwesen werden nach wie vor überwiegend in Eigenleistung vorgenommen, wobei man sich häufig in der Nachbarschaft mit Rat und Tat zur Seite steht. Neben der Siedlergemeinschaft engagieren sich viele Bewohner ehrenamtlich (sei es in den Vereinen, dem Handarbeitskreis, der Frauengemeinschaft, Organisation des jährlichen Bildstock-Straßenfestes, um nur einige zu nennen), was ebenfalls den Zusammenhalt in Nachbarschaft und Siedlung fördert. Kinder verhalten sich in dieser familienfreundlichen Atmosphäre natürlich ganz anders als in der Anonymität einer Hochhaussiedlung. Jeder kennt jeden, mit allen Konsequenzen. Vielleicht ist es dadurch zu erklären, dass nicht wegen jeder Kleinigkeit nach der Öffentlichkeit (Stadt) gerufen wird. Beispielsweise wird die ehemalige Verkehrsinsel am Bildstock von privater Seite liebevoll gepflegt. Auf dem gegenüberliegenden Kinderspielplatz lässt die Stadt sich dagegen mit dem Mähen des Grases oft Zeit. Gerade weil man hier generationsübergreifend wohnt, fällt es - fast - nicht auf, dass die Infrastruktur im Stadtteil immer schlechter wird. Das fängt bei den Geschäften an und geht mit der Busverbindung weiter, die mittlerweile tagsüber nur noch im 30-Minuten-Takt besteht. Letzteres ist auch wegen der starken Frequentierung des Südbades in den Sommermonaten ein Unding. Die Bewohner kompensieren die Defizite, indem sie Mitfahr-Möglichkeiten oder Hilfe bei Einkäufen anbieten. Natürlich gibt es auch negative Seiten. Während sich einerseits die ehemalige Franzosensiedlung zu einem ansehnlichen Wohngebiet entwickelt hat, fand man auf der anderen Seite bis heute keine Möglichkeit, den Schleichweg von der Pellinger Straße über Pfahlweiher und obere Weismark (im übrigen der reinste Flickenteppich) für den Durchgangsverkehr unattraktiver zu gestalten. Im Bereich "Franzosensiedlung" wurde alles neu angelegt. Als Investor hat man hier auf die eigene Klientel geachtet und überlässt den Verkehrslärm nach dem St. Florians-Prinzip den anderen. Der Verkehr fließt weiter ungehindert (und oft mit hoher Geschwindigkeit) über die Straßen Pfahlweiher und Weismark. Überquerungshilfen könnten zur Reduzierung der Geschwindigkeit und des Durchgangsverkehrs beitragen. Im Hinblick auf die Verkehrsverhältnisse kann man als Anwohner dem geplanten Handwerkerpark auf dem ehemaligen Kasernenareal in Feyen sicherlich nur mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen sehen. Dennoch: In unserem Haus möchte ich für immer bleiben . . . Die Verkehrsverhältnisse behandelt der morgige Beitrag in der Stadtteil-Serie.

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