Große Pläne fürs Finale

TRIER. Der Countdown läuft. In 329 Tagen, am 31. März 2007, endet die Amtszeit von Oberbürgermeister Helmut Schröer. Bis dahin will der 63-jährige CDU-Politiker noch einiges auf den Weg bringen und einen "bestellten Acker" hinterlassen.

Nein, die verbleibenden Tage zähle er nicht. "Aber es geht jetzt rasend schnell", sinniert Helmut Schröer, um eine Sekunde später klarzustellen: "An Abschied verschwende ich jetzt keine Gedanken. Ich konzentriere mich darauf, so zu arbeiten, dass mein Nachfolger - wer immer es sein wird - keinen Grund hat, mich zu verfluchen." So kennt man ihn: Helmut Schröer, der unermüdliche Malocher in Sachen Trier, der "wie gehabt auf 70 Arbeitsstunden pro Woche" komme. Dennoch ist einiges anders als in den bisherigen 17 Jahren als Chef im Rathaus. Der einst Omnipräsente macht sich rarer, zumindest in den Augen der Trierer Öffentlichkeit. "Stimmt. Was die Aufgaben in Trier anbetrifft, delegiere stärker." Dafür zieht es ihn häufiger denn je nach Luxemburg, Metz und Saarbrücken; "nach Europa", wie Schröer gerne sagt. "Ein Trierer OB muss Grenzgänger sein, denn Europa bietet riesige Chancen für uns ", erklärt er mit leuchtenden Augen. Seine Mission: "Ich muss dafür Sorge tragen, dass die Chancen auch genutzt werden." Dabei sei Trier auf einem "sehr guten Weg". Nicht mehr von Pontius zu Pilatus

Die Konstantin-Ausstellung im Rahmen von "Luxemburg und Großregion - Kulturhauptstadt Europas 2007" beschere Trier zwei auf internationalen Standard gebrachte und damit "quasi neue Museen. Das ist eine nachhaltige Struktur, ein Pfund, mit dem wir wuchern können." Ebenfalls auf einem guten Weg sieht Schröer die Rathaus-internen Hauptaufgaben: 2008 soll die städtische Haushaltswirtschaft auf das in der Privatwirtschaft übliche Doppik-System ("Doppelte Buchführung in Konten Soll und Haben") umgestellt sein und die Verwaltung von bislang fünf Dezernaten mit 38 Ämtern auf vier Geschäftsbereiche mit 15 Fach-Unterabteilungen komprimiert sein. Ziel ist es, die Verwaltung (rund 1300 Mitarbeiter, verteilt auf 23 Standorte) auf die Bedürfnisse der Bürger und entsprechend einer Produkt-Logik" (Schröer) zuzuschneiden und dabei Synergieeffekte zu nutzen. Ein kleines, aber viele Menschen betreffendes Beispiel unterstreicht den Handlungsbedarf. Bislang gehört das Standesamt zum Kulturdezernat und nicht, wie es sinnvoller wäre, zum Ordnungsamt. "Das wollen wir korrigieren." Auch in Baufragen soll des Bürgers Hin- und Her-Lauferei "von Pontius zu Pilatus" aufhören: "In Zukunft gibt ein Bau-Bürgerbüro." Dass die Verwaltungsreform noch in Schröers Amtszeit weitestgehend über die Bühne gebracht werden soll, soll selbstredend eine Einstiegs-erleichternde Maßnahme für den Nachfolger sein, hat aber auch mit dem Ehrgeiz des Amtsinhabers zu tun: Schröer will das zu Ende führen, was er selbst 1993 auf den Weg gebracht hat. Auch was das "Tagesgeschäft" anbetrifft, zeigt sich der 63-Jährige hoch motiviert: "Ich gehe davon aus, dass wir den Baubeschluss für die Südbad-Sanierung noch vor den Sommerferien hinbekommen werden." In einem wichtigen Punkt wird der Noch-OB keinen bestellten Acker hinterlassen können.Stadtfinanzen machen "ziemlich ratlos"

"Die Stadt-Finanzen machen mich zugegebenermaßen ziemlich ratlos. Wir haben so viel Gewerbesteuer-Einnahmen wie noch nie und gehen dennoch ohne eigenes Zutun mit dem Etat den Bach runter", erklärt Schröer und liefert eine Erklärung gleich mit: "Die Sozialausgaben sind seit 1999 um 200 Prozent gestiegen." Dann blättert Schröer doch noch im Kalender, um zu sehen, auf welchen Wochentag der 31. März 2007 fällt. "Aha, ein Samstag. Kann sein, dass ich dann nochmal ins Büro komme. Aber anschließend werde ich aus den Füßen sein. Das kann ich allen Unkenrufen zum Trotz versprechen."

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