Großes Gruseln im Gespensterhaus

Trier · Sie tragen Blut im Gesicht, verstecken Gespenster und versetzen Gäste ins Gruseln: Jan-Philipp Reinisch und Lucas Kauhausen bauen zu Halloween wieder eine Geisterbahn in den Kellerräumen eines Hauses in Trier-Ost auf. Was Besucher begeistert, erfordert vorab eine Menge Arbeit.

Trier. Der Schrecken geht einem Radfahrer in Trier-Ost sichtbar durch Mark und Bein - und das schon vor dem Fest des Schreckens. Der Radler sieht vor einem Haus zwei unheimliche Männer. Beide tragen eine Soldatenuniform. Ihre Gesichter sind blutverschmiert, der Blick ist eiskalt, das Gewehr liegt griffbereit in den Händen. Jan-Philipp Reinisch (18) und Lucas Kauhausen (17) lieben es, Menschen zu erschrecken. Und sie können es unheimlich gut. Besonders an Halloween, wenn durch Trier wieder die Geister, Zombies und Hexen spuken.
Die Schüler nutzen das Fest seit 2012, um jedes Jahr ein verrücktes Gespensterhaus zu bauen. "Es ist das einzige in der ganzen Stadt", betonen sie stolz - und wischen sich das Gemisch aus Schweiß und Kunstblut aus den Gesichtern.
Seit genau 355 Tagen arbeiten die beiden Freunde wieder an einem unvergesslichen Horrortrip - in dem Haus, in dem ansonsten Jan-Philipp Reinisch mit seiner Familie lebt. In diesem Jahr betreten die Besucher Räume, die verseucht sein sollen. Der Aufwand hinter dem Gruseln ist riesig. Nachbarn stellen ihre Kellerräume bereit. Die Jungs kaufen Verkleidungen und Möbel auf dem Flohmarkt. Freunde übernehmen Rollen als Gespenster, Clowns oder irre Verschollene. An den Wänden hängen abgetrennte Knochen aus Plastik und klapperndes Geschirr. In nebelverhangenen Räumen liegen blutverschmierte Bettlaken.Filmreif geschminkt


Jan-Philipp Reinisch weist im beißenden Ton und mit einer Waffe durch die Gänge, in denen eine Frau auf einem knarrenden Schaukelstuhl auf die Besucher wartet. Ganz ruhig, doch jederzeit zum Ausrasten bereit. Wie Filmstars lassen sich die Statisten schminken, damit die bösen Schnittwunden in ihren Gesichtern echt aussehen. Denn halbe Sachen sind nicht die Welt der Schüler. Erst recht nicht, seit die Kindergarten-Kumpels vor Jahren den Movie Park bei Bottrop-Kirchhellen besuchten - und sich über die Horrorvorstellungen nicht wirklich erschraken. "Wir waren der Meinung, dass wir den Schrecken fantasievoller gestalten können", erklärt Kauhausen. Gesagt, getan.
Die Schüler - Fans von Horrorfilmen und zu Halloween fleißige Verteiler von Süßigkeiten - arbeiteten danach wie wild an ihren Plänen. "Erst waren es nur wir zwei, ein Kellerraum - jetzt sind wir ein Team von 15 Leuten mit fünf Räumen, Nebel- und Lichtmaschinen", schwärmt Reinisch. Das Gespensterhaus lockt viele Trierer an - alleine im vergangenen Jahr seien es "200, 300 Leute" gewesen, schätzt Kauhausen. Und das, obwohl die Macher die Adresse des Gespensterhauses nicht in der Zeitung gedruckt sehen wollen. Die echten Fans wissen eh Bescheid. Kritik am Haus des Schreckens sieht Reinisch als "beste Werbung". Er sagt: "Uns ist mal vorgeworfen worden, dass wir Kinder traumatisieren könnten. Das ist bestimmt nicht der Fall - und auch nicht unser Ziel."
Michael Mockenhaupt, der beim Testlauf am Montag mit seiner zwölfjährigen Tochter Annalena mutig durch die düsteren Keller schreitet, ist begeistert: "Sie bieten jedes Jahr was Neues, Überraschendes. Hier steckt einfach viel Herzblut drin."
Einige Gäste haben wiederum Herzrasen - so wie der Radfahrer vor der Haustür, der die grimmig-schaurigen Soldaten erblickt. Mit offenem Mund fährt er langsam an dem Haus vorbei. Die Pupillen weiten sich, dann tritt er schnell in die Pedale und verschwindet in der Dunkelheit. Nichts wie weg. Das Geisterhaus ist halt nichts für schwache Nerven.
halloween-trier.deExtra

Der Besuch des Geisterhauses ist kostenlos. Es öffnet am Freitag, 31. Oktober, von 18 bis 21 Uhr unter dem Titel Home Haunt (Hausspuk) seine Pforten. Bei hohem Andrang verlängern die Macher die Zeiten. Gäste benötigen ein Ticket, das sie wie die Adresse des Hauses per E-Mail an halloweentrier@gmail.com anfordern können. Da der Parcours noch weiter wachsen soll, suchen die Veranstalter für das Jahr 2015 einen neuen Ort, wo sie diesen aufbauen können. florExtra

Halloween wird am Vorabend von Allerheiligen gefeiert. Viele Kinder verkleiden sich dann ganz gruselig. Sie gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Woher das Fest stammt, ist nicht genau bekannt. Vermutlich kommt der Brauch aber aus dem Land Irland. Von dort aus zogen vor über 100 Jahren viele Menschen in die USA, weil sie sich ein besseres Leben erhofften. Dort ist Halloween heute eines der größten Volksfeste. Auch in Deutschland feiern es mittlerweile viele Menschen gerne. flor

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