Grüne sagen "Ja" zu Jensen

TRIER. Ein einmütiges Votum brachte die Mitgliederversammlung der Trierer Grünen am Donnerstagabend im Warsberger Hof: Die Partei unterstützt Klaus Jensen (53) als unabhängigen Kandidaten bei der OB-Wahl 2006 und verzichtet darauf, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Der Beschluss erfolgte ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung.

Diskussionen gab es lediglich um einen Passus in dem Entschließungstext, den der Parteivorstand der Mitgliederversammlung vorlegte. Darin wurde der CDU, die seit 1946 Triers Verwaltungschefs stellt, eine "auf Filz und Kungelei beruhende Methode" vorgeworfen. Diese Formulierung gehe zu weit, befand die Mehrheit der Versammlung und forderte die Streichung. Der Rest der Entschließung hingegen war völlig unstrittig: Mit der Entscheidung, Klaus Jensen zu unterstützen und auf einen eigenen Bewerber zu verzichten, wollen die Grünen "einen Politikwechsel" in Trier erreichen: "Wir stehen für eine stärkere Beteiligung der Menschen und mehr Transparenz in den politischen Prozessen." Jensen, so heißt es weiter, mache ein attraktives Angebot für mehr Mitbestimmung und Transparenz. Wie dieses Angebot aussehen soll, hatte Jensen der rund 35-köpfigen und von Sebastian Wispel geleiteten Versammlung zuvor in seiner Vorstellungsrede erläutert. Die Mitbestimmung ist demnach bereits angelaufen. Der 53-jährige Sozialdemokrat und aus familiären Gründen aus der Landesregierung ausgeschiedene Ex-Staatssekretär im Mainzer Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, erarbeitet sein (Wahl-) Programm "öffentlich in Abstimmung mit möglichst vielen Triererinnen und Trierern". Dass die Grünen, wie Ex-Stadtratsmitglied Richard Leuckefeld mutmaßte, angesichts dieses noch längst nicht abgeschlossenen Prozesses "politisch die Katze im Sack kaufen", bestritt Jensen nicht: "In gewissem Sinne ist das so. Ich kann derzeit nur mit dem werben, für was ich bisher gestanden habe." Diese Eigenschaften und Meriten überzeugten die Runde. Der Ex-Landtagsabgeordnete Horst Steffny rief in Erinnerung, dass das lauteste Lob für den stets um Ausgleich, Vermittlung und Integration bemühten Staatssekretär Jensen ausgerechnet von den oppositionellen Grünen gekommen sei. Auch Landesparlamentarier Reiner Marz, 1998 OB-Kandidat der Grünen, unterstützte Jensen "ganz ausdrücklich. Er bietet eine faszinierende Methode. Er kann Trier politisch ganz schön aufmischen und das klassische Parteiengefüge ins Wanken bringen." Dass diese Perspektive nicht jedermann gefällt, kam ebenfalls zur Sprache. Die nach Bekanntwerden seiner Kandidatur Anfang Juni vor allem aus CDU-Reihen gekommene Kritik könne er nicht nachvollziehen, erklärte Jensen.Gespräche mit UBM und FDP im September

"Es gab boshafte Äußerungen von Leuten, die noch nie mit mir gesprochen haben. Das sagt mehr über diese Leute als über mich." Andererseits habe er in "außerordentlich hohem Maße positive Rückmeldungen" erhalten auch von Menschen, von denen er es nicht erwartet hätte. Die Versammlung sprach sich schließlich einhellig für die Unterstützung der unabhängigen OB-Kandidatur Klaus Jensens aus. Es gab eine Enthaltung und keine Nein-Stimme. Damit sind die Grünen die erste Partei, die sich in dieser Frage festlegt. Die Entscheidung der SPD-Basis steht noch aus, dürfte aber nur Formsache sein. Mit UBM und FDP hat Jensen Gespräche im September verabredet. Auch die CDU habe er gebeten, sich mit seiner Kandidatur auseinander zu setzen - "aber sie hat auf meinen Brief nicht geantwortet".

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