Gunst der Stunde beendet Odyssee

TRIER-NORD. Im Moselstadion entstehen im Sommer Triers erster Kunstrasenplatz und zwei Naturrasen-Spielfelder. Der Stadtrat beschloss ohne Gegenstimmen dieses rund 1,5 Millionen Euro kostende Projekt, das die Trainingsbedingungen von Triers größter Sportanlage entscheidend verbessern soll.

 Auslaufmodell: An der Stelle dieses Hartplatzes im Moselstadion wird bald der Kunstrasenplatz gebaut.Foto: Hans Krämer

Auslaufmodell: An der Stelle dieses Hartplatzes im Moselstadion wird bald der Kunstrasenplatz gebaut.Foto: Hans Krämer

Bernd Michels, der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, berichtet von einem Schlüsselerlebnis am vergangenen Montag. "Wir haben am letzten Montag das Moselstadion besichtigt — und auch die Nicht-Fußballfreunde unter uns waren entsetzt. Da spielten Kinder und Jugendliche in Pfützen und Schlammlöchern."Auch Bruno Cordel (SPD) war in der Stadtratsdebatte zum Tagesordnungspunkt "Verbesserung der Trainings- und Spielbedingungen im Moselstadion" spürbar bemüht, die breitensportlichen Auswirkungen des Projekts zu würdigen, das sie als wichtige Infrastrukturmaßnahme bezeichnen.Der Grund liegt auf der Hand. Im angeblich restlos klammen Trier ist nach weit verbreitetem Vorurteil für die Sanierung maroder Straßen und Schulen kein Geld da, aber wenn es um die Eintracht gehe, dann lasse sich - siehe Flutlichtanlage - immer etwas drehen.Tatsächlich weist das Vorhaben, die Plätze rechts vom Stadion-Haupteingang auf Vordermann zu bringen, Parallelen zum Flutlicht auf. Die Masten wurden 1998 in Windeseile installiert, damit die Eintracht Grund-Voraussetzungen für die lukrative Fernsehübertragung des DFB-Halbfinals gegen Duisburg erfüllen konnte.Auch jetzt ist die Eintracht, inzwischen Profi-Club, wieder im Spiel. Der Zweitligist macht die Modernisierung von so genannter Trainingswiese und Platz 3 im städtischen Moselstadion sowohl nötig als überhaupt auch möglich. Denn wie 1998 steuert das Land einen kräftigen Zuschuss aus dem Investitionsstock bei, weil es sich um ein "dem Gemeinwohl dienendes Vorhaben Dritter" handelt. Besagter Dritter, die Eintracht, die damals ein Drittel der Flutlicht-Kosten zahlte, trägt nun zehn Prozent der Gesamtkosten von knapp 1,5 Millionen Mark. Aus dem Stadtsäckel kommen knapp 400 000 Euro, die, wie Hans-Alwin Schmitz (UBM) betonte, "nicht das städtische Kreditlimit belasten und keine anderen Projekte beeinträchtigen."Eintracht muss nicht mehr nach Bitburg ausweichen

Dennoch zeigte sich Gerd Dahm (Grüne), der einst für Pünderich in der Kreisliga A das Tor hütete, nicht sonderlich beglückt: "Unsere Politik wird zunehmend nicht mehr von dem bestimmt, was wir wollen, sondern von dem, was Mainz bezuschusst.""Ja, wir nutzen hier die Gunst der Stunde", räumte Bürgermeister und Sportdezernent Georg Bernarding ein. Ohne das Geld vom Land müssten im Moselstadion die Kicker auf unbestimmte Zeit mit einem Hartplatz und morastigem Übungsgelände Vorlieb nehmen.Nach dem fast einmütigen Segen des Stadtrat (je zwei Mitglieder von UBM und Grünen enthielten sich) sollen die Arbeiten in den nächsten Wochen starten. Auf dem Hartplatz wird ein Kunstrasenplatz mit Beregnungs- und (Trainings-) Flutlichtanlage entstehen und nebenan (zur Zeughausstraße) zwei Trainings-Rasenpläne, davon einer ebenfalls mit einer kleinen Flutlichtanlage. Von der Modernisierung profitieren insgesamt mehr als 300 Kicker von SV Eintracht Trier und Alemannia Trier, die auf den Plätzen des Moselstadions trainieren und ihre Heimspiele austragen.Haupt-Nutznießer der unbestrittenen notwendigen Modernisierung ist jedoch das Zweitliga-Team, dessen Odyssee zwischen Rasen-Trainingsplätzen in Bitburg, Trier-West und Heiligkreuz bald beendet ist. Triers erster Kunstrasen kommt auch dem Renommee des sportlichen Oberzentrums zu Gute und stärkt seine Infrastruktur. Zur Vorbereitung des Länderspiels Deutschland in Trier hatte Italiens U 20-Nationalmannschaft noch nach Konz-Oberemmel ausweichen müssen.

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