Gut gesnickt ist halb integriert

TRIER. "Eine Tasse Espresso und eine Banane bitte!" Solche Kundenwünsche erfüllt die Klasse 8a der Kurfürst-Balduin-Hauptschule an ihrem "Snick"-Kiosk im Rathaus-Foyer. Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich mit diesem Integrationsprojekt aufs Arbeitsleben vor.

 Kauft gerne beim "Snick"-Team: Baudezernent Peter Dietze (rechts). Benjamin Heß, Mandy Heilmann, Ina Leyendecker, Michael Metze und Marc Natus (von links) hoffen auf noch mehr Kundschaft.Foto: Roland Morgen

Kauft gerne beim "Snick"-Team: Baudezernent Peter Dietze (rechts). Benjamin Heß, Mandy Heilmann, Ina Leyendecker, Michael Metze und Marc Natus (von links) hoffen auf noch mehr Kundschaft.Foto: Roland Morgen

Die Lehrerinnen Theresia Görgen und Regina Nagel sind mächtig stolz auf ihre 13- bis 15-jährigen Schützlinge: "Die machen das schon richtig professionell." Stimmt. Michael Metze lässt am Kaffeeautomaten den köstlich duftenden Espresso in die Tasse sprudeln, Marc Natus bittet derweil schon einmal zur Kasse, und Ina Leyendecker reicht die Banane samt Serviette über den Tresen. Der Kunde, Baudezernent Peter Dietze, erweitert voller Begeisterung seine Bestellung: "Dann möchte ich noch einen Joghurt." Macht insgesamt 1,60 Euro. An ihrem Kiosk "Snick", so die griffige Kurzform für "Snack im Eck", bieten die Achtklässler aus Trier-West eine gezielte Auswahl. "Wir haben auch Süßigkeiten, Fruchtsäfte und sogar Papiertaschentücher im Angebot", zählt Mandy Heilmann auf; "alles Sachen, die die Leute im Rathaus wollen". Die Wunschartikel kennen die Schüler von einer Fragebogen-Aktion. 250 Stadtverwaltungs-Bedienstete haben sie befragt, ehe sie mit ihrem außergewöhnlichen Projekt loslegten, das sich noch in der Erprobungsphase befindet. Die bisher in Rheinland-Pfalz kaum geübte Form von Praxis-Unterricht ist "weitaus besser als trockene Schulstunden", spricht Simon Prison seinen Mitschülern aus dem Herzen. Der 14-Jährige ist der Geschäftsführer der integrativen Firma "Snick", die alle Merkmale eines echten Unternehmens aufweist. Alle 22 Mädchen und Jungen der 8a der Integrations-Schwerpunkteinrichtung Kurfürst-Balduin-Hauptschule haben einen verantwortungsvollen Job von der Buchhaltung über Einkauf, Werbeabteilung und Dekoration bis hin zum Standdienst. Selbst das Spülen der Kaffeetassen ist geregelt. Die Inspiration holten sich die Klassenlehrerinnen in Hamburg, wo sie sich integrative Schülerfirmen anschauten und den Mut schöpften, ein solches Modell auf lokaler Ebene umzusetzen. Die Idee, den aus Ikea-Elementen zusammengebastelten Kiosk im Rathaus-Foyer aufzustellen, stammt von Stadtrats-Mitglied Gerd Dahm; den Segen dazu erteilte der Stadtvorstand. Das Startkapital stellte der Trierer Verein "Gemeinsam leben, gemeinsam lernen" zur Verfügung; die Kasse stiftete das Wirtschaftsdezernat - "Weil wir das Projekt richtig klasse finden", wie Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch betont. "Wir wollen hier nicht nur verkaufen, sondern auch das Thema Integration in die Öffentlichkeit bringen. Wir wollen zeigen, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt bestehen können", erläutert Lehrerin Theresia Görgen.Erster Preis für gute Idee

Im Rathaus-Foyer funktionieren das Umsetzen dieses Anliegens und der Frühstart ins Arbeitsleben bestens. Über Beschäftigungsmangel können sich die Schüler nicht beklagen. "Aber manchmal dürfte schon ein bisschen mehr los sein", meint Benjamin Heß. Mehr Umsatz bringt das "Snick"-Team nämlich einem weiteren Ziel näher. Einen Teil des Gewinns wollen die Schüler in eine Klassenfahrt investieren und außerdem schulische Integrations-Vorhaben fördern. Der Rathaus-Kiosk ist zunächst bis zu den Sommerferien dienstags und donnerstags von 9.30 bis 12.45 Uhr geöffnet. Ob, wie und wo das Projekt fortgeführt wird, entscheidet sich nach den Ferien. Lehrerin Görgen zeigt sich zuversichtlich: "Ich denke, ‚Snick‘ hat das Zeug dazu, ein Dauerprojekt für unsere Schule zu werden." Erfolgreich ist es ohnehin bereits: Übermorgen nimmt das "Snick"-Team den Ersten Preis im Regionalwettbewerb Arbeitslehre entgegen. Die Feier findet in der Turnhalle der Kurfürst-Balduin-Hauptschule statt. Zu den weiteren vier Preisträgern zählen die Pestalozzi-Hauptschule Trier und die Grund- und Hauptschule Taben-Rodt.

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