Gut gestartet und dann ausgebremst: Trierer Energiegenossenschaft betreibt inzwischen drei Solarparks in der Region

Trier · Selbst das japanische Staatsfernsehen hat bereits über sie berichtet, doch zuletzt war es ruhig geworden um die Trierer Energiegenossenschaft (Treneg). Dabei hat die Treneg schon mehr als drei Millionen Euro in Solarparks investiert, und gerne würde man weiter expandieren. Doch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) und Strafzölle machen Neuanlagen kaum noch rentabel.

 Der Solarpark auf dem Petrisberg ist einer von dreien, die die Trierer Energiegenossenschaft in der Region betreibt. TV-Foto: Frank Göbel

Der Solarpark auf dem Petrisberg ist einer von dreien, die die Trierer Energiegenossenschaft in der Region betreibt. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Wenn Gerhard Dehen von seinen Auftritten vor der Generalversammlung der Treneg spricht, hellt sich seine Stimmung auf: "Da erleben Sie Idealisten, die sind Ihnen richtig dankbar", erzählt der Bankkaufmann von den Treffen des höchsten Gremiums der Trierer Energiegenossenschaft (siehe Extra). Dehen ist Firmenkundenberater der Volksbank Trier und bildet mit Marc Steinert von den Trierer Stadtwerken den Vorstand der Treneg. Während der eine die Finanzen managt, ist Diplom-Ingenieur Steinert Fachmann für technische Belange.Erste Gewinnausschüttung


Eigentlich hätten beide allen Grund zur Zufriedenheit. Schließlich liegt hinter der Treneg ein gutes Jahr, und es scheint sicher, dass die Genossenschaft erstmals einen Gewinn ausschütten kann, mit dem ihre Mitglieder auf eine Rendite von vier Prozent kommen. Selbst 2013, als Dauerregen das komplette Frühjahr verhagelte, erbrachte die Anlage "Sonnenenergie Petrisberg" noch die kalkulierte Leistung. Im zurückliegenden, wesentlich sonnigeren Jahr lag man dann rund zehn Prozent über Plan, beziffert Dehen. Drei Millionen Euro hat die Treneg inzwischen an den drei Standorten Trier, Langsur und Neumagen-Dhron in großflächige Solarparks investiert.
Dass Dehnen und Steinert trotz dieser Zahlen nicht in Euphorie ausbrechen, hat mit den veränderten Rahmenbedingungen zu tun. So habe man an neuen Genossen keinen Bedarf, da schlicht die Projekte fehlten. Hatte man sich anfangs vorgenommen, jedes Jahr eine neue Anlage ans Netz zu bringen, ist dieses Ziel nun nicht mehr haltbar. Neue Anlagen rechneten sich nicht, sagt Dehen, der auf sinkende Einspeisevergütungen sowie Strafzölle der EU auf den Import von Solarmodulen aus China verweist. "Wir sind gut gestartet, aber dann wurde unsere Entwicklung ausgebremst", sagt Steiner. Dehen erklärt: "Wenn es die Strafzölle nicht gäbe und wir auf dem Markt günstigere Module einkaufen könnten, würden sich neue Anlagen trotz gesunkener Einspeisevergütung rechnen. Aber beide Faktoren machen solche Projekte unwirtschaftlich."
Dabei legt Steinert und Dehen Wert auf die Feststellung, dass man nicht an der Qualität des Materials spare. Im Gegenteil: "Auf dem Petrisberg haben wir den Mercedes unter den Modulen." Doch da konnte man sich noch auf garantierte Einspeisevergütungen verlassen, hatte also eine sichere Kalkulationsgrundlage.
Das ändert sich nun, die Bundesregierung beschreitet bei der Förderung von Freiflächenanlagen einen völlig neuen Weg (siehe Extra): Nun müssen die Stromerzeuger kalkulieren, welchen Fördersatz sie benötigen, um ihren geplanten Solarpark wirtschaftlich betreiben zu können. Gefördert wird, wer am wenigsten fordert.
Dass sich bei einem derartigen Verfahren die kleinen Energiegenossenschaften gegen große Investoren durchsetzen werden, scheint zumindest fraglich; ausgeschlossen ist es im Einzelfall nicht.
Auch die Treneg prüft, sich an künftigen Ausschreibungen zu beteiligen, doch nimmt man auch Bestandsanlagen ins Visier. Die Rechnung: Bei bestehenden Solarparks würde die garantierte Einspeisevergütung miterworben. Triers Energiegenossen sondieren das Terrain, doch wissen Dehen und Steinert: Einfach ist es nicht, denn von einer lukrativen Anlage trennt sich nur, wer muss; etwa, weil er dringend Geld braucht.
Apropos: "Geld ist genug im Umlauf", sagt Dehen, daran würde eine weitere Expansion der Treneg nicht scheitern, ist er überzeugt. Guthabenzinsen nahe Null, die Scheu vieler vor risikobehafteten Kapitalanlagen, aber auch das gestiegene Umweltbewusstsein seien eigentlich ideale Rahmenbedingungen für Energiegenossenschaften - wenn denn eine neue Anlage noch etwas abwerfen würde. Sollte man sich für ein neues Projekt entscheiden, werde man auch wieder auf Genossen-Suche gehen, kündigt der Treneg-Vorstand an.Extra

Wettbewerb statt staatlich fixierter Fördersätze - auf diesen Nenner lässt sich der neue Ansatz bringen. Die Bundesnetzagentur hat im Februar die erste Ausschreibung von Solarparks gestartet. Bis Mitte April können potenzielle Erbauer, also auch Energiegenossenschaften wie die Treneg, Gebote für Freiflächenanlagen abgeben. Wurde in der Vergangenheit jede neue errichtete Anlage über eine garantierte Einspeisevergütung gefördert, sollen die Erbauer nun in einen Wettbewerb miteinander treten. Gefördert werden am Ende die Kraftwerke, die am günstigsten Strom erzeugen. Während die Bundesregierung von einem "fairen und transparenten Verfahren" spricht, klagen Kritiker über ein "Bürokratie-Monster" und fürchten, kleinere Anbieter könnten unter die Räder kommen und die großen Konzerne Boden gut machen. Für Photovoltaikanlagen auf und an Gebäuden gelten weiterhin die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegten Fördertarife. mstExtra

 Man sei durchaus gut gestartet, doch was die Zukunft bringe, sei ungewiss, sagen die Treneg-Vorstände Gerhard Dehen (links) und Marc Steinert. TV-Foto: Marcus Stölb

Man sei durchaus gut gestartet, doch was die Zukunft bringe, sei ungewiss, sagen die Treneg-Vorstände Gerhard Dehen (links) und Marc Steinert. TV-Foto: Marcus Stölb

Die Trierer Energiegenossenschaft hat zurzeit 205 Mitglieder, das gezeichnete Kapital beläuft sich auf 758 000 Euro. Die Treneg hat zum Ziel, Kapital von vielen kleinen Investoren, vor allem Privatpersonen, zu bündeln und gemeinschaftlich die Finanzierung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie zu stemmen. So flossen in die Freiflächenanlage "Sonnenenergie Petrisberg" 1,6 Millionen Euro. In die wesentlich größere Solarpark Langsur GmbH investierte die Treneg 1,2 Millionen Euro, in den Solarpark Neumagen-Dhron 300 000 Euro. Bei Letzteren sind die Trierer nur ein Anteilseigner unter mehreren. In Langsur hält die Treneg 34, in Neumagen-Dhron 15 Prozent. mst

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