Gutachten bescheinigt saubere Luft in Pfalzel - Abluft sinkt bei Recyclingfirma Eu-Rec deutlich unter Grenzwert

Trier · Das offizielle Gutachten liegt noch nicht vor, aber nach TV-Informationen hat eine Analyse der Abluft der Pfalzeler Recyclingfirma Eu-Rec ergeben, dass die neu eingebauten Filter wirken. "Was noch an Geruchsstoffen aus dem Kamin kommt, dürfte in den umliegenden Wohngebieten kaum noch mit der Nase wahrnehmbar sein", sagt ein Experte. Den Pfalzelern stinkt's trotzdem.

Schwarz auf Weiß gibt's das Prüfergebnis noch nicht. Aber nach TV-Informationen hat eine Analyse der Abluft am Kamin der Pfalzeler Recyclingfirma Eu-Rec ergeben: Die für 1,2 Millionen Euro neu eingebauten Filteranlagen wirken. Die Abluft bleibt weit unter dem von der Aufsichtsbehörde SGD Nord festgesetzten Grenzwert von 500 Geruchseinheiten pro Kubikmeter.

Geprüft wurde die Abluft am Dienstag, 22. Dezember. Experten zweier unabhängiger Fachbüros und auch von der SGD Nord waren auf dem Firmengelände vor Ort. Den offiziellen Prüfbericht hat Meteorologe Claus-Jürgen Richter zwar noch nicht fertiggestellt. Der Luftexperte des Freiburger Instituts Ima bestätigt aber auf Nachfrage des TV: "Ja, der Grenzwert von 500 Geruchseinheiten wurde bei der Prüfung vorige Woche deutlich unterschritten." Im vergangenen Sommer waren es noch 2000 Geruchseinheiten pro Kubikmeter Luft gewesen. Nach massiven Beschwerden der Bürger hatte die SGD Nord damals den Betrieb stillgelegt und den Einbau zusätzlicher Luftfilter angeordnet (der TV berichtete mehrfach).
Beim Test der neuen Filter vorige Woche lief die Produktionsanlage unter Volllast. Die SGD Nord hatte außerdem zur Auflage gemacht, dass die Maschine nicht mit vorab gereinigtem Material befüllt wird sondern mit den auch sonst üblichen, zum Teil stark verschmutzten Abfallfolien.

Das Prüfergebnis im Zusammenhang mit diesen Randbedingungen zu bewertet, sei nun Sache der SGD Nord, betont Institutsleiter Richter. Aber: "Was jetzt noch an Geruchsstoffen aus dem Eu-Rec-Kamin kommt, dürfte in den umliegenden Wohngebieten kaum noch mit der Nase wahrnehmbar sein."
Die SGD Nord will sich zu der Prüfung erst äußern, wenn der schriftliche Messbericht vorliege, frühstens Mitte Januar.
Trotz der neuen Filteranlage hatten sich die Pfalzeler auch im Dezember über Gestank in der Luft beschwert. Angeblich wabere dieser weiterhin vom Betriebsgelände der Eu-Rec in den Stadtteil. "Es stinkt wieder bestialisch", "nicht zum Aushalten", "der bekannte Plastik-Gülle-Geruch, stärker als je zuvor", "ich musste mit Kotzreiz zurück ins Haus flüchten", heißt es in den Beschwerdemails. Einer will den "Fäulnisgeruch" und "erbärmlichen Gestank" bei einem Spaziergang sogar noch auf der Höhenlage der Kenner Lay und beim Real Markt in Kenn auf der anderen Moselseite gerochen haben. Die Kenner Lay ist etwa 1,5 Kilometer Luftlinie von der Eu-Rec entfernt, der Real-Markt gut 2,5 Kilometer. "Diese aktuellen Beschwerden scheinen uns wenig glaubhaft", sagt Jochen Kerkmann, Rechtsanwalt der Eu-Rec dazu.

Die SGD Nord reagiert auf die Beschwerden der Anwohner. Nicht nur die Abluftprüfung am 22. Dezember hat die Behörde angeordnet, sondern auch eine Immissionsmessung. Anders als bei der Analyse der Emission direkt am Kamin wird dabei überprüft, was in den Wohngebieten Hunderte Meter weiter noch an Geruchsstoffen ankommt. Diese Immissionsmessung muss - unter anderem, um unterschiedliche Wetterverhältnisse berücksichtigen zu können - über längere Zeit laufen, voraussichtlich bis Mitte Juni.

Dass die Anwohner sich weiter beschweren, obwohl die Filteranlage laut Test ihren Dienst tut, wundert Eu-Rec-Geschäftsführer Willi Streit. Gleichzeitig hat er einen Verdacht: "Zwei Mitglieder der Initiative pro Pfalzel, die die Beschwerden sammelt und an die Behörden weiterleitet, haben mir gesagt, dass der Chef einer umliegenden Firma hier eine Art Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat." Der Firmenchef habe dem Verein 100 000 Euro versprochen, wenn die Initiative es schaffe, dass die Eu-Rec für immer stillgelegt werde. Die Bürgerinitiative streitet ab, dass es eine solche Offerte gibt: "Ein derartiges Angebot ist nicht an uns herangetragen worden!", sagt Horst Fries, erster Beisitzer der Initiative pro Pfalzel. Willi Streit bleibt dabei: "Ich kann die beiden Vereinsmitglieder namentlich benennen, die mir von dem 100 000-Euro-Kopfgeld berichtet haben!" Zusammen mit seinem Rechtsanwalt Kerkmann will Streit die Sache gerichtlich klären lassen. "Dabei habe ich kein Problem damit, unter Eid auszusagen, dass die beiden Männer mir von dem 100 000-Euro-Angebot berichtet haben!", sagt Streit.Meinung

Was stinkt denn da?
Die Abluft der Eu-Rec stinkt also nicht mehr. Doch auch die besten Filter machen aus einem Recyclingbetrieb keine Parfümfabrik. Aus den Toren der Werks halle kann Gestank entweichen, und auch bei der Lagerung der Abfallfolien entstehen Gerüche. Wer sich das Baugebiet in direkter Nähe zum Industriegelände zum Wohnen ausgesucht hat, muss damit wohl leider leben. Dass die Abfallsäcke und die aus den Hallentoren entweichende Luft allerdings auch im übrigen Pfalzel und sogar noch auf der Kenner Lay und am Ratio stinken sollen, ist allerdings wenig glaubhaft. Was treibt also die knapp zwei Dutzend Bürger um, die sich auch nach Einbau der neuen Filter weiter beschweren? Eine besonders empfindliche Nase? Haben sie sich auf die Eu-Rec eingeschossen und können die Situation nicht mehr objektiv beurteilen? Winkt tatsächlich demjenigen eine Belohnung, der es schafft, die Eu-Rec platt zu machen? Oder liegt vielleicht etwas in der Luft, das die technischen Messgeräte nicht nachweisen können? Zu Ende ist die Geschichte jedenfalls noch nicht. c.wolff@volksfreund.deExtra

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll Eu-Rec-Chef Willi Streit dafür verantwortlich sein, dass verschmutztes Abwasser der Eu-Rec unerlaubt in die Kanalisation, in den Boden und in die Mosel entsorgt wurde (TV vom 23. Dezember). Streit will sich dazu nicht äußern: "Wir haben Akteneinsicht beantragt, vorher können wir nichts zu den Vorwürfen sagen." woc

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