Guter Draht zu den Menschen

TRIER-HEILIGKREUZ. Ruhestand heißt für Hans Ruhnke nicht, die Beine hoch zu legen. Der 84-Jährige zieht gerne noch an einigen Fäden. Hinter den Kulissen – das ist seine Bühne. Bei den Karnevalisten der Roten Funken ist er Geschäftsführer, organisiert die Seniorensitzungen, ist Schriftführer beim Post-Männerchor, Mitglied und Sprecher des Post-Seniorenbeirats und Mitbegründer der Jumelages Européens.

"Wenn sie hier nicht im Postsportverein sind, kommen sie auf keinen grünen Zweig." Das habe ihm der Präsident der Oberpostdirektion gesagt, als er 1961 dort vorstellig wurde, erinnert sich Hans Ruhnke. Aus Berlin war er damals an die Mosel gekommen, weil es in Westdeutschland bessere Berufsaussichten für den studierten Elektro- und Nachrichtentechniker gab. Er arbeitete in der Direktion und später bis zu seiner Pensionierung 1986 in der Revision. Ruhnke kann auch zaubern

Also trat Ruhnke umgehend in den Sportverein und den Post-Männerchor ein - bei letzterem ist er noch heute zweiter Schriftführer. Während der ersten Wochen an der Mosel veranstaltete die Bezirksgruppe Trier im Verband Deutscher Postingenieure ein Fest. "Aber es gab kein Programm. Das ging natürlich nicht", sagt Ruhnke. Er organisierte eine kleine Show, ließ sich Requisiten von seiner Frau Ingrid aus Berlin schicken und stellte sich selbst als Zauberer vor das Publikum. Doch die Bühne hat Ruhnke nie wirklich gereizt. Er gehört zu der seltenen Sorte Mensch, die eher im Stillen und hinter den Kulissen wirkt. So ist er seit 1982 Mitglied bei der Karnevalsgesellschaft Rote Funken, seit 1992 organisiert er die Seniorensitzungen, ist seit 1996 Geschäftsführer des Vereins und saß bis zum vergangenen Jahr im Elferrat. 1972 begründete er mit Kollegen die Trierer Sektion des Austausch- und Freundschaftsvereins des Post- und Telekompersonals - die "Jumelages Européens". Die Vereinigung ermöglicht einen Austausch junger Leute zwischen Frankreich und Deutschland, die in den jeweiligen Gastländern neue Erfahrungen sammeln wollen. Nicht nur, dass sich Hans Ruhnke um die Unterbringung in Studentenwohnheimen, die Vermittlung der Ferienarbeitsplätze, die Organisation von Ausflügen und die Freizeitgestaltung kümmerte. Auch bei ihm und seiner Frau standen die Türen immer für Gäste aus dem Nachbarland offen. Rund 15 junge Franzosen haben die Ruhnkes im Lauf der Zeit aufgenommen. "Die haben sich hier wie zu Hause gefühlt", sagt der 84-Jährige. "Für uns war das eine Selbstverständlichkeit, denn es geht ja um Freundschaft und Völkerverständigung." Und Ehefrau Ingrid (77) fügt hinzu: "Wenn unsere Kinder weg gewesen sind, war es für uns ja auch beruhigend, wenn wir sie gut aufgehoben wussten." Aber auch die älteren Semester profitieren von Ruhnkes Einsatz: Gleich nach seiner Pensionierung ist er Mitglied im Seniorenbeirat der Post-Pensionäre geworden. Nicht nur die Organisation von Reisen und Tagesausflügen gehört zu seinen Aufgaben. Alleinstehenden Kollegen hilft Ruhnke auch bei Alltagsproblemen, Behördenschreiben oder der Bewältigung des Nachlasses. Sogar mit seinen 84 Jahren fährt Ruhnke zu vielen der etwa 350 Ruheständler. Ans Aufhören habe er freilich schon gedacht. "So allmählich komme ich in die Jahre und das fordert einen doch sehr. Letztes Jahr sollte es die allerletzte Reise sein, die ich organisiere", sagt Ruhnke. "Aber man kann doch nicht nichts machen", ergänzt seine Frau. Und so gibt es auch 2006 die Jahresreise unter Ruhnkes Regie.

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