Höchstpreise für Spitzenweine

8665 Weinflaschen kamen bei der 120. Weinversteigerung des Großen Rings am Freitag in der Europahalle unter den Hammer. Den Spitzenpreis erzielte ein 2004er Eiswein vom Weingut Egon Müller-Scharzhof aus Wiltingen/Saar mit 1395,87 Euro pro 0,75- Liter-Flasche.

 Annegret Reh-Gartner vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt und ihre 764-Euro-Trockenbeerenauslese. TV-Foto: Christiane Wolff

Annegret Reh-Gartner vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt und ihre 764-Euro-Trockenbeerenauslese. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Vor zwölf Jahren tauschte Heidi Kegel den OP-Kittel mit der Kellerschürze. Vom Chefarzt-Posten an einer Kölner Klinik wechselte sie in das Weingut von Othegraven nach Kanzem an der Saar. "Meine Tante war gestorben, das Weingut ohne Leitung", erzählt sie. Das Händchen für Weinbau hat sie offenbar geerbt: Nur ein Jahr später bot Kegel ihre Weine bei der Versteigerung des Großen Rings an. Diesmal ist sie wieder dabei. Ihr 2006er Ockfener Bockstein ist eine Riesling Goldkapsel-Auslese mit zartem Honig-Schmelz und Citrus-Aromen. "Ein explosiver Wein", erklärt Kellermeister Andreas Barth. Insgesamt kommen 38 Eisweine, Spät-, Aus-, Beeren- und Trockenbeerenauslesen von 23 Weingütern unter den Hammer. 8665 Flaschen versteigert Eberhard von Kunow, mehrere Hunderttausend Euro lassen sich Weinliebhaber und Sammler aus aller Welt diese kosten.Mitbieten können allerdings nur neun Kommissionäre, die mit ihren Kunden an langen Tischen in der Europahalle sitzen.

Mindestpreis für den Ockfener Bockstein: 40 Euro für die 0,75-Liter-Flasche. "Ich schätze, dass daraus bestimmt 60, 70 Euro werden", prognostiziert Kommissionär Bernd Weber. "Für den Ockfener Bockstein liegen mir zwei konkrete Bestellungen vor", sagt er. Welchen Höchstpreis seine Kunden ihm dafür vorgegeben haben, verrät Weber nicht.

Heidi Kegel ist angespannt. Ein Jahr lang hat sie sich um den Riesling gekümmert. "Da ist schon viel Herzklopfen dabei, wenn man neben dem Auktionator abwartet, wie das eigene Herzblut bewertet wird." Ihr Weingut ist das siebzehnte, das aufgerufen wird. "45, 46, 47, 48, 49, 50", zählt Auktionator von Kunow hoch. Die Kommissionäre stecken die Köpfe zusammen. Bei 61 Euro fällt der Hammer. "Ich hätte den Wein höher bewertet", kommentiert Jens Kallfelz vom Internet-Portal www.riesling.de am Journalistentisch "Das Weingut von Othegrafen ist eine unentdeckte Perle", erklärt der Weinexperte, "mit zarten, filigranen, typischen Saar-Weinen mit viel Finesse."

Heidi Kegel scheint die Unterbewertung nicht zu stören. Sie lächelt zufrieden. Auch, wenn ihr Herzblut sich nicht in teure Höhen aufgeschwungen hat.

Alle Ergebnisse ab nächste Woche im Internet unter www.vdp.de/versteigerungTeure Tropfen Spitzenergebnisse vergangener Jahre: 2004: Joh. Jos. Prüm, Bernkastel-Wehlen, 2000er Wehlener Sonnenuhr Trockenbeerenauslese (TBA): 2603 Euro, 2002: Fritz Haag, Brauneberg: 1994er Juffer Sonnenuhr TBA: 2366 Euro, 2001: Egon Müller-Scharzhof, Wiltingen: 1994er Scharzhofberger TBA: 9229 DM, 2000: Joh. Jos. Prüm, Wehlen: 1950er Wehlener-Zeltinger Sonnenuhr Beerenauslese: 7690 Euro, 1999: Egon Müller-Scharzhof: 1994er Wiltinger Braune Kupp Beerenauslese: 970 DM, 1995: Fritz Haag:1993er Juffer Sonnenuhr Beerenauslese: 8506 DM, 1983: Joh. Jos. Prüm: 1938er Wehlen-Zeltinger Sonnenuhr TBA: 2200 DM und Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch, Bernkastel-Kues: 1933er Berncasteler Doctor Riesling Beerenauslese: 1500 DM, 1970: Joh. Jos. Prüm: 1969er Graacher Himmelreich Riesling Eiswein: 72 DM.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort