Hören, was in der Zeitung steht

Wer nicht lesen kann, muss hören. Deshalb "vertont" das Hörmagazin Tonpost seit 40 Jahren Nachrichten für Blinde und Sehbehinderte. 760 Menschen abonnieren das Hörmagazin.

Trier. (red) "Bei den Verbrauchern wird der Schokoladennikolaus sehr gut angenommen", spricht Josef Hennes (72) mit deutlicher Stimme. Und Elsbeth Lubjuhn (64) liest aus einer Zeitung: "Das hebräische Wort Adam bedeutet schlicht Mensch." Später werden Hunderte Menschen hören, was Hennes und Lubjuhn "auflesen". Denn die beiden sind ehrenamtliche Sprecher des einzigartigen Hörmagazins in Deutschland, der "Trierischen Tonpost". Einmal in der Woche produziert die Arbeitsstelle "Medien für Blinde und Sehbehinderte" im Bistum Trier eine Hör-Version des Paulinus. Zudem vertont sie eine zweiwöchige Fernsehzeitung und viermal im Jahr die Zeitschrift "Behinderte Menschen im Beruf". Das Hörmagazin erscheint einmal im Monat - vor 40 Jahren zum ersten Mal. Damals erhielten rund 50 Blinde und Sehbehinderte auf Tonbandspulen eine Weihnachtsausgabe der Hörzeitung. Seit 1974 erscheint die Tonpost regelmäßig. Heute informiert die Audiozeitung ihre 760 Abonnenten aus dem deutschsprachigen Raum über kirchliche, gesellschaftliche, soziale, rechtliche und das Blindenwesen betreffende Themen.

Das achtköpfige Redaktionsteam arbeitet wie die rund 80 Sprecher hauptsächlich ehrenamtlich. Leitender Redakteur ist Martin Ludwig, der nach einem Autounfall 1985 sein Augenlicht verloren hat. "Ich habe die Tonpost nach meiner Erblindung kennengelernt. Richard Meyer, auf dessen Initiative die Tonpost vor 40 Jahren entstanden ist, hat mir sehr geholfen", sagt Ludwig. Nach dem Tod Meyers übernahm Ludwig 1996 die Leitung des Hörmagazins. Zudem organisiert er den Verkauf von Daisyplayern, ein Audioabspielgerät für Blinde. Durch deren Verkauf, die Unterstützung durch das Bistum Trier, durch Spenden und die ehrenamtlichen Mitarbeiter kann die Tonpost allen Blinden und Sehbehinderten ihren Service kostenfrei zur Verfügung stellen.

Dafür, "dass auch Menschen, die nicht mehr lesen können, zu Gehör bekommen, was in der Zeitung steht", reist Elsbeth Lubjuhn einmal im Monat aus Saarlouis nach Trier, um die Zeitung aufzulesen. Zu Hause werden die blinden und sehbehinderten Abonnenten dann auf die Playtaste ihres Rekorders drücken und hören: "Bei den Verbrauchern wird der Schokoladennikolaus sehr gut angenommen ..."

Gesucht werden ehrenamtliche Sprecher. Informationen gibt es unter Telefon 0651/7105-430.

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