Handfeste Hilfe für ratlose Eltern

TRIER-NORD. Die Entwicklungschancen der Kinder verbessern, die Eltern in ihrer Erziehungsarbeit stärken, die Vernetzung von Einrichtungen optimieren ­ dies sind die Ziele des Projektes "Kooperative Erziehung im Stadtteil Trier Nord", das von der Familienberatungsstelle des Bürgerhauses ins Leben gerufen wurde.

"Viele Kinder sind aggressiv und werden dadurch nicht nur zu einer Gefahr für sich selbst, sondern auch für Dritte", erklärt Lisa Neunkirch von der Familienberatungsstelle des Bürgerhauses Trier-Nord eine der häufigsten Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Und es sei nicht nur aggressives Verhalten, mit dem Kinder ihre Eltern konfrontierten. Vielen gehe zunehmend der Respekt vor Mutter und Vater verloren, oder sie seien nicht fähig, selbst Kontakte und Freundschaften zu Altersgenossen aufzubauen. Es seien Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, Vernachlässigung oder etwa der Trennung der Eltern, die solche Störungen hervorriefen.Besonders viele überforderte Eltern

Gestörtes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen ist ein Problem, mit dem die gesamte Gesellschaft umzugehen hat. Im Stadtteil Trier-Nord jedoch ergibt sich eine besondere Problemlage: Überdurchschnittlich viele Familien sind etwa von Arbeitslosigkeit betroffen. Zudem besteht dort eine besonders hohe Zahl junger Alleinerziehender. Diese sind oftmals mit der Verantwortung für ihre Kinder überfordert und können deren Fähigkeiten nicht im notwendigen Maße fördern. "Wenn Eltern oder Mütter selbst ums Überleben kämpfen müssen, rückt die Kindererziehung an die zweite oder dritte Stelle", erklärt Mona Gupta von der Familienberatungsstelle. "Darum zeigen in unserem Stadtteil bis zu einem Drittel der Kinder abnormes Verhalten." Im Mai vergangenen Jahres fand das erste Treffen der Projektgruppe "Kooperative Erziehung im Stadtteil Trier-Nord" statt. Beteiligte Einrichtungen sind das Bürgerhaus, die Baby- und Krabbelstube Trier-Nord, die Kindertagesstätte Sonnengarten, das Exzellenzhaus, der Kindergarten, die Grundschule sowie der Hort Ambrosius, die Kindertagesstätte Leuchtturm, das Jugendamt, das Jugendgemeinschaftswerk, die Theodor-Heuss-Hauptschule und das Quartiersmanagement der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg. Trier-Nord besitzt eine Vielzahl von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit, nur deren Vernetzung ist noch zu verbessern. Nur dadurch kann eine gezieltere Arbeit mit Eltern und Kindern gewährleistet werden. Beim ersten Treffen der Projektgruppe wurde eine Befragung von Eltern und Mitarbeitern von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit beschlossen. Lisa Neunkirch: "Die Resonanz war positiv. Von den Eltern wurden etwa 40 Prozent der Fragebögen zurückgeschickt. Die Auswertung soll zeigen, welche Ziele bei der Erziehung verfolgt werden sollen, aber auch, wo die größten Probleme der Familien liegen." Außerdem würden durch die Auswertung wichtige Anregungen und Ideen für die Projektarbeit gesammelt. Im September vergangenen Jahres wurde der Arbeitskreis "soziale Intervention" eingerichtet. "Das Ziel dieses Arbeitskreises ist es, mit sich abschottenden, isolierten Familien in Kontakt zu treten", sagt Mona Gupta. "Wir dürfen gerade diese Familien nicht so schnell aufgeben. Wir müssen versuchen, einen Zugang zu ihnen zu finden und mit ihnen ihre vielfältigen Probleme anzugehen." Diesem ersten Arbeitskreis sollen weitere derartige Planungseinheiten folgen, die sich jeweils einem spezifischen Themenkomplex widmen.Umsetzung beginnt im Frühjahr

Die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte wird im Frühjahr beginnen. Gupta blickt voraus: "Wir könnten uns etwa vorstellen, mit einem Elternabend zu starten, der von mehreren Institutionen getragen wird. So hätten wir die Chance, auf unsere Arbeit und unsere folgenden Angebote aufmerksam zu machen." Auch sollen Eltern gezielt mit Informationen zu verschiedenen Problembereichen ausgestattet werden, etwa zu gestörtem Sozialverhalten oder zu Hyperaktivität. Ebenfalls denkbar seien Freizeitangebote für Eltern und Kinder, die den Austausch fördern und das Verhältnis von Eltern und Kindern stärken. Familienberatungsstelle Bürgerhaus Trier Nord (Mitarbeiterinnen: Mona Gupta, Lisa Neunkirch,Brigitte Billigen), Franz-Georg-Straße 36, Telefon 0651/9182016.

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