Handwerk schlägt Alarm

Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer fordern von der Stadt, dass regionale Betriebe die Chance erhalten, sich an der Generalsanierung des Südbads zu beteiligen. Ausgeschrieben werden soll die 7,4-Millionen-Euro-Sanierung noch in diesem Monat.

Trier. Das Handwerk schlägt Alarm: Die Stadt plane, die 7,4 Millionen Euro teure Südbad-Sanierung so auszuschreiben, dass regionale Betriebe sich nicht bewerben könnten. "Wird, wie angekündigt, verlangt, dass sich nur Konsortien mit langjährigen, gleichwertigen Referenzobjekten bewerben dürfen, bleibt das regionale Handwerk außen vor", fürchtet Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt.In der Region sei kein vergleichbares Schwimmbad in der jüngeren Vergangenheit gebaut worden, die Forderung für das regionale Handwerk daher unerfüllbar.

Matthias Schwalbach, stellvertretender Leiter der HWK-Wirtschaftsförderung: "Sollte ein Generalunternehmer von außerhalb den Auftrag erhalten, dann muss es zumindest die Klausel geben, dass die Gewerke anschließend einzeln in der Region ausgeschrieben werden. Das ist bisher nicht von der Stadt vorgesehen."

Wirkte die Stadt darauf hin, dass die Auftragssumme vor Ort ausgegeben würde, bliebe außerdem die Gewerbesteuer der Region erhalten, fügt Tschickardt an. "Verbleibt die laufende Instandhaltung dagegen bei einem Generalunternehmer von außerhalb, könnte es sein, dass das Bad bei dringenden Reparaturen geschlossen werden muss, weil die ausländische Firma nicht beikommt", malt er mögliche Nachteile einer europaweiten Ausschreibung ohne Berücksichtigung regionaler Betriebe aus.

Bürgermeister und Sportdezernent Georg Bernarding wehrt ab: "Regionale Betriebe werden sich durchaus an der Südbad-Sanierung beteiligen können." Allerdings sei das Südbad ein Pilotprojekt, bei dem neben dem Bau auch die Betriebsbeteiligung sowie die laufende Instandhaltung für 25 Jahre vergeben werde. Wie ein solches PPP-Projekt in der Praxis abgewickelt werden könnte, sei nicht bis ins Detail bekannt. Aus rein praktischen Gründen würde ein potenzieller ausländischer Generalunternehmer jedoch Instandhaltung und Betrieb wohl an Betriebe vor Ort vergeben. "Auf jeden Fall ist die Handwerkskammer in das PPP-Planungsbüro des Landes eingebunden."

Schwalbach reicht diese Zusammenarbeit nicht aus: "Es gibt zwar Gespräche, aber auch ungelöste Konflikte." Zum Beispiel wolle die Stadt dem Vorschlag der HWK nicht folgen, einen gemeinsamen Vergabeausschuss einzurichten. "Immerhin ist es ein Pilotprojekt, da sind Transparenz und Dokumentation wichtig", betont Schwalbach.

Für Bernarding ist die Gestaltung von Bau und Betrieb des neuen Südbads noch offen: "Möglich, dass ein ausländischer Generalunternehmer beauftragt wird. Aber auch die Stadtwerke haben die Chance, ein gutes Angebot abzugeben - zum Beispiel, wenn sie sich mit einem regionalen Bauunternehmer zusammentun."

Meinung

Intensive Gespräche nötig

Kein Handwerkerkonsortium der Region hat schon mal ein Projekt wie die General-Sanierung des Südbads mit anschließendem Betrieb und Instandhaltung realisiert. Die Stadt betritt dagegen kein völliges Neuland: Beim Bau der Arena gab es ein ähnliches Konzept. Der Generalunternehmer beauftragte damals zwar Unternehmen aus der Region mit 30 Prozent der Arbeiten - die sich allerdings nur auf 15 Prozent der Bausumme beliefen. Dass die HWK Angst hat, erneut lediglich mit den "billigen" Arbeiten abgespeist zu werden, ist da verständlich. Kammer und Stadtverwaltung müssen sich zu intensiven Gesprächen zusammenfinden - nur so kann Verständnis dafür geweckt werden, dass der Gesamtauftrag womöglich besser bei einem Unternehmen aufgehoben ist, dass bereits Erfahrung mit solch großen Projekten hat. c.wolff@volksfreund.de

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