Happy End für Wichernhaus-Kinder

TRIER. Der Einsatz der Eltern hat sich gelohnt: Der bisherige evangelische Wichernhaus-Kindergarten am Palastgarten bleibt nicht nur als Standort erhalten, es werden auch alle bisherigen Kinder aus der Tagesstätte einen Platz beim neuen Träger erhalten.

Es ist genau ein Jahr her, dass die Hiobsbotschaft die Wichernhaus-Kinder und ihre Eltern wie aus heiterem Himmel traf. Eben hatten sie noch mit viel Eigen-Engagement die Außenanlagen und den Garten der Einrichtung neu gestaltet, da teilte die evangelische Kirche als Träger das Aus für die Tagesstätte mit. Die Eltern mochten sich mit der aus Kostengründen veranlassten Schließung nicht abfinden. Sie protestierten, diskutierten, demonstrierten sogar vor dem Kirchentag. Ein Freundes- und Förderkreis wurde gegründet, Überlegungen angestellt, die Trägerschaft in Eigenregie zu übernehmen. Doch einen Silberstreif am Horizont gab es erst, als die Lebenshilfe sich für die Räumlichkeiten interessierte und bei der Stadt auf offene Ohren stieß. "Wir hatten schon länger daran gedacht, unsere Einrichtung in der Domänenstraße zu einem integrativen Kindergarten auszubauen", sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Gereon Kohl. Aber dort fehle es am nötigen Platz. Die erfolgreiche und stark bei Eltern nachgefragte Tagesstätte Am Bach habe gezeigt, dass eine integrative Ausrichtung optimale Förderung für behinderte Kinder ermögliche. Die Wichernhaus-Eltern empfanden den neuen Träger und sein Konzept als "große Chance". Man habe sich "echt gefreut", berichtet die Elternausschuss-Vorsitzende Cynthia Nay. Zumal die Lebenshilfe auch positiv auf Initiativen der Eltern reagiert habe, zum Beispiel die Einrichtung eines Englisch-Angebots für die älteren Kinder.Lebenshilfe "großzügig und flexibel"

Allerdings ergab sich ein grundsätzliches Problem: Die Lebenshilfe will drei Gruppen mit je zehn nicht behinderten und fünf behinderten Kindern einrichten. Zwei dieser Gruppen sollen im ehemaligen Wichernhaus Platz finden, die dritte in der Domänenstraße. Bei 23 Kindern des "alten" Kindergartens hätten drei die gewohnte Umgebung verlassen müssen. Die Eltern wandten sich an die Lebenshilfe, und die zeigte sich "großzügig und flexibel" (Nay). Für ein Jahr nimmt man einen kleinen Überhang in Kauf. Weil der neue Träger auch die Mehrzahl der an einer Übernahme interessierten Mitarbeiter weiter beschäftigt, dürften sich die Kinder nach der Sommerpause rasch heimisch fühlen. Gereon Kohl spricht von einer "spannenden Zeit", die sich aus der Zusammenlegung der beiden Einrichtungen ergebe. Man wisse "noch gar nicht so genau, wie das nachher funktioniert". Selbst die Frage, wie der Kindergarten künftig heißen soll, ist noch nicht entschieden. Der Aufwand für die Lebenshilfe ist beachtlich, muss doch die therapeutische Einrichtung für die behinderten Kinder am Palastgarten erst mal geschaffen werden. "Da können wir Hilfe gut gebrauchen", sagt der Geschäftsführer. Der Förderverein ist gemeinsam mit dem neuen Träger schon aktiv geworden und hat einen Förder-Antrag an die SWR-Aktion "Herzenssache" gestellt. Auch beim Personal gibt es noch einen Wunsch: "Wir könnten einen zusätzlichen, engagierten Praktikanten brauchen", verrät Gereon Kohl. Wer sich konkret für den Beruf eine Heilerziehungspflegers interessiere, sei ebenso willkommen wie jemand, der im Betreuungs-Bereich Erfahrungen sammeln wolle.

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