Happy End für ein heikles Kapitel

TRIER. Noch gerade rechtzeitig zum Jubiläumsjahr veröffentlicht die Sparkasse Trier in Form einer Broschüre eine Art Bilanz ihrer Entwicklung seit der Fusion vor zehn Jahren. Was im Jahr 1995 von vielen Zweifeln und skeptischen Anmerkungen begleitet war, hat sich als Erfolgsmodell entpuppt.

 Erfolgsmodell: 1995 fusionierten die Sparkassen des Kreises und der Stadt Trier. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

Erfolgsmodell: 1995 fusionierten die Sparkassen des Kreises und der Stadt Trier. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

"Es war ein ganz schön heikles Kapitel", erinnert sich der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Trier-Saarburg, Franz-Peter Basten, an die Zeit der Fusionsdebatte. Die Sparkasse des Landkreises und die der Stadt Trier unter einem Dach zusammenzufassen, erschien nicht wenigen als Sakrileg. "Da hatte mancher Angst, ihm würde sein Spielzeug weggenommen", resümiert Basten augenzwinkernd. Der Mehringer Politiker war Initiator der Fusionspläne, und er fand parteiübergreifende Mitstreiter in Josef Peter Mertes (SPD), Christoph Grimm (SPD) und dem Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer (CDU). Der Fusions-Gedanke war revolutionär, und es gab, wie Schröer es heute formuliert, "sehr viele Vorurteile zu überwinden". Mitarbeiter fürchteten um ihre Arbeitsplätze, Bürgermeister um ihre Filialen, Kultur- und Sportvereine um ihre Zuschüsse. Vor allem im Kreis grummelte es vernehmlich.Gemeinsamer Wirtschaftsraum

"Für die Fusion sprach schlicht die wirtschaftliche Vernunft", sagt Franz-Peter Basten. Immerhin, ergänzt der OB, sei man "ein gemeinsamer Wirtschaftsraum", der auch ein gemeinsames öffentlich-rechtliches Bank-Institut brauche. Ein Argument, mit dem sich seinerzeit auch die Kammern in die Debatte eingeschaltet hatten. Drastischer formuliert es Dieter Mühlenhoff, von Beginn an Chef des fusionierten Unternehmens. Die Situation heute "wäre schrecklich, wenn das nicht gelungen wäre". Jahrelang hätten die noch getrennten Sparkassen "viel Kraft auf den Wettbewerb untereinander verwendet", statt auf die wachsende Konkurrenz zu reagieren. Erst die "Bereinigung der Gemengelage" habe die Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg geschaffen, den der Direktor an konkreten Zahlen belegt: 2,3 Milliarden Euro Einlagen (1995: 1,7 Milliarden), 3,2 Milliarden Bilanzsumme (1995: 2,5 Milliarden). Nicht zu reden von den knapp zehn Millionen Euro Gewerbe- und Körperschaftssteuer, die der Sparkassen-Goliath jährlich zum Wohl der kommunalen Kassen ans Finanzamt überwies. Und von den 1,1 Millionen, die im Schnitt per anno für soziale oder kulturelle Zwecke überwiesen wurden und die Dieter Mühlenhoff noch deutlich steigern will. Auch der Trier-Saarburger Landrat Richard Groß, im Wechsel mit dem Trierer OB Aufsichtsratsvorsitzender der Sparkasse, attestiert dem Unternehmen eine erfolgreiche Arbeit. Dabei galt er vor zehn Jahren wenn nicht als Gegner, so doch als skeptischer Begleiter der Fusion. "Es war schon richtig, dass wir ein paar Sicherungen eingebaut haben", sagt er rückblickend. Worauf er anspielt, ist nicht nur die paritätische Besetzung der Entscheidungsgremien durch Stadt und Land. So kann darüber hinaus etwa eine Filiale nur mit Zustimmung der Mehrheit der Vertreter aus dem betroffenen Beritt geschlossen werden. Ob es daran liegt, dass die befürchteten Radikal-Schließungen ausgeblieben sind? Um elf Geschäftsstellen wurde das dichte Netz gekappt, mit Zustimmung der Politik. "Das war das "betriebswirtschaftliche Minimum", betont Mühlenhoff und weist darauf hin, dass im Gegenzug viele Filialen modernisiert, renoviert und teilweise sogar neu errichtet worden seien: "Wir haben einige Millionen verbaut". Gespart hat man dagegen am Führungspersonal: Der Vorstand wurde, wie bei der Fusion verabredet, stufenweise von fünf auf drei Mitglieder reduziert. Freilich sind in den vergangenen zehn Jahren auch rund 100 Arbeitsplätze weggefallen - ohne Kündigungen, durch Fluktuation. "Ohne die Wirtschaftskraft der Fusion wären viel radikalere Schnitte nötig gewesen", ist Franz-Peter Basten sicher. "Sparkasse der Region"

Deshalb ist nach seiner Auffassung "der Fusionsprozess noch längst nicht abgeschlossen". Auch Mühlenhoff, der nächstes Jahr ausscheidet, macht keinen Hehl aus seiner Präferenz für eine "Sparkasse der Region". Doch seit dem Übernahme-Engagement der Kreissparkasse Bernkastel-Wittlich für die zur Region Koblenz gehörige Sparkasse Cochem-Zell liegen entsprechende Überlegungen auf Eis. Ob Bitburg-Prüm oder Daun sich jemals unter ein gemeinsames Dach trauen? Basten ist da gar nicht so pessimistisch: Man brauche nur "den Mut, es zu wollen und die Bereitschaft, ein politisches Risiko einzugehen".

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