Harte Nüsse und Kröten

Sie haben zwar keinen Trauerflor ausgebreitet, aber Sorgenfalten in den Gesichtern der rheinland-pfälzischen Delegierten im Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger (ZDS) sprechen Bände. Denn der Wettbewerb wie in jedem anderen Handwerksberuf hat mit Fall des Schornsteinfeger-Monopols von 1935 auch bei den Kaminkehrern in Rheinland-Pfalz begonnen.

Trier. (cofi) Sie sehen ihre Pfründe schwinden: Die EU hat am Monopol für Schornsteinfeger gesägt und ab 2013 können die Bürger frei wählen, wer ihnen aufs Dach steigt. Ihr Metier wird ein Handwerk wie jedes andere. In den Wettbewerb einsteigen müssen die Schornsteinfeger bereits jetzt schon. Sie müssen sich um Kehrbezirke bewerben, die bundesweit ausgeschrieben werden, und auch europäische Kollegen könnten den Zuschlag erhalten. Service und Leistung bekommen mehr Gewicht, wer Berufserfahrung, Meisterbrief, Weiterbildungen und Geschäftskonzept vorweisen kann, hat einen latenten Vorsprung vor Jüngeren. "Aber niemand kann sich sicher sein, einen Kehrbezirk zu bekommen", sagt Markus Wanck, Regionalsekretär im ZDS (Regionalverband Südwest). Auch wenn diese Entwicklungen eine harte Nuss seien, "die Welt dreht sich weiter", macht Wanck Mut, in den Wettbewerb und die Zukunft einzusteigen.

Schwarze Schafe haben keine Chance mehr. "Die Monopolstellung war nicht mehr zu halten. Wer schlecht arbeitet, wird keine Chance bei den Kunden haben", sagt Fred Schmittgen vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Allerdings sei eine Beurteilung auf dem Papier nicht sachgerecht. Eine Anhörung Sachkundiger sei wichtig, "aber ein Stimmrecht haben sie nicht".

Das Augenmerk der Gewerkschaft müsse da vor allem auch auf den Jung-Schornsteinfegern liegen. "Die Weiterbildung ist wichtig, nicht nur um sich selbstständig zu machen, sondern um ein kompetenter Mitarbeiter zu sein", sagt Landessprecher Oliver Gläßge. Denn auch die Angst vor Entlassungen hat die Gesetzesnovellierung verschärft.

Allerdings gebe es Nachbesserungsbedarf, sagt Wanck, denn durch Änderung des Bundesemissionsschutzgesetzes sind neue Mess-Intervalle festgesetzt worden. Der drei-Jahres-Takt beiße sich mit den Sicherheitskontrollen, die alle zwei Jahre anstehen. "Es ist schade, dass diese Intervalle nicht homogenisiert wurden. Diese Kröte müssen wir schlucken", sagt Wanck.

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