"Haste mal ’ne 438?"

TRIER. Der Lautstärkepegel ist beachtlich; die Menschen sitzen auf Bänken, hocken in Grüppchen auf dem Boden, suchen nach einer neuen Gelegenheit: zum Tauschen von "Paninis".

Die Europäische Kunstakademie hat gemeinsam mit staatsfunk.de unter der Schirmherrschaft von "Eintracht"-Legende Paul Linz zur zweiten Trierer Panini-Tauschbörse geladen, und alle sind sie gekommen: Mütter mit ihren Söhnen, Großmütter mit fußballbegeisterten Enkelkindern, junge Männer in unbestimmbarer Anzahl, vielfach mit Freundinnen. In der Kunsthalle herrscht ein reges Kommen und Gehen. Die Tauschbörse findet statt im Rahmen des Projektes "Ballkünstler": Auf einem Regal nahe des Eingangs prangen kreativ gestaltete Bälle, vom Schachspielball bis zum Monster. Die Großleinwand im Hintergrund findet wenig Beachtung: Fast drei Stunden Zeit bis 21 Uhr. "409? Nee... 410? Ja... 438? Mist, nur 448..." Mattis (8) und Fynn (11) tauschen mit einem Freund. "Sie haben das von ihrer Lehrerin erfahren, da war die Klasse ganz heiß drauf", lacht ihr Vater. "Ein Mann hat mir einen ganzen Stapel geschenkt!", strahlt Erik (10) aus Oberbillig. So kann auch sein gleichaltriger Freund Maximilian einige Fußball-Bildchen bekommen. "Ich geh' grad mal raus, ich brauch' ein bisschen frische Luft", stöhnt ein Vater, seine beiden kleinen Kinder im Schlepptau. Bennet (9) ist voller Eifer: "Mir fehlen nur noch die 21!" Fleißig hat er die Päckchen gekauft, vor zwei Wochen bereits viel eingetauscht. "Die meisten in meiner Klasse haben weniger!" "Das wird immer schwieriger", stöhnt eine junge Mutter mit kleinem Sohn, "aber wir sammeln noch ein bisschen..." "Jemand zum Tauschen?", fragt die Mutter von Kai (10). Bennet hat nichts dagegen. Und siehe da, es fehlen nur noch 19. "Mein Freund sammelt - ich bin nur gekommen, mir das Spektakel anzusehen", sagt Sonja, mit einer Kamera bewaffnet. "Ich hab' schon zwei Kolleginnen getroffen. Manche Leute sind aus dem Saarland angereist!" Um sieben ist Bennet durchgeschwitzt in seinem roten Fußballer-Trikot; ihm fehlen noch 16 Stück. "Wie kommt das letzte Sechseck in den Ball?" wird bei einem Gewinnspiel gefragt. Auf die Sieger warten zehn Fußmatten aus WM-Rasen. "Die Reihenfolge stimmt nicht, ich hab' sie grad erst gekauft", stellt ein junger Mann vor der Halle fest. Seine Freundin ist mit Notizheft zugange: "Ich muss erst sortieren." "Ich hab' nicht gedacht, dass das so anstrengend ist!", seufzt er. "Bring nichts durcheinander!", ermahnt auch eine Oma ihren Enkelsohn. Bennet ist um 20 Uhr glücklich: "Voll!"

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