"Hat jemand mal an uns gedacht?"

270 Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift über den Kahlschlag am Moselufer (der TV berichtete) beschwert. Am Donnerstag kamen Oberbürgermeister Klaus Jensen sowie als "Prügelknabe" ein Vertreter des Landesbetriebs Mobilität nach Pfalzel, um mit 30 aufgebrachten Bürgern zu sprechen.

Trier-Pfalzel. Teilweise fielen recht deftige Worte in der einstündigen Diskussion am Moselufer, mit freier Sicht auf die gegenüberliegende A 602. "Die Bäume waren größtenteils faul", informierte Ottmar May, stellvertretender Leiter des Autobahnamts Montabaur, das zum Landesbetrieb Mobilität gehört. Damit erntete er heftige Buh-Rufe, die sich noch steigerten, als er in Aussicht stellte, dass die auf Stock geschlagenen Bäume "in kürzester Zeit" wieder wachsen würden. "Dann bin ich tot", kommentierte ein Pfalzeler. Denn der im Winter gefällte Wall aus Bäumen war zwischen 30 und 80 Jahren alt.Fällarbeiten im Schutzgebiet

Die Pfalzeler kritisieren, dass infolge der Abholzungen der Lärm in Pfalzel unerträglich zugenommen habe. "Ich weiß nicht, wie oft ich täglich beschwören könnte, dass es lauter geworden ist", ärgerte sich Thomas Müller. Nicht nur die Tatsache, dass die Fällaktion teilweise in einem Schutzgebiet stattfand, erbost die Beschwerdeführer. "Hat denn jemand einmal an uns gedacht?", fragte Jutta Palme. Und Thomas Müller fügte hinzu: "Kein Verantwortlicher hat sich hier sehen lassen, es wurde einfach weggeruppt!" In der Tat blieben eine Entschuldigung oder offenes Bedauern auf Behördenseite auch am Donnerstag aus. Zwar habe man in Unkenntnis des Schutzgebietes und nicht in Absprache mit der Stadt gehandelt. Hätte man es aber gewusst, wäre das Ergebnis der Fällaktion aus Verkehrssicherheitsgründen nicht anders ausgefallen, sagte May. An diesem Punkt schaltete sich Oberbürgermeister Klaus Jensen in die Diskussion ein und widersprach. Die Stadt sei von der Maßnahme überrascht gewesen. Er hätte im Falle der geplanten Fällung in dieser Tiefe, die in dieser "Radikalität" einmalig sei, massiv dagegengehalten. Neupflanzungen, wie von einigen Pfalzelern gefordert, hielt Jensen aber für sinnlos.1000 Sträucher sollen Ausgleich schaffen

Den Pfalzelern bliebe nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass die Bäume wieder wachsen. Als Ausgleichsmaßnahme würden "1000 starke Sträucher" moselabwärts gepflanzt, wenngleich das den Pfalzelern bei der Lärmschutzfrage aktuell nicht weiterhelfe. Jensen versprach, sich für Lärmmessungen einzusetzen sowie im Falle überschrittener Werte Kontakt zum Bund aufzunehmen, damit die Errichtung einer Lärmschutzwand geprüft wird. Die seit Jahren geforderte Maßnahme würde etwa 1000 Euro pro laufenden Meter kosten, überschlug May. "Es gibt doch eine EU-Umgebungslärmrichtlinie", wunderte sich am Ende Jutta Palme. "Lärmaktionspläne müssen unter Bürgerbeteiligung durchgeführt werden. Doch offenbar kennt das keiner!"

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