Hauptfriedhof: Investor soll Eingang beleben

Der Hauptfriedhof bleibt eine städtische Problemzone. Zwar ist endlich die Fertigstellung der neuen Toilettenanlage in Sicht, aber nun macht das historische Eingangsgebäude Sorgen. Baudezernentin Kaes-Torchiani würde es gern an einen privaten Investor abtreten.

Trier-Nord. "Historisches Gebäude umständehalber zu günstigen Konditionen abzugeben." Eine solche Annonce wird es in diesem Fall nicht geben, doch inhaltlich bringt sie den Sachverhalt auf den Punkt, bestätigt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.

Die betagte Immobilie ist das 1911 errichtete Hauptfriedhofs-Eingangsbauwerk an der Herzogenbuscher Straße. An ihm nagt der Zahn der Zeit, und Hoffnung auf Besserung macht der desolate Stadt-Etat zunichte. "Wir können uns eine Sanierung einfach nicht leisten", bedauert die Dezernentin.

Deshalb sucht sie eine anderen Möglichkeit, das Gemäuer in absehbarer Zeit runderneuert erstrahlen zu lassen: "Ich denke daran, einen privaten Investor mit ins Boot zu nehmen." Das Ganze könnte dann so aussehen: Der Investor bringt das Haus auf eigene Kosten auf Vordermann und kann es dann nach eigenen Vorstellungen nutzen, die allerdings mit der Würde des Ortes in Einklang stehen müssen. Städtische Gegenleistung: "Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite und können uns eine extrem günstige Miete vorstellen." Simone Kaes-Torchiani schwebt eine Teil-Nutzung als Friedhofscafé vor, außerdem könnte sie sich Büroräume ("vielleicht eines Bestattungsunternehmens") vorstellen. Sollte sich kein Interessent finden, wäre ein Wettbewerb für FH-Architektur-Studenten denkbar.

Sie sei sich "darüber im Klaren, nicht nur euphorische Reaktionen" zu ernten, "aber der Bau der neuen Friedhofstoiletten zeigt ja, dass mitunter ganz ungewöhnliche Ideen zum Erfolg führen können." In besagtem Fall stammt die Idee vom Trierischen Volksfreund, der im Januar 2008 angeregt hatte, die maroden WCs gemeinsam mit der Handwerkskammer im Rahmen eines Ausbildungs-Projekts zu sanieren.

Zwar haben sich die seit 2007 geschlossenen Toiletten im Eingangsgebäude als irreparabel erwiesen, doch blieben HWK und Kreishandwerkerschaft weiterhin bei der Stange, als die Stadt das verwaiste ehemalige Gärtnerhäuschen mitten auf dem weitläufigen Friedhofsgelände zum Umbau in eine Toiletten-Anlage vorschlug.

Inzwischen befindet sich das Vorhaben auf der Zielgeraden. Beteiligt sind Lehrlinge aus neun Innungen. Es entsteht neben Herren- und Damenklo (mit Wickeltisch) auch erstmals auf dem Hauptfriedhof eine behindertengerechte Toilette. Den Wert des ehrenamtlichen Handwerker-Einsatzes schätzt Klauspeter Quiring, Chef des städtischen Gebäudemanagements, auf "gut gerne 50 000 Euro. Wobei das Engagement aber einen unschätzbaren ideellen Wert hat, denn komplett auf eigene Rechnung hätten wir uns die Toiletten nicht leisten können." So muss die Stadt voraussichtlich nur etwa 40 000 Euro an Materialkosten beisteuern.

Im März soll der Umbau des Ex-Gärtnerhäuschens abgeschlossen sein und die Toilettenmisere der Vergangenheit angehören. Jüngster Akt einer Reihe von Stille-Örtchen-Peinlichkeiten auf dem Hauptfriedhof: Am letzten Oktober-Samstag waren die derzeit einzigen Friedhofsklos (an der Trauerhalle, Hospitalsmühle) versehentlich verschlossen.

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