Hauptmarkt bald ohne H&M?

Trier · Der schwedische Konzern will gerne über 2019 hinaus in Triers bester Lage bleiben. Die Modekette und der Vermieter, die Nikolaus-Koch-Stiftung, sagen: Die Verhandlungen laufen noch.

 Hauptsächlich jüngere Menschen kaufen in der H&M-Filiale im Palais Walderdorff am Trierer Hauptmarkt ein. TV-Foto: Roland Morgen

Hauptsächlich jüngere Menschen kaufen in der H&M-Filiale im Palais Walderdorff am Trierer Hauptmarkt ein. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier Endlich Großstadt - das dachten im Februar 1999 viele vor allem junge Menschen aus Trier und Umgebung, als der schwedische Modediscounter Hennes & Mauritz seine Türen am Hauptmarkt öffnete. Endlich nicht mehr nach Köln oder Luxemburg fahren müssen, um an trendige und günstige Klamotten zu kommen.
Ausgerechnet im 20. Jahr, also 2019, soll sich H&M aus der Filiale am Hauptmarkt zurückziehen, so ist es jedenfalls auf einer Onlineplattform zu lesen.
"Wir tappen im Dunkeln", heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Alle seien geschockt von der Meldung. Sie hätten aus dem Internet davon erfahren. Der Konzern hat den Mitarbeitern laut TV-Informationen bisher nicht erklärt, was los ist. Und der Betriebsrat will sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich äußern und verweist deshalb auf die Gewerkschaft. Die kann momentan weder bestätigen noch dementieren, dass die H&M-Filiale 2019 schließt. "Die Mitarbeiter sind zutiefst beunruhigt und werden vom Unternehmen im Regen stehen gelassen", sagt verdi-Gewerkschaftssekretär Alex Sauer. "Wir werden für den Erhalt der Arbeitsplätze der 58 Mitarbeiter kämpfen."
Auf eine umfangreiche TV-Anfrage vom späten Mittwochnachmittag antwortet die H&M-Pressestelle in Hamburg am Donnerstag mit einem einzigen Satz: "Wir können bestätigen, dass wir uns seit einiger Zeit in Verhandlungen mit dem Vermieter befinden, mit dem Ziel, eine Verlängerung des Mietvertrages zu erreichen."
Der Vermieter, das ist die Nikolaus-Koch-Stiftung, die das gesamte Palais Walderdorff besitzt. Doch auch dort hält sich die Auskunftsfreude in Grenzen: "Laufende Vertragsverhandlungen kommentiert die Nikolaus-Koch-Stiftung nicht."
H&M würde gerne in der Premiumlage am Hauptmarkt weitermachen, wie die Pressestelle auf erneute Nachfrage, ob das Aus 2019 besiegelt sei, deutlich macht: "Unser Ziel ist wie schon erwähnt die Verlängerung des Mietvertrages, daher können wir sagen, dass wir keinen Rückzug anstreben." Alle weiteren Fragen bleiben unbeantwortet. So auch die, ob die H&M-Kids-Filiale in der Trier Galerie weiterhin dort zu finden sein wird.
Und wer könnte H&M als Mieter der Immobilie in bester Lage folgen, sollte es zum Rückzug kommen? Die Drogeriemarktkette dm ist mit Filialen in der Simeon-, in der Brotstraße und in der Trier Galerie schon dreimal in der Fußgängerzone vertreten. dm macht keinen Hehl daraus, einen neuen Standort zu suchen: "Wir befinden uns momentan in Gesprächen bezüglich eines weiteren Standortes in der Trierer Innenstadt. Darüber hinaus möchten wir gegenwärtig keine weitere Auskunft geben", teilt der dm-Gebietsverantwortliche Markus Otto dem TV mit.Extra: ÄRGER UM KÜNDIGUNG VOR EINIGEN JAHREN


Die Stockholmer Modekette Hennes & Mauritz, gegründet 1947, war schon 2013 in Trier in die Schlagzeilen geraten: Damiano Quinto war damals Betriebsratsvorsitzender bei H&M in Trier sowie Konzern- und Gesamtbetriebsratsmitglied. Andere H&M-Filialen fragten Quinto deshalb gelegentlich als Beisitzer in sogenannten Einigungsstellen an. Ein solches Gremium soll zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat vermitteln, wenn beide Seiten unterschiedlicher Auffassung sind. Bei der H&M-Filiale in Trier hatte Quinto den Beisitzerjob als Nebentätigkeit angezeigt, das Unternehmen untersagte ihm dies jedoch. Quinto nahm trotzdem im Urlaub oder in seiner Freizeit an Terminen von Einigungsstellen teil und wurde deshalb abgemahnt. H&M kündigte ihm schließlich fristlos. Nach einem dreijährigen Rechtsstreit durch drei Instanzen gewann Quinto 2015 vor dem Bundesarbeitsgericht.

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