Hausbesuch in der Heimat

Bis zur vierten Staffel hat es die Fernseh-Sendung "Guildo und seine Gäste" gebracht. Darin lädt Guildo Horn ein zum Zuschauen beim Gespräch mit geistig behinderten Menschen. Nun geht der Moderator auf Hausbesuch zu seinen Gesprächspartnern. In den Sendungen im SWR am 28. Dezember 2008 und 4. Januar 2009, jeweils 22.30 Uhr, ist Guildos Visite in Riveris und Trier unter anderem bei seinem Fernseh-Assistenten Stefan Bohnert aus Riveris zu sehen.

Trier. Mittags, Mensa Trier. Es riecht unverkennbar nach Kartoffelpüree und Sauerkraut. Hunderte hungrige Studenten sind fokussiert auf die schnelle Nahrungsaufnahme. Nur wenige nehmen Notiz davon, dass ein Kamerateam an der Ausgabe-Theke dreht und zwei Männer zu einem Tisch begleitet. Ganz wenige erkennen einen von ihnen, noch weniger trauen sich, ihn anzusprechen. Die, die es wagen, bekommen ein Autogramm und vielleicht eine kurze Erklärung dazu. Der eine mit den langen Haaren, dem Dreitage-Bart und dem bunten Wollschal um den Hals ist Guildo Horn, der andere sein Begleiter und TV-Sendungs-Partner Stefan Bohnert.

Doch Guildo ist nicht in der Mission "Nussecken und Himbeereis" unterwegs: Er ist mehr der zweite Teil vom "Doppel-Ich", wie er es in seinem gleichnamigen autobiografischen Roman schreibt, der Teil, der früher zum sozialen Jahr bei der Lebenshilfe angetreten war und ein Pädagogik-Studium mit Abschluss ablegte.

Und doch schaut aus seinen Augen der typische Hornsche Schalk. Der Unterschied: Es gibt keine Maske, die der Talk-Meister aufsetzt, wenn die Kamera läuft. So wie seine Gäste ist Guildo unverfälscht und zeigt sich, im Gegensatz zu seiner Musiker-Karriere, nicht inszeniert.

Die Gruppe um Horn ist für drei Tage in Trier und Riveris unterwegs, bei Guildos geistig behindertem Fernseh-Assistenten Stefan auf Hausbesuch. Das Autogramm ist auf den Studenten-Block gekritzelt, und schon sind die beiden wieder ins Gespräch und ins Mensa-Essen vertieft. Zu bereden gibt es viel, nicht nur, weil sich beide schon seit einer Lebenshilfe-Ferienfreizeit zum Bodensee im Jahr 1990 kennen. Die nicht ganz private Mittagspause ist verdient. Noch einige Minuten zuvor haben sie in einer Vorlesung von Guildos ehemaliger Pädagogik-Dozentin gesessen, und Stefan hat aus dem Stehgreif den Studenten über sein Leben, seinen Alltag, den er selbstständig gestaltet, seine Arbeit bei der Lebenshilfe Trier, seinen Garten und seine Vorliebe für Astronomie berichtet.

"Ich wollte mit Stefan dorthin, wo Bildung ist", sagt Guildo. Also ab an die Uni. Nicht, um ihn vorzuführen, sondern "um zu zeigen, wie wissbegierig er ist. Er ist ein sehr disziplinierter Mensch". Und um zu zeigen, wie wenig Vorurteile greifen. All das - wie in der Sendung auch - ohne den pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Aber mit genügend Sensibilität, die Gratwanderung zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit ohne Absturz zu meistern.

Ein straffes Programm absolvieren Guildo und Stefan. Eine Stadtbesichtigung ist geplant, und am Abend geht es noch an die Sternwarte. Am nächsten Morgen fahren alle noch einmal nach Riveris. Dritte im Bunde beim Drei-Tages-Dreh ist Anja, wie Stefan geistig behindert, "die Pflegetochter der Schwiegermutter meiner Schwester Dagmar", erklärt Guildo. Es sind Menschen, mit denen er sich gern umgibt. Denn "sie sind eins zu eins, wie sie sind. Bei anderen treten viel eher Eitelkeiten zutage". Und doch: Eitelkeiten müssen sein: "Morgen machen wir uns schick. Ich rasier' mich auch und kämme meine Haare." Denn dann tauschen Guildo und seine Gäste die Mensa mit Schloss Monaise. Dort will das Trio speisen. Auf dem Menü: auf jeden Fall Austern. Die hat sich Anja zu kosten gewünscht. Zum Dessert gibt's ein gutes Gespräch und sicher noch eine schöne Szene für den Film vom Hausbesuch in der Heimat.

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