Hausfrauen werden selbstbewusster

TRIER. Familienfrauen und -männer aus ganz Deutschland trafen sich zum Festakt des 25-jährigen Bestehens ihres Verbandes in Trier. Kernforderungen der "Hausfrauen-Gewerkschaft" sind nach wie vor das Gehalt für Hausarbeit und ein Wahlrecht für Kinder.

 Macht mit ihren lustigen und nachdenklichen Liedern den Familienfrauen und -Männern Mut: Annette Häussermann aus Stuttgart, Preisträgerin des baden-württembergischen Kleinstkunstpreises.Foto: Ludwig Hoff

Macht mit ihren lustigen und nachdenklichen Liedern den Familienfrauen und -Männern Mut: Annette Häussermann aus Stuttgart, Preisträgerin des baden-württembergischen Kleinstkunstpreises.Foto: Ludwig Hoff

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann " Johanna von Koczians Lied klingt selbst heute noch wie ein Schlag ins Gesicht der Frauen und Mütter in den Familien und Haushalten. Wach rütteln wollte das Lied einst mit seinem hintergründigen Text. Aufmerksam machen auf die insgesamt schlechte Situation von Familienfrauen und -männern will auch die "Deutsche Hausfrauen-Gewerkschaft e.V.". Sie feierte am Samstag mit einem Festakt im Robert-Schumann-Haus in Trier ihr 25-jähriges Bestehen.Auch Babys sollten schon wählen dürfen

Im Mittelpunkt des Treffens standen die Rückschau auf Vergangenes und ein Ausblick auf die kommenden Jahre. Obwohl viel erreicht worden sei, so die Bundesvorsitzende Helga Vetter (Obrigheim/Pfalz), gingen dem Verband die Themen und Forderungen keineswegs aus. Hauptziel der Verbandsarbeit sei die ideelle und finanzielle Anerkennung der Familienarbeit, also die häusliche Arbeit für Kinder und Jugendliche sowie die häusliche Pflege. Entschieden wehre sich der Verband dagegen, die Arbeit in der Familie als eine Art Auszeit zu verstehen. Vielmehr sei sie eine überaus wichtige Aufgabe für die Gesellschaft.Was hat der Verband, der bundesweit die Interessen von 9000 Mitgliedern vertritt, in den vergangenen Jahren erreicht? Ein nicht zu übersehender Erfolg sei, dass Frauen, die zu Hause arbeiteten, und die Familie in den Mittelpunkt stellten, selbstbewusster geworden seien, findet Helga Vetter. Dazu hätten auch die öffentlichkeitswirksamen Bemühungen des Verbandes, der am 9. Februar 1979 in Kiel als Deutsche Hausfrauen-Gewerkschaft (dhg) gegründet worden war, beigetragen. 2000 gab man sich einen neuen Namen: "Verband der Familienfrauen und -Männer e.V. - Verband zur Förderung der eigenständigen finanziellen und sozialen Sicherung bei Familienarbeit".Hauptziel des Verbandes sei ein Gehalt für Familienarbeit, quasi eine Ausbaustufe des Erziehungsgeldes, erläuterte die Bundesvorsitzende. Vetter stellt sich dabei zwischen 1600 und 1700 Euro im Monat vor, für die auch Steuern und Sozialbeiträge gezahlt werden sollten. Kinder zählten nach diesem Vorschlag bis zum sechsten Lebensjahr.Eine weitere Forderung ist die Einführung des Wahlrechts von Geburt an, damit von der Politik Familienbelange ernster genommen würden. Die Einführung des Erziehungsgeldes und die Anerkennung von Erziehungszeiten bei der Rente rechnet sich der Verband als eigenen Erfolg an. Das Erziehungsgeld müsste allerdings höher sein.Liedermacherin Johanna von Koczian war zu dem Treffen in Trier zwar nicht gekommen, dafür aber Annette Häussermann (Stuttgart), Preisträgerin des baden-württembergischen Kleinkunstpreises. Im Gepäck hatte sie ihre fetzigen, engagierten Liedern. Mut für die künftige Arbeit machte der Ethiker Christof Arn (Universität Freiburg, Schweiz) in seinem Vortrag "Verkrustete Strukturen auflösen: Das Erstarken der Familienfrauen und Hausmänner und andere Neuigkeiten vom Ende des Patriarchats".Die "Teilhabergemeinschaft Ehe" und den inneren Zusammenhang der anstehenden Reformen im Sozial- und Eherecht beleuchtete Diplom-Volkswirtin Eva M. Welskop-Deffaa vom Katholischen Deutschen Frauenbund.

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