Heiße Mixtur

TRIER. "Fuego", spanisch für Feuer – der Titel des ersten Songs beim Konzert von Culcha Candela im Trierer "Forum" war Programm. Die Band legte eine schweißtreibende Show auf die Bühne und heizte den rund 250 Zuschauern kräftig ein.

Culcha Candela kommen aus Berlin. Aber der Versuch, die sieben Jungs auf ein Herkunftsland festlegen zu wollen, muss bei ihren multikulturellen Wurzeln ebenso scheitern, wie die Einordnung in ein einziges musikalisches Genre. Die Musiker stammen aus Kolumbien, Polen, Deutschland, Uganda und Korea. Culcha Candela stellt auch auf dem mittlerweile zweiten Album "Next Generation" nach ihrem Debüt "Union Verdadera" aus dem Jahr 2004 eine heiße und überaus reizvolle Mischung aus Reggae, Salsa, Dancehall und Hip-Hop zusammen, die ihrem Namen alle Ehre macht. Culcha Candela heißt so viel wie heiße Kultur. Für die sieben Bandmitglieder ist dies Aussage genug, Texte wie in der Aggro-Berlin-Szene findet man bei ihnen ebenso wenig wie Lyrics, die mit dem sprichwörtlich erhobenen Zeigefinger moralisierend mahnen. Dennoch sind die Texte von Culcha Candela nicht ohne Botschaft, nicht substanzlos und inhaltsleer. Mit "Una cosa" widmen die drei aus Kolumbien stammenden Bandmitglieder Lafrotino, Don Cali und Larsito ihrem Land einen Song, der den Handel, den Anbau und die zerstörerische Wirkung von Drogen thematisiert. Grooves aus der Konserve

Beschwingtere Kost bietet die Band mit "Partybus", ein Titel, der leicht in Beine und Hüften geht. Culcha Candela versteht es, das Publikum mit dem ganzen Spektrum ihres musikalischen Selbstverständnisses, der gelebten Multikultur, der Mixtur aus englischen, deutschen und spanischen Text-Sequenzen und dem optischen Feuerwerk aus kraftraubenden Tanzeinlagen zu energetisieren. Allerdings musste etwas enttäuscht sein, wer Culcha Candela bei der "Union Verdadera"-Tour mit Live-Musikern auftreten sah. Bei den aktuellen Konzerten kommen nun alle Grooves aus der Konserve. Mit Ausnahme von Martin Jondo, der im Vorprogramm beherzt zur Gitarre griff und später mit klarer Stimme Culcha Candela beim Salsa-Reggae-Konglomerat "Jeder Tag ist ein Comeback" unterstützte. Über den Projekt-Charakter ist Culcha Candela längst erhaben. Mit "Next Generation" bleiben die Jungs zwar ihrer Linie treu, haben sich damit aber tatsächlich als nächste Generation in der Reggae-Ton-Familie nach Seeed, Sean Paul oder Gentleman ihren Platz gesichert. So wundert es nicht, dass selbst dem Trierer Publikum aktuelle, aber auch die älteren Stücke, die Culcha Candela auf der Bühne performte, bekannt waren und mitgesungen wurden. Die Berliner Combo wird es gefreut haben, nachdem sie die Trierer "Homies", die am Anfang mühsam in Feierlaune zu versetzen waren, auf die Reise mit "Partybus" und "La bicicleta" durch "Mother Earth" "Back to our roots" nahmen.

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