Heizen mit gutem Gewissen

Holzöfen sind beliebt - nicht nur wegen steigender Ölpreise. Forscher an der Trierer Fachhochschule entwickeln moderne Techniken, mit denen sich die Umweltbelastung drastisch reduzieren lässt.

 Professor Matthias Scherer im Labor der Trierer Fachhochschule mit einem konventionellen abgasarmen Holzofen. Er dient als Vergleichsobjekt. TV-Foto: Daniel John

Professor Matthias Scherer im Labor der Trierer Fachhochschule mit einem konventionellen abgasarmen Holzofen. Er dient als Vergleichsobjekt. TV-Foto: Daniel John

Trier. Ein Raum mit Feuer im Kamin ist gemütlich. Zudem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff - was Vorteile für den Klimaschutz mit sich bringt. Doch viele Holzöfen arbeiten mit veralteter Technik: "Wenn der Rauch blau ist und nach Holz riecht, dann läuft ganz massiv etwas falsch", erklärt Hartmut Zoppke, Professor für Maschinenbau an der Fachhochschule Trier. Problematisch sind vor allem eine ineffiziente Verbrennung, giftige Emissionen wie Furane, Dioxine und Kohlenstoffmonoxid (CO) sowie entstehender Feinstaub. Studien in Kanada haben gezeigt, dass in ländlichen Gegenden, wo mit Holz geheizt wird, die Belastung mit Feinstaub und Dioxinen höher ist als in Städten.In seinem eigenen Haus hat Hartmut Zoppke bereits vor acht Jahren einen handelsüblichen Kamin umgebaut und die CO{-2}-Emissionen drastisch gesenkt - auf nur noch ein Vierzigstel der ursprünglichen Werte. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Elektrotechniker Matthias Scherer, entwickelt Zoppke nun einen völlig neuen Kamin. Dessen Prototypen sollen in den kommenden Wochen fertig werden."Wir wollen mit dem Märchen aufräumen, dass Holzverbrennung per se umweltfreundlich ist", sagt Matthias Scherer. Dabei muss es gar nicht teuer sein, den Schadstoffausstoß zu reduzieren: "Faktor zehn lässt sich mit wenigen Euro erreichen." Teilweise reicht es auch schon, einige Grundregeln beim Betrieb zu beachten: "Nur abgelagertes trockenes Holz verwenden und die Luft nicht zudrehen", empfiehlt Zoppke.Bei ihrer Entwicklung setzen die Forscher vor allem auf eine elektronische Regelung. "Dabei verwenden wir Komponenten aus der Automobilindustrie, um Kosten zu sparen." Bei Hartmut Zoppke zu Hause kommt beispielsweise eine Lambda-Sonde, wie sie auch in Katalysatoren verwendet wird, zum Einsatz: "Das ist das, was man in den Achtzigerjahren an den Verbrennungsmotoren gemacht hat." Experten halten schärfere Regeln für nötig

Während für Kraftfahrzeuge jedoch immer wieder schärfere Abgas-Vorschriften umgesetzt wurden, sei dies für Heizungsanlagen nicht in gleichem Maße geschehen: "Hier gibt es einen extremen Nachholbedarf, doch die Politik tut sich schwer."Entscheidend für die Umweltfreundlichkeit ist auch die Form des Brennraums. Viele herkömmliche Öfen sind jedoch zu groß. Daher wurde die Geometrie des Ofens ebenfalls komplett neu entworfen. Im Labor sollen sich die Prototypen nun in Tests im Vergleich mit einem der derzeit schadstoffärmsten Öfen auf dem Markt beweisen. Doch trotz aller Neuerungen: Die heimelige Atmosphäre eines Kaminfeuers soll erhalten bleiben. Matthias Scherer will beides vereinen: "Gemütlichkeit und ein gutes Gewissen".

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