Helferin vom anderen Ende der Welt

Die Rieslinglese ist in vollem Gange. Dafür hat sich der Deutschherrenhof tatkräftige Unterstützung aus Übersee kommen lassen. Kathy-Lee Bird aus Neuseeland lernt in Olewig, wie in Deutschland Rieslingwein gemacht wird.

 Dem Riesling zuliebe in Trier: Die neuseeländische Winzerin Kathy-Lee Bird unterstützt das Weingut Deutschherrenhof in Olewig bei der Lese. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Dem Riesling zuliebe in Trier: Die neuseeländische Winzerin Kathy-Lee Bird unterstützt das Weingut Deutschherrenhof in Olewig bei der Lese. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Was führt eine junge Frau aus Neuseeland in einen Weinkeller am anderen Ende der Welt? Die Antwort ist einfach: die Liebe zum Wein, vor allem zum Riesling. Die Liebe zum Wein hat Kathy-Lee Bird im Ausland entdeckt. Bei einem Kalifornien-Urlaub mit der Familie war sie von der Schönheit der Weingärten so begeistert, dass sie Weinbau studierte. Seit 2003 hat die 26-Jährige den "Bachelor of Wine Science". In Blenheim, einem der größten Wein-Anbaugebiete im Nordosten Neuseelands, ist ihr Aufgabenbereich der Weinkeller. "Wir arbeiten hoch technisiert und erzeugen eine gleichmäßige Qualität", erklärt die Winzerin. "In Deutschland ist es mehr Handarbeit." Zudem werde bei deutschem Wein Wert auf charakteristische Jahrgänge gelegt.Überhaupt gibt es viele Unterschiede. "In Trier sind die Weinberge steil, bei uns wird Wein in der Ebene angebaut", erzählt die Neuseeländerin und freut sich darauf, die Steillagen bei Ürzig zu sehen. "Hier reichen die Rebstöcke bis an die Häuser heran, wir müssen weit fahren, um in die Weinberge zu kommen." Ihr Lebensgefährte Nigel ist in Neuseeland geblieben und schützt dort zurzeit 180 Hektar Rebfläche mit Hubschraubern vor Frost. "Wir müssen wegen der Trockenheit bewässern, vor allem die Neu-Anlagen. Dafür haben wir kaum Reb-Krankheiten oder Insektenbefall. Ein großes Problem sind jedoch die Vögel. Wir müssen unsere Anlagen deshalb mit Netzen schützen." Anders als in Neuseeland, wo große Firmen den Wein herstellen, gebe es in Deutschland kleine Familienbetriebe. Die Kellerei, in der sie arbeite, bewirtschafte mit 300 Hektar mehr als 30-mal so viel Fläche wie der Deutschherrenhof. Alles laufe maschinell, nur das Binden und Schneiden der Reben erfolge per Hand. Grund hierfür ist die 150 Jahre junge Weinbautradition in Neuseeland. Erst seit etwa 20 Jahren wird großflächig Wein angebaut.In der Zeit, in der an der Mosel Riesling gelesen wird, ist in Neuseelands Weinkellern wenig zu tun. "In der ruhigen Saison ist es für unsere Jungwinzer üblich, in die nördliche Hemisphäre zu reisen." Bevor sie nach Trier kam, war sie zwei Wochen in der Champagne. "Ich schätze die Gelegenheit, im Job zu reisen. Vor zwei Jahren war ich in Bordeaux, im vergangenen Jahr in den USA. Und im kommenden Jahr möchte ich nach Spanien oder Italien", sagt sie. Der Kontakt zum Deutschherrenhof kam über den Sohn des Hauses, Sebastian Oberbillig, zustande. Dieser war im Winter in dem Betrieb, in dem Kathy-Lee Bird beschäftigt war. Während er sich über die Technisierung der Weinherstellung informierte, ist sie an den traditionellen Verfahren interessiert. "In Neuseeland gibt es nur wenig Riesling. Ich liebe diesen Wein und möchte alles darüber wissen", sagt sie. Deshalb hilft die Jungwinzerin im Keller bei der Trauben-Verarbeitung und kontrolliert die Gärung. Auf der Wein-Auktion für Prädikatsweine hat sie viele gute Tropfen probiert und festgestellt: "Deutscher Riesling ist süßer als der aus anderen Ländern. In Neuseeland wird er nur trocken ausgebaut." Doch der Trend gehe auch hier zum süßeren Wein. Eine Sache bedauert sie jedoch: "Leider bleibt mir nur wenig Zeit, Trier anzuschauen. Ich bin mächtig beeindruckt von der Porta Nigra, dem Dom und dem Marktplatz." So eine lange Historie hat in Neuseeland kein Ort.

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