Herr der Konstantin-Euros

TRIER. Rudi Christoffel hält eine ganz besondere Münze zwischen Daumen und Zeigefinger: Vorn drauf das 1-Euro-Zeichen und auf der Rückseite das Porträt von Kaiser Konstantin. "Die hab ich im Garten hinterm Haus gefunden. Insgesamt waren es 21 Stück in einem römischen Becher."

Der 75-Jährige amüsiert sich königlich. Eine feine Geschichte hat er sich da ausgedacht zum - na klar - 1. April. Die Münzen aber existieren tatsächlich. Nur stammen die Römer-Euros nicht aus Konstantins Zeit vor knapp 1700 Jahren, sondern sie entstanden in den vergangenen Wochen. "Im Wachs-Ausschmelzverfahren selbst hergestellt", sagt Rudi Christoffel stolz. Kenner der Stadtgeschichte

Auf die Idee kam der gelernte Goldschmied eher zufällig. Im Auftrag seines Sohnes Simon (39), der vor einigen Jahren das väterliche Geschäft in der Karl-Marx-Straße übernommen hat, arbeitete der Senior an Entwürfen für Schmuck zum Konstantin-Jahr 2007. Er hantierte dabei mit Münzen des spätrömischen Kaisers. Die galten ja auch einst in weiten Teilen Europa als Zahlungsmittel - "und da hat's mir plötzlich in den Fingern gekribbelt". Das Resultat bestätigt das alte Sprichwort, wonach nicht alles Gold ist, was glänzt. Die sehr ansehnlichen Konstantin-Euros bestehen aus Glockenbronze, einer Kupfer-Zinn-Legierung. Die scherzhafte Behauptung, die Geldstücke habe er im Garten hinterm Haus ausgebuddelt, ist zumindest geografisch nicht ganz abwegig. Schließlich wurde nur wenige Meter entfernt 1993 beim Mutterhaus der millionenschwere römische Goldmünzen-Schatz gefunden, der bald wieder im (derzeit wegen Bauarbeiten geschlossenen) Rheinischen Landesmuseum zu bewundern sein wird. In Stadtgeschichte kennt sich Rudi Christoffel gut aus. "Das liegt auch an meinem alten FWG-Lehrer Josef Steinhausen. Der hat uns Pennäler mit seiner Begeisterung und seinem immensen Wissen über die Römer regelrecht angesteckt." Als Jung-Rudi 1942 nahe des elterlichen Hauses in der Neustraße und auf dem Kornmarkt mit ansehen konnte, wie beim Bau von Luftschutzkeller-Eingängen und einem Löschteich antike Mosaike entdeckt wurden, war es um ihn geschehen: "Das hat mich regelrecht elektrisiert". Die restlichen Kriegsjahre blieben hingegen in unguter Erinnerung. Im Frühjahr 1945 erhielt er die Einberufung in den Kriegsdienst; zum befohlenen Einsatz in Berlin kam es aber nicht mehr: "Die Russen hatten die Stadt fast völlig eingeschlossen." Der damals 15-Jährige geriet "zum Glück" in amerikanische Gefangenschaft, musste aber, weil minderjährig, fast ein halbes Jahr auf seine Entlassung warten. Zurück in Trier, stand er vor einem Trümmerhaufen: "Die zerbombte Gervasiuskirche war auf unser Haus gefallen."Studium Maschinenbau

Zum Gymnasium wollte der junge Kriegsheimkehrer nicht mehr. Ihn reizte die Werkkunstschule. Seine Ausbildung schloss er nach neun Semestern als staatlich geprüfter Goldschmied ab. Dann hängte noch eine Lehre als Industriefacharbeiter und ein Maschinenbau-Studium dran. Die längste Zeit seines Berufslebens arbeitete Christoffel als Konstrukteur. Zuerst bei der Schiffswerft Boost, später im eigenen Betrieb in Zemmer. Schmuck stellt der vielseitig begabte Handwerker seit 1978 her. Und jetzt, mit 75, freut er sich auf die große Konstantin-Ausstellung 2007 in seiner Heimatstadt. "Das wird eine ganz große Sache für Trier." Die Christoffels arbeiten an einer eigenen Konstantin-Schmuck-Kollektion mit eingearbeitet Münz-Originalen. Und die Scherzprägungen zum 1. April? "Ach, die verschenk ich an Freunde und gute Kunden", strahlt Rudi Christoffel, und der Schalk in seinem Nacken freut sich mit ihm.

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