Hexen sind nicht aus Zucker

TRIER. "Regen macht richtigen Wetterhexen doch nix aus", sagten die Schwestern Michelle (7) und Christina Reitz (10). Wie als Beweis dafür nahmen sie ihre Besen in die Hand und fegten platschend durch die Pfützen. Viele Familien waren trotz des schlechten Wetters zum sechsten Heiligkreuzer Hexenritt gekommen und machten gute Miene zum bösen Wetter-Spektakel.

"Nein, der Regen und die Kälte sind kein Grund, das Fest abzublasen. Wir lassen uns nicht unterkriegen", sagte Ortsvorsteherin Elisabeth Ruschel, die wieder mit künstlicher, krummer Nase und zerzausten Haaren als Oberhexe auf den Plan trat. Zwar konnte das Fest nicht die Besucherrekorde aus dem vergangenen Jahr erreichen, als milde Temperaturen Hunderte Heiligkreuzer zum Tanz ums Hexenfeuer anzog. Auch viele der Programmpunkte musste das Organisationsteam aus dem Ortsbeirat absagen. Die angekündigte Tanzgruppe fehlte, der Fackelzug fiel buchstäblich ins Wasser und die Strohpuppe der Pfadfindergruppe, die angezündet die bösen Geister vertreiben sollte, verbrachte den Abend auf einem Stuhl im Trockenen. Mit heißen Waffeln, Kaffee und Kuchen

Dennoch wussten es sich die Heiligkreuzer gemütlich zu machen. Der Kinderhort verkaufte an seinem Stand heiße Waffeln, Kaffee und Kuchen. Unter dem überdachten Gang zwischen den Schulgebäuden ließ es sich gemütlich sitzen. Die Spielleute und Volkssänger der Gruppe "Eygenart" um Jan Rolph von Heidweiler spielte und sang dazu beschwingtes Liedgut. Später am Abend rockte die reaktivierte Heiligkreuzer Band "Triebverzicht" auf der Bühne. Das Stockbrotfeuer loderte vor sich hin, und die Kinder hatten ihren Spaß beim Besenbinden. Auch Zauberstäbe konnten sie nach dem Hexen-Einmaleins, das in einem dicken Buch geschrieben stand, bauen und nach den vier Elementen Wasser, Feuer, Erde oder Luft aktivieren. "Weil wir Lust darauf hatten, sind wir her gekommen, wie jedes Jahr. Mama hat uns extra noch neue Kostüme gekauft", sagten Michelle und Christina. Damit nahmen sie am Kostüm-Wettbewerb um die schönste Hexen-Verkleidung teil. Den Hauptpreis gewannen sie zwar nicht, aber ein Spiel, einen Hula-Hoop-Reifen oder einen Teddy bekamen alle Kinder als Trostpreis. Über den Hauptgewinn, eine Schifffahrt nach Bernkastel und zurück, freute sich gleich eine ganze Hexenfamilie, Mutter Anette Czubkowski und ihre Kinder Niklas (7) und Sophie (5). "Heute ist Hexennacht, und ich bin eine Kräuterhexe mit einem echten Zauberstab. Damit kann ich alle wegzaubern, die mich ärgern", sagte Sophie. Ihr Bruder Niklas hatte sogar einen langen Zauberspruch auswendig gelernt, den er für alle Gäste durch das Mikrofon aufsagen durfte. Mit ungesund gruselig-grün angemalten Gesichtern, Kopftüchern und Hexenkleidern tanzten sie durch die Walpurgisnacht. "Wir feiern die Hexennacht immer, und sich zu verkleiden, gehört dazu. Dann holen wir die Kostüme vom Speicher. Das hat Tradition bei uns", sagte Mutter Anette Czubkowski. Tradition hat mittlerweile auch der Hexenritt in Heiligkreuz, bei dem sich sicher auch im nächsten Jahr zum siebten Mal große und kleine Hexen werden tummeln können.

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