"Hier ballert keiner!"

TRIER-EHRANG. Zum ersten Mal bot die St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1480 beim traditionellen Ostereierschießen ein Lasergewehr an, mit dem Kinder schon ab sechs Jahren "schießen" durften. Mit dem Angebot soll die Nachwuchsarbeit gefördert werden.

 Nathalie Ewen aus Trierweiler probiert unter Anleitung ihres Vaters, dem Ehranger Schützenmitglied Hans-Peter Ewen, das Lasergewehr aus.Foto: Gabriela Böhm

Nathalie Ewen aus Trierweiler probiert unter Anleitung ihres Vaters, dem Ehranger Schützenmitglied Hans-Peter Ewen, das Lasergewehr aus.Foto: Gabriela Böhm

Es sieht aus wie ein Gewehr und wird ähnlich gehandhabt. Der Ladevorgang wird ersetzt, indem ein Stift auf dem Laser-Lichtgewehr gedrückt wird. Dann heißt es, das nur 2,2 Kilogramm leichte Gewehr anzulegen, zu zielen - und abzudrücken. Anstelle eines Knalls ertönt ein leises "Klack". Das Gewehr sendet in diesem Augenblick einen Lichtstrahl, Empfänger ist die elektronische Trefferscheibe in einigen Metern Entfernung. Hat der Schütze ins Schwarze getroffen, leuchtet ein grünes Licht auf der Scheibe auf. Sind alle fünf Schüsse abgegeben, werden mittels Fernbedienung die Lichter gelöscht - dann ist der nächste dran. So jedenfalls beim Ostereierschießen des Ehranger Schützenvereins, bei dem die Kinder für jeden Treffer ein hart gekochtes Ei bekamen. Teilnahmegebühr: ein Euro für fünf Schüsse. Normalerweise dürfen Kinder frühestens ab dem zwölften Lebensjahr mit Luftgewehren schießen. Das Alter sei nach dem Attentat des Erfurter Amokläufers von ursprünglich zehn Jahren auf zwölf hoch gesetzt worden, erklärt Dieter Römer, Vorsitzender des Vereins. Diese gesetzliche Regelung sei bei Schützenvereinen auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der Grund: Während andere Vereine Nachwuchsarbeit schon bei ganz kleinen Kindern beginnen, könnten Schützenvereine erst bei Zwölfjährigen oder Älteren ansetzen. Und in diesem Alter sei der Nachwuchs meist schon in anderen Vereinen eingebunden. Ob es verwerflich sei, schon Sechsjährige mit gewehrähnlichen Trainingsgeräten schießen zu lassen, wird von Römer und anderen Schützen vehement von sich gewiesen: "Es geht nur darum, Kinder für den Schießsport zu gewinnen. Damit verbessern sie nachhaltig die Konzentration in der Schule." "Ruhe und Disziplin" werden von anderen Schützen als Vorzüge genannt. "Hier ballert keiner!" 600 bis 700 Euro habe die Anschaffung des Lasergewehrs gekostet, berichtet Roman Schmitz, auch andere Schützenvereine wie Könen und Mehring böten Lasergewehre für ihren Nachwuchs an. "Ein Sportgerät wie im Biathlon"

Der Leiter des städtischen Kommunalen Vollzugsdienstes ist seit rund 20 Jahren Ehranger Schütze. Der Sozialpädagoge arbeitet auch in der Koordinierungsstelle des Kriminalpräventiven Rats Trier. "Das Lasergewehr ist ein Sportgerät wie im Biathlon. Andernfalls müsste man ja sagen, dass alle Biathlonsportler Gewalttäter sind", sagt Schmitz bewusst überspitzt. Dank der neuen Technologien könne der Verein bessere Nachwuchsarbeit schon bei kleinen Kindern betreiben. Bei der Installation des Geräts hätten auch die Erwachsenen ihre Gaudi gehabt. "Das macht einfach nur Spaß, da hat keiner Gewaltfantasien", stellt er klar.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Sollten bereits Sechsjährige mit einem Lasergewehr im Verein schießen dürfen? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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