Trier. Der offizielle Startschuss fiel mit dem Beginn des Wintersemesters 1970. Ein Jahr vorher hatte Bernhard Vogel in Mainz eine Dienststelle eingerichtet. Deren Job war es, die Universität Trier nach 172-jähriger Unterbrechung neu zu gründen. Mehr über die Historie der Uni Trier verrät das Extra "Die Geschichte".

Nach 40 Jahren trafen sich jetzt an der Universität Trier Mitglieder dieser ersten Dienststelle. "Ohne diejenigen, die hier sitzen, wäre die Uni nicht zustande gekommen", betonte Bernhard Vogel, der vor wenigen Tagen auch die Redaktion des TV besucht hat und dabei über die Startphase berichtete. Wer damals zum Telefonhörer griff und die Uni Trier anwählte, hatte eine gute Chance, mit den Worten "Hier die Universität Trier, Alles Kappes" begrüßt zu werden. Das war keineswegs als Witz gemeint. Zum Verwaltungsteam in der Startphase gehörten, so Vogel, damals die Herren Alles und Kappes. Nachdem der damalige Kultusminister (Vogel hatte dieses Amt von 1967 bis 1976) selbst einmal mit "Alles Kappes" begrüßt worden war, wies er seine Mitarbeiter an, die Namen umzustellen und sich in Zukunft mit "Kappes Alles" zu melden.

Der damalige Leiter der 1969 gegründeten Dienststelle, Professor Martin Graßnick (92), erschien rüstig und agil zum Treffen in Trier. Mit dabei war auch Ignaz Bender, drei Jahrzehnte lang zuerst Verwaltungsdirektor und dann Kanzler der Uni. Ebenfalls gekommen waren der erste Präsident der 1970 gegründeten Doppeluniversität Trier/Kaiserslautern, der Physiker Professor Helmut Ehrhardt, sowie der erste Präsident der 1975 selbstständig gewordenen Universität Trier, der Politikwissenschaftler Professor Arnd Morkel.

"Es war eine verwegene Idee, in acht Monaten eine Universität zu gründen", berichtete Vogel. "Ebenso verwegen war es, eine Doppel-Universität zu gründen." Vogel lobte den "Glücksfall Morkel", der sich mit Leidenschaft als Präsident um "seine" Uni bemüht hatte. Er nannte Alt-Kanzler Ignaz Bender, der kühne Gedanken von der Reformuniversität Konstanz mit nach Trier gebracht hatte und sich nicht davon abbringen ließ, diese zu verwirklichen.

Alle Ehemaligen sind natürlich längst im Ruhestand. Und wie immer ist bei einem solchen Treffen nach so langen Jahren eine gewisse Nostalgie angesagt; eine Nostalgie jedoch, die durchblicken lässt, mit welcher Begeisterung und mit welchem Engagement diese Gründergruppe ihre Arbeit ausgeführt hatte: "Jeder hatte so viel zu tun, dass keine Zeit für Streit war", so Professor Martin Graßnick. "Die Mitarbeiter haben diese werdende Universität als Eigentum betrachtet, und der Minister hat die Hand über uns gehalten."

Innerhalb von fünf Monaten mussten fünfzig Professorenstellen besetzt, Verwaltungskräfte eingestellt und der Start der Universität Trier bis zum 1. Oktober 1970 organisiert werden, berichtet Graßnick. Die Geschichte 1455: Papst Nikolaus V. erlaubt dem Trierer Erzbischof Jakob von Sierck die Gründung einer Universität. 1473: Der Lehrbetrieb beginnt, unterrichtet werden Theologie, Philosophie, Medizin und Recht 1794: Französische Revolutionstruppen besetzen Trier. 1798: Die französische Verwaltung schließt die Universität wegen "politischer Unzuverlässigkeit der Lehrkörper". 1969: Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz beschließt, neben Mainz eine zweite Hochschule zu gründen. 1970: Die Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern wird gegründet. 1975: Die beiden Teiluniversitäten werden selbstständig. 1977: Die ersten Gebäude am Campus Tarforst werden fertig. 2007: Das ehemalige französische Militärhospital André Genet wird nach einer umfassenden Sanierung Kern des Campus II zwischen Hauptcampus und Petrisberg. (jp)