Hilfe aus dem All

TRIER. (mst) Von der Erdumlaufbahn unter die Erde - mit Unterstützung von Satelliten soll noch in diesem Jahr die genaue Position von mehr als 6000 Kanalschächten bestimmt werden. Eine Testphase läuft derzeit im Stadtgebiet, der Erfolg ist eher ungewiss.

Die Unterstützung kreist in 22 000 Kilometern Höhe: Wenn Mitarbeiter des Landesamts für Vermessung und Geobasisinformation in diesen Tagen die Position von Kanalschächten bestimmen, liefern ihnen Satelliten die wichtigsten Informationen. In einem Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Landesamt und dem Trierer Stadtvermessungsamt soll die genaue Lage von rund 6000 Kanaldeckeln ermittelt werden. Auf diese Weise will das Stadtentwässerungsamt seine Kanaldatenbank noch in diesem Jahr komplettieren, so Behördenchef Udo Rumland. Annähernd 13 000 Kanalschächte gibt es auf Trierer Stadtgebiet, 470 Kilometer Länge misst das Kanalnetz. Ein kurzes Stück im Vergleich zu jener Distanz, die zwischen dem Feldempfänger auf der Straße und den Satelliten im All besteht. Dreh- und Angelpunkt der Messungen sind die so genannten SAPOS-Referenzstationen. Mit Hilfe des von den Amerikanern entwickelten Global Positioning System (GPS), das sich auf Satellitentechnik stützt, können diese Stationen in Echtzeit zentimetergenaue Positionsbestimmungen vornehmen. Dafür müssen jedoch auf der Erde die Signale von vier bis fünf Satelliten ausgewertet werden - und das in "unvorstellbar kurzer Zeit und gleichzeitig", sagt Günther Reichel vom Landesamt. Und hier liegt der Knackpunkt: Der Feldempfänger, den die Landesamt-Experten auf dem Kanaldeckel postieren, muss die Signale auch wirklich empfangen können. Dazu sei ein möglichst freier Blick notwendig, erläutert Ralf Arthkamp, Chef des Stadtvermessungsamts.Stößt unter Dächern an seine Grenzen

Und daran hapert es im Stadtgebiet des öfteren. Denn während Regen und Wolken dem System wenig anhaben können, stößt es unter Dächern und in engen Straßenschluchten an seine Grenzen. Stellen sich so genannten Abschattungen in den Weg, kann der Feldempfänger nicht die notwendigen Signale empfangen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb sich der Erfolg des Projektes erst noch herausstellen muss. "Klappt es, könnten wir unnötige Investitionen in der Zukunft vermeiden", hofft Baudezernent Peter Dietze. Doch das setzt voraus, dass es nicht nur gelingt, die genaue Position der Schächte festzustellen, sondern auch die exakte Höhe der Kanaldeckel zu bestimmen. Und hier liegt die eigentliche Herausforderung für die Männer vom Landesamt: denn nur wenn es zweifelsfrei gelingt, die Höhenlage der Kanaldeckel auszumachen, erspart die neue Technik wirklich Arbeit. Dann ließe sich auch relativ simpel die jeweilige Höhenlage des Kanals bestimmen, sagt Rumland. Schließlich muss ja die Richtung stimmen, in welche Triers Abwässer ihren Weg nehmen. "Das ist dann vergleichbar mit den GPS-Systemen im Auto: die sollen den Fahrer schließlich auch ans richtige Ziel lotsen", sagt Dietze. "Viel schneller, genauer und gefahrloser" sollen die Messungen aus dem Weltall sein, versprechen die Befürworter, allen voran Lothar Hühnerfeld vom Landesamt. Tatsächlich werden die Daten - wenn denn die Satelliten angepeilt werden können - schon in wenigen Sekunden ermittelt und gespeichert. Kann die Testphase überzeugen, dann sollen in den kommenden Monaten noch rund 6000 Kanaldeckelpositionen bestimmt werden. Rund 53 Prozent der Schächte wurden bereits im bewährten Verfahren erfasst. Nach erfolgreichem Testlauf in Trier könnte die Methode dann auch in ganz Rheinland-Pfalz Schule machen, hofft Lothar Hühnerfeld vom Landesamt.

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