Hilfe in der Heimat

Nach der Unabhängigkeits-Erklärung des Kosovo rechnen Experten damit, dass zunehmend Flüchtlinge aus Deutschland dorthin zurückkehren wollen. Sie brauchen vor allem eine wirtschaftliche Perspektive. Das Kosovo-Büro des Diakonischen Werkes hilft bei der Existenzgründung.

 Bernd Baumgarten, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Trier. TV-Foto: Daniel John

Bernd Baumgarten, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Trier. TV-Foto: Daniel John

Trier. Vor zwei Wochen hat das Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt und wurde von der deutschen Bundesregierung bereits als Staat anerkannt. Doch trotz Souveränität und eines relativen Friedens unter dem Schutz der Vereinten Nationen bleibt die Lage vor Ort schwierig. "Das größte Problem ist die Arbeitslosigkeit von im Schnitt 50 Prozent, in ländlichen Regionen auch deutlich mehr", sagt Bernd Baumgarten, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Trier. Er kennt die Situation vor Ort genau, ist seit Sonntag wieder im Kosovo unterwegs."400 000 Menschen sind traumatisiert"

Menschen, die vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet waren, stehen bei ihrer Rückkehr ins Kosovo vor einem existenziellen Problem. Ein staatliches Sozialsystem, das sie auffangen könnte, gibt es noch nicht. "Wer abgeschoben wird, steht im Kosovo mit nichts", erläutert Baumgarten. Damit es so weit gar nicht erst kommt, bietet das Diakonische Werk mit einem Verbindungsbüro in Fushë Kosovë seit einem Jahr seine Dienste an. Dazu gehören beispielsweise die Suche nach Wohnraum, Hilfe bei der Existenzgründung oder zur Selbstversorgung. "Mit einer Kuh oder eine Kreissäge kann man schon viel bewirken. Nachhaltigkeit ist einer unserer wichtigsten Begriffe", beschreibt Bernd Baumgarten das Prinzip. Möglich ist die Förderung dank einer Initiative der rheinland-pfälzischen Landesregierung, die die freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen - nicht nur aus dem Kosovo, sondern weltweit - mit insgesamt fünf Millionen Euro unterstützt. Bisher wurden im Kosovo 49 Recherchen durchgeführt, 13 Personen sind zurückgekehrt. "Wir gehen aber davon aus, dass die Anfragen stark zunehmen werden", sagt Bernd Baumgarten. Bei seiner aktuellen Reise kümmert er sich auch um zwei weitere Projekte, die ihm besonders am Herzen liegen: "Wir konnten Land kaufen, auf dem jetzt ein Frauenhaus gebaut werden soll." Außerdem geht es um den Aufbau einer Ausbildung von Traumatherapeuten: "400 000 Menschen, etwa ein Fünftel der Bevölkerung, sind traumatisiert." Ihnen zu helfen, sich wieder in der Gesellschaft zurechtzufinden - "das trägt dazu bei, dass Demokratisierung überhaupt möglich wird", erklärt Bernd Baumgarten, der noch auf der Suche nach Sponsoren ist. Denn genug zu tun gibt es auch in Zukunft: "Sie können im Kosovo ungeheuer viel machen, aber Sie brauchen auch viel Geld."

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