Himbeersorbet und Walnusskrokant

TRIER. Wenn Katrin König den Kochlöffel schwingt, steht sie eigentlich in der Küche des Altenheimes St. Elisabeth. Dort absolviert die 18-Jährige ihre Ausbildung zur Köchin. Sie befindet sich im dritten Lehrjahr, bereitet sich auf ihre Gesellenprüfung vor. Und sie ist ehrgeizig genug, um am Wettbewerb um den Rudolf-Achenbach-Preis teilzunehmen.

 Katrin König kocht im Juni mit den besten deutschen Nachwuchsköchen in Frankfurt um die Wette. Foto: Cordula Fischer

Katrin König kocht im Juni mit den besten deutschen Nachwuchsköchen in Frankfurt um die Wette. Foto: Cordula Fischer

"Der Wettbewerb ist die beste Vorbereitung auf meine Gesellenprüfung", sagt Katrin König. Dass sie daran teilnimmt, habe sie ihrem Chef Gerhard Petry zu verdanken, der sie motiviert habe, sich im Vergleich mit anderen Nachwuchsköchen zu messen. In zwei Wettbewerben - dem regionalen und dem landesweiten Entscheid - hat sie in diesem Jahr bereits Leckeres auf den Teller gezaubert. Und sich durchgesetzt. Damit hat sich die Auszubildende für den bundesweiten Wettkampf qualifiziert, der am 4. und 5. Juni im Frankfurter Sheraton Hotel ausgetragen wird. Kompetenz und Kreativität

Ausgelobt wird dieser Bundesjugendwettbewerb zum 31. Mal von der Achenbach Delikatessen-Manufaktur Sulzbach am Taunus und dem Verband der Köche Deutschlands mit Sitz in Frankfurt. Ebendort wird Katrin König unter den Siegern der acht anderen Landesverbände beweisen müssen, dass die Nerven halten, und dass sie sich durch Qualität, Fachwissen, Können und Kreativität von der Masse abheben kann. "Ich war mir nicht sicher, ob ich bei der Konkurrenz standhalten kann. Denn ich arbeite im Altenheim, und dort wird ganz anders gekocht als in einem Restaurant", sagt die ehrgeizige Katrin. Und die Mitbewerber sind nicht von schlechten Eltern, kommen sie doch zum Teil aus namhaften Hotels und Restaurants. So kam der Sieg für die 18-Jährige etwas überraschend. Denn neben dem theoretischen Teil und der Kategorie Warenerkennung müssen die Nachwuchsköche ein viergängiges Menü zubereiten. Dabei kommt es am Ende nicht nur auf die Zubereitung, Sauberkeit am Arbeitsplatz, die fachliche Kompetenz im Umgang mit Lebensmitteln und den Geschmack, sondern auch auf die attraktive Präsentation auf dem Teller an. "Gerade im Dessertbereich kann man da am kreativsten sein", findet Katrin. Bei den süßen Sachen liege sowieso ihre Stärke. Mit ihrer Mousse au chocolat mit Himbeersorbet, Honigsoße und Walnusskrokant hat sie die Jury überzeugt. Im Juni wird sie auch wieder ihr Betreuer Andreas Becker begleiten. Der allerdings kann nur für die moralische Unterstützung sorgen, weil Katrin dann in der Profi-Küche des Sheraton Hotels auf ihre Improvisationskünste angewiesen sein wird. Aus verschiedenen, vorher unbekannten Zutaten und Vorgaben bei der Zubereitung muss sie ein eigenes Rezept kreieren und kochen. Ein Sprungbrett für die Koch-Karriere

"Natürlich hoffe ich auf eine gute Platzierung, aber ich gehe nicht dorthin und sage von vornherein, dass ich gewinne. Aber die Veranstaltung ist eine gute Gelegenheit, um sich bekannt zu machen und Kontakte zu knüpfen", sagt die Nachwuchsköchin im Hinblick auf spätere Karriere- und Arbeitschancen. Schließlich haben auch der heutige Chef vom Weißen Haus in Hamburg und Fernsehkoch Tim Mälzer 1994 oder Spitzenkoch Frank Bundschu 1998 den Sieg nach Hause getragen. Zwar kann sich Katrin nicht ganz damit anfreunden, in einem Restaurant zu arbeiten. "Harter Job, schlechte Arbeitszeiten", sagt sie. Aber dass der Wettbewerb ein Sprungbrett für die Karriere sein könnte, da ist sie sicher. Bis zum Ende ihrer Ausbildung im Juli möchte sich die 18-Jährige noch alle Wege offen halten. Eine Zusatzausbildung zur Diätassistentin oder einen Lehrgang zur Diätköchin zu machen, ein Studium zu beginnen, als Jungköchin im Restaurant zu arbeiten, um nach fünf Jahren den Meister zu machen oder ins Ausland zu gehen - das alles könnte sie sich für ihre Zukunft vorstellen. Die besten Voraussetzungen bringt die Nachwuchsköchin mit, die am liebsten die "Semmelknödel von Mama" isst und auch ein schnödes Leberwurstbrot nicht verschmäht.

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