Hiobsbotschaft für den Süden

Seit knapp drei Jahren ist die marode Eisenbahnbrücke in der Aulstraße für Fahrzeuge über 2,8 Tonnen gesperrt. Ab dem Wochenende wird die wichtige Verkehrsader in Triers Süden nach TV-Informationen auch für die rund 13 000 Autos, die sie bisher täglich queren, zu sein: Die Überprüfung der Brückenstatik lässt offenbar keine Alternative zu.

Trier. Obwohl im Urlaub weilend, hatte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani es sich nicht nehmen lassen, bei der Begutachtung der Aulbrücke durch das städtische Tiefbauamt und ein unabhängiges Ingenieurbüro in der Nacht zum vergangenen Sonntag persönlich dabei zu sein. "Es war eindrucksvoll zu sehen, wo die Schwachpunkte sind", erklärte sie im TV-Gespräch. Die schriftliche Stellungnahme der Experten erwartet Kaes-Torchiani allerdings erst am heutigen Donnerstagnachmittag.Baudezernentin war bei Prüfung vor Ort

Doch nach TV-Informationen steht fest: Verschiedene Bauteile sind so schadhaft, dass die Aulbrücke bereits ab dem Wochenende für den gesamten Verkehr gesperrt werden muss. "Der Zustand der Brücke hat sich seit der letzten Prüfung verschlechtert", bestätigt Kaes-Torchiani. Dabei wurde die Brücke schon bei der letzten Begutachtung mit der schlechtesten Bewertungsnote eingestuft. Die zum TV durchgesickerte Hiobsbotschaft von der Vollsperrung wollte Kaes-Torchiani gestern nicht bestätigen. Wenn das Ergebnis heute vorliege, werde am Nachmittag zunächst der Bauausschuss informiert. Die Presse sollte am Freitag in Kenntnis gesetzt werden.Bereits im Januar hatte Kaes-Torchiani den Bauausschuss darauf vorbereitet, dass eine Schließung der Brücke notwendig sein könnte. CDU und UBM hatten auch deswegen Anfang März die Brückensanierung beschlossen. Auch wenn Oberbürgermeister Klaus Jensen und Kaes-Torchiani appelliert hatten, mit dem Beschluss bis zur Prüfung zu warten und alle Finanzierungsmöglichkeiten für einen eventuellen Brückenneubau zuvor auszuloten. "Unser Entschluss, möglichst schnell zu handeln, war offenbar richtig", erklärte CDU-Stadtratsmitglied Thomas Albrecht gestern auf TV-Anfrage. Und auch UBM-Fraktionschef Manfred Maximini sieht die Schließung als Bestätigung für den viel kritisierten Sanierungsbeschluss von CDU/UBM gegen die Stimmen von SPD, Grünen und FDP. Die Grünen hatten die Schließ ungsgerüchte gar als Druckmittel empfunden, um eine schnelle Sanierung durchzusetzen. Dass die Sperrung schon am Wochenende Realität wird, dürfe trotzdem nicht dazu führen, die Brücke zuerst zu sanieren, um anschließen den Neubau anzugehen: "Das ist und bleibt Verschwendung von Steuergeld", erklärt Grünen-Fraktionsmitglied Dominik Heinrich.Wie lange der Verkehr zwischen Trier-Süd und Weismark umgeleitet werden muss - von der Konrad-Adenauer-Brücke oder dem Pacelliufer kommend über die Saarstraße Richtung Südallee und von der Straßburger Allee kommend über die obere Weismark und die "Pellinger" (B 268) ans Moselufer - ist ungewiss. "Wenn wir uns beeilen, könnte die Sanierung bis 2009 durch sein", hofft Maximini. Wann Radfahrern und Fußgängern eine vernünftige Überquerung der Gleise ermöglicht wird, steht dagegen in den Sternen: Eine Verbreiterung der Fahrbahn - und damit Geh- und Radwege - sind bei der bloßen Brückensanierung ausgeschlossen. Chronologie 23. Juni 2005: Die Aulbrücke wird für Fahrzeuge über 2,8 Tonnen gesperrt, außerdem wird die Fahrbahn verengt, um Begegnungsverkehr unmöglich zu machen. 2. November 2006: Die CDU stellt im Stadtrat den Antrag, die Aulbrücke "schnellstmöglich" zu sanieren, SPD und Grüne beantragen weiter, auch die Möglichkeiten für einen Neubau auszuloten. 17. Januar 2008: Der Bauausschuss wird darüber informiert, dass die "latente Gefahr" besteht, dass die Aulbrücke voll gesperrt werden müsste. Zwei Baualternativen werden diskutiert: Die Sanierung des Überbaus für rund 640 000 Euro und der Brücken-Neubau mit städtischem Kostenanteil von 1,9 Millionen. 6. März 2008: CDU und UBM beschließen gegen die Stimmen von SPD, Grünen und FDP im Stadtrat die Sanierung der Brücke.

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