Historie neu aufgeschlagen

TRIER. Anlässlich eines Projektseminars haben Studierende des Faches Germanistik/Ältere deutsche Philologie eine Ausstellung zum Thema "Aufgeschlagen: Mittelalterliche Handschriften aus der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier" auf die Beine gestellt. Ein Überblick über die mittelalterlichen Handschriften der Mönche wird im historischen Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier gegeben.

 Die Zeichnung der Hand in Handschrift 44 "Anuerus presbyter: De practica artis musice" war Hilfsmittel für den Gesangs- und Musikunterricht im Mittelalter. TV-Foto: Constanze Junk

Die Zeichnung der Hand in Handschrift 44 "Anuerus presbyter: De practica artis musice" war Hilfsmittel für den Gesangs- und Musikunterricht im Mittelalter. TV-Foto: Constanze Junk

Einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart haben die Studentinnen und Studenten der Universität Trier mit der Realisierung der Ausstellung geschlagen. Dunkles, verstaubtes Mittelalter? Mit diesem Klischee haben sie im Zuge ihres Projektseminars "Skriptorium und Bibliothek der Benediktinerabtei St. Matthias (Trier) im Mittelalter" unter der Leitung von Dr. Andrea Rapp und Professor Dr. Michael Embach aufgeräumt. "Die Ausstellung ist eine Reise durch die Jahrhunderte, hier wird Geschichte neu gelebt", erklärt Anna Ilieva, Teilnehmerin des Pilotprojekts. Im dreieinhalbmonatigen Projektseminar wurde der oftmals fehlende Praxisbezug für die Studierenden der Älteren deutschen Philologie geboten. Das Wagnis sei gelungen, lobte Projektleiterin Rapp die Arbeit der Studierenden. "Ihren Leistungen gebührt aller Respekt und Anerkennung", schließt sich auch Embach der Wertschätzung seiner Kollegin an. Über die Schriften aus der Vergangenheit gebeugt, haben die Studierenden der Universität Trier gearbeitet wie die alten Mönche. Mit viel Enthusiasmus wurden 14 eindrucksvolle, handschriftliche Zeugnisse des Mittelalters aus den Bereichen Recht und Lebensordnung, Bildung und Schule, Volkssprache und Illustration mühsam ausgewertet. Dabei wurden die einzelnen Handschriften beschrieben und ihre Entstehung, Überlieferung und Nutzung ermittelt. Themen für die Auswertung sowie Titel und Design der darauf folgenden Ausstellung wurden gemeinsam in vielen Stunden entwickelt und genau durchdacht. Die Forschungsergebnisse wurden im zur Ausstellung erhältlichen Katalog dokumentiert. Welche Fülle an Schätzen sich in der Bibliothek der Abtei St. Matthias befinden, ist den meisten Trierern bislang wohl noch unbekannt. Das Fundament der Forschung waren die über 400 noch erhaltenen Handschriften der 1996 von Pater Petrus Becker rekonstruierten Bibliothek von St. Matthias. Die wertvollen Bestände der Bibliothek sollen einem größeren Kreis von Nutzern bekannt gemacht werden. "Eine Bibliothek dieser Art ist für unsere Arbeit hier ein Glücksfall", freut sich Rapp. Eine "kleine, aber exquisite Sammlung" der schönsten Exemplare werde in der Ausstellung ausgestellt, erklärte Embach.Handschriften liegen bis 5. April aus

Die im Rahmen des "Jahres der Geisteswissenschaften 2007" durchgeführte Ausstellung ist Teil des Projektes "Die Handschriften der Abtei Trier-St. Matthias (St. Eucharius) - ein europaweites Projekt zur Volltextdigitalisierung" der Leiter Rapp und Embach. Eingebettet ist das Projekt in das Thema "Wissensräume" des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums Mainz-Trier (HKFZ). Das HKFZ bündelt Forschungsaktivitäten kulturwissenschaftlicher Fächer mit historischem Schwerpunkt. Interessierte können die Ausstellung bis zum 5. April montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 17 Uhr im Bischöflichen Priesterseminar Trier, in der Jesuitenstraße 13, besuchen. Der Eintritt dazu ist frei.

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