Historische Spielstadt: Seid gegrüßt im mittelalterlichen Trier! (Fotos)

Trier · Bäckerei, Theater, Wirtshaus: In der Spielstadt lernen Kinder noch bis zum 11. August alles über Trier im Jahr 1559. Sie müssen dabei kräftig mitanpacken.

 Mit Nadel und Faden ist in dieser Werkstatt viel Fingerspitzengefühl gefragt. Kein Wunder, dass alle ganz konzentriert bei der Arbeit sind.

Mit Nadel und Faden ist in dieser Werkstatt viel Fingerspitzengefühl gefragt. Kein Wunder, dass alle ganz konzentriert bei der Arbeit sind.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
 Während die einen Kinder in der Spielstadt beim Balancieren eines Besens Geschicklichkeit üben (Foto rechts), müssen die anderen am Brunnen für frisches Wasser sorgen (links). TV-Fotos (3): Friedemann Vetter

Während die einen Kinder in der Spielstadt beim Balancieren eines Besens Geschicklichkeit üben (Foto rechts), müssen die anderen am Brunnen für frisches Wasser sorgen (links). TV-Fotos (3): Friedemann Vetter

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Historische Spielstadt: Seid gegrüßt im mittelalterlichen Trier! (Fotos)
Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist, ist bekannt. Wie sich aber das Leben in Trier zu Zeiten, in denen es weder Internet noch Strom gab, gestaltet hat, wissen die wenigsten Menschen. In der Spielstadt auf der Wiese vor den Kaiserthermen, die bis zum 11. August in Trier geöffnet ist, bekommen die Teilnehmer nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern sie erleben es. Alles dreht sich um Trier im Jahr 1559: Das Mittelalter ist vorbei, die frühe Neuzeit hat begonnen.

Sobald die Spielstadt morgens um 10 Uhr ihre Tore öffnet, beginnt das rege Treiben. Die Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren werden einer der 16 Werkstätten zugeteilt. Sie verbringen dort den ganzen Tag, damit sie das Handwerk richtig erlernen können. Sandra Rouhi, Projektleiterin der mobilen Spieleaktion, sagt stolz: "Bisher hat jeder seinen Platz in der Spielstadt gefunden." Manchmal sei es zwar eine Herausforderung, alle Kinder in ihrer Wunschwerkstatt unterzubringen und sie zum Weiterarbeiten zu motivieren, wenn etwas nicht auf Anhieb klappe, letztendlich gelinge es aber immer.

Auswahl gibt es schließlich genug: Bäckerei, Schneiderei, Papiermühle, Theater und Wirtshaus sind nur einige der Angebote. Die anfallenden Arbeiten sind ganz unterschiedlich. Im Wirtshaus bereiten die Kinder Essen vor, damit mittags alle satt werden. Bei der Station Bäckerei lernen sie Brot backen. Die Kinder arbeiten für ihre Meister (Betreuer) und werden dafür in der Dorfwährung "Albus" bezahlt. Mit ihrem Gehalt können sie sich im Dorf (fast) alles kaufen, was ihr Herz begehrt. Rouhi beschreibt: "Wir haben hier eine florierende Marktwirtschaft."
Zum Alltag gehören neben dem Werkstattbetrieb auch die Auseinandersetzung mit kulturellen und politischen Themen. Im Dorf waren beispielsweise schon Nonnen aus dem Kloster St. Irminen zu Besuch, die sich beschwerten, dass die Webermeister ihre Werkzeuge gestohlen haben. "Wir wollen, dass die Kinder etwas über ihre Stadt lernen und herausfinden, was die Menschen der damaligen Zeit bewegt hat", erklärt Rouhi.

Den Kindern scheint es zu gefallen. Viele besuchen die Spielstadt seit mehreren Jahren. Eines von ihnen ist Anton Kleis (10). Dieses Jahr ist er zum vierten Mal dabei, und ihm gefällt das Leben in der Spielstadt nach wie vor. Seine Freunde und er sind sich einig: "Die Spielstadt ist echt witzig, und es gibt immer Abwechslung." Zum guten Gelingen der Spielstadt gehören vor allem auch gute Werkstattmeister (Betreuer). Die meisten sind Studenten der Uni Trier. Manche sind aber auch ehemalige Teilnehmer, die in den "Beruf" hineingewachsen sind.

In der Spielstadt schlüpft jeder von ihnen in seine eigene Rolle. Florian Göres (18) heißt in der Spielstadt zum Beispiel Kasper und zieht als Spielmann mit seiner Frau und seiner Schwägerin durch die Lande. Er ist für die Unterhaltung verantwortlich und übt mit seinen Lehrlingen täglich Theaterstücke ein. Alle Betreuer sind ihren Rollen entsprechend gekleidet und reden in einer altertümlichen Sprache. Anstatt "Hallo" sagen sie "Grüß Gott" oder "Seid gegrüßt".

Um jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen, beginnt Rouhi schon im Januar mit der Planung der Spielstadt. Sie wirbt für Mithelfer und recherchiert akribisch. Finanzielle Hilfe für das Projekt erhält sie vom evangelischen Kirchenkreis Trier, von der Stadtjugendpflege, der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dem Rotary Club, der Jugend- und Kulturstiftung der Sparkasse und dem Land Rheinland-Pfalz. Die Spielstadt findet noch bis zum 11. August täglich von 10 bis 16 Uhr auf der Wiese vor den Kaiserthermen statt. Willkommen sind alle Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren. Sie können das Angebot kostenlos nutzen. Die 16 Werkstätten bieten insgesamt Platz für rund 100 Kinder. Die Platzvergabe richtet sich nach der Reihenfolge, in der die Kinder morgens vor dem Tor warten. Eine Voranmeldung ist nicht möglich.

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