Hoch hinaus im Doppelpack

TRIER. Der eine versteht etwas von Betriebswirtschaft. Der andere ist Ingenieur. Beide verbindet die Begeisterung zur Drachenfliegerei. Was läge also näher, als aus dieser Situation das Beste zu machen, die Kräfte zu bündeln und das Hobby zum Beruf zu machen. Die Zwillinge Harald und Horst Zimmer (63) entwickelten sich mit ihrer Firma zu Pionieren auf dem Gebiet der Drachenfliegerei.

Kindheitserlebnisse prägen. Das ist im Falle des Zwillingspärchens Horst und Harald Zimmer nicht nur eine plakative Behauptung, sondern trifft den Nagel auf den Kopf. Schon als kleine Jungen waren sie begeistert von der Modellfliegerei und schraubten und bastelten in ihrer Freizeit gern an kleinen Flugmodellen herum. Lange Zeit blieb dieses Hobby nur eine willkommene Freizeitbeschäftigung, schließlich studierte Harald Zimmer an der Fachhochschule (FH) in Köln erst einmal "ganz normal" Betriebswirtschaftslehre und Horst Zimmer ging seinem Ingenieurstudium an der Trierer FH nach. 1981 entdeckte das Zwillingspaar dann in einem Drachenfliegermagazin die Ausschreibung zu einem "Gleitwinkeltestwettbewerb". Für die Brüder war die Sache sofort klar, und sie fragten nach, ob sie mit einem selbstgebauten Modell teilnehmen dürften. Sie durften. "Schlussendlich haben wir dann mit diesem Prototypen gegen etablierte Drachenmodelle den Wettbewerb gewonnen. Das war ein guter Einstieg" , erzählt Harald Zimmer, und sein Zwilling fügt hinzu: "Daraufhin haben wir den Drachen Fafnir genannt. So hieß der Drachen in der Siegfriedsage." Die beiden schmunzeln. Auf einer handelsüblichen Haushaltsnähmaschine haben sie dieses erste Modell gebaut, das "dementsprechend grauslich aussah". Seither bauen die 63-Jährigen in ihrer Firma (Bautec), in der sie ursprünglich unterschiedliche Bauprodukte entwickelten, mit sieben Mitarbeitern auch Drachenflieger selbst. "Wir sind auf dem Gebiet schon so etwas wie Pioniere, denn wir haben uns das Fachwissen selbst angeeignet. Es gab ja weder Geräte noch eine Schule dafür." Viele ihrer technisch immer weiter ausgefeilten Ideen haben sie schon als Patent angemeldet. Doch nicht nur die Technik überlässt das Zwillingspaar nur ungern dem Zufall. Auch die Bewährungsprobe ihrer Flugmodelle in der Praxis machen sie selbst. "Bei gutem Wetter sind wir jeden Tag draußen und testen die Drachen. Man muss immer Wind von vorne haben, und deshalb fliegen wir bei Ostwind meistens in Neumagen-Dhron und bei Westwind in Serrig an der Staustufe", erläutert Harald Zimmer. 4000 bis 6000 Euro kosten die Fluggeräte heutzutage, neben den unterschiedlichen Lizenzen (der erste Schein kostet rund 600 Euro), die man als Pilot erwerben muss. Trotz dieser vielen Höhenflüge haben die zweieiigen Zwillinge, die nach der Arbeit "gerne getrennte Wege gehen und auch unterschiedliche Freundeskreise haben", mit Blick in die Zukunft ein bisschen Sorge. Horst Zimmer: "Wir haben beide zwei Töchter, und ich bin selbst Opa von einem Zwillingspärchen, aber deren Interessen liegen eben woanders, und langfristig können wir ja auch nicht mehr alles machen."

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