Hochbetrieb in der Unterwelt

Das Trierer Programm zum gestrigen Tag des offenen Denkmals bot einen spannenden Mix aus Bewährtem und Neuem. Das Publikum strömte, und oftmals musste das Führungspersonal Sonderschichten einlegen.

Trier. Gut, dass sich Uni-Professor Klaus-Peter Goethert sprichwörtlich "warm angezogen" hatte, denn es kam ziemlich dicke für ihn. Fünf Führungen wollten er und Landesmuseums-Archäologe Joachim Hupe gestern in die "Unterwelt" neben der Konstantin-Basilika anbieten. Zum Schluss waren es fast zwei Dutzend, so groß war der Andrang zum "Kryptoportikus", den selbst diejenigen, die glauben, alles von Trier zu kennen, noch nicht gesehen hatten. Die vollständig erhaltene Kellerhalle (30 Meter lang, 7,50 Meter unter heutigem Straßenniveau) stammt aus dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. und ist eines der ältesten erhaltenen Gemäuer in Deutschlands ältester Stadt. Ob es zu einer prunkvollen Villa oder zum Palast des römischen Provinz-Statthalters gehörte, ist unklar. Fest steht: Das repräsentative Gebäude musste vor 1700 Jahren Platz machen für den Bau der Konstantin-Basilika. Erst 1956 wiederentdeckten Archäologen den "Kryptoportikus". Erstmals offiziell zu besichtigen war er gestern beim "Tag des offenen Denkmals". Rund 800 Geschichts-Interessierte machten Gebrauch vom kostenlosen Angebot, so auch Marietta Dahlmann, die sich sehr beeindruckt zeigte: "Tolles Erlebnis, spannende Führung."

Ebenfalls Exklusivitätswert besaß die Besichtigung der Barbarathemen, die seit Jahren Schauplatz von Bauforschung und Konservierungsmaßnahmen, aber kein besuchbares Bauwerk sind. Den Wissensdurst von mehr als 300 Führungs-Teilnehmern stillten Michael Dodt und Karina Wiench im Auftrag der Landesdirektion Burgen, Schlösser, Altertümer.

Ähnlich großen Andrang verzeichnete das Herrenbrünnchen (Heiligkreuz), die "Mutter aller Trierer Wasserwerke", mit Wurzeln bis in römische Zeit. Das inspiriert geschichtsbewusste Menschen zu originellen Ideen. Wie Herrenbrünnchen-Spezialist Günther Molz berichtet, ließ im Mai eine aus Trier stammende Frau in der Wahlheimat Basel ihre Tochter mit eigens aus der Trierer Brunnenstube genommenen Wasser taufen.

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