Hören, was man nicht sehen kann

Trier · Er hat sich einen Traum erfüllt und moderiert täglich bei seinem eigenen Radiosender. Sascha Lang aus Trier ist blind - und hat mit seinen 37 Jahren nicht nur im Beruf vieles erreicht.

 Lebenstraum Radio: Der erblindete Trierer Sascha Lang (links) geht mit „Slang Radio – Das Radio für ein barrierefreies Leben“ jeden Tag im Internet auf Sendung. Hier interviewt er Thomas Godoj, der die fünfte Staffel der Castingshow Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gewann.TV-Foto: privat

Lebenstraum Radio: Der erblindete Trierer Sascha Lang (links) geht mit „Slang Radio – Das Radio für ein barrierefreies Leben“ jeden Tag im Internet auf Sendung. Hier interviewt er Thomas Godoj, der die fünfte Staffel der Castingshow Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gewann.TV-Foto: privat

Trier. "Ich habe mich schon sehr früh für das Radio interessiert." Das Radio gab Lang die Möglichkeit, all das zu hören, was er nicht sehen konnte. Denn im Alter von drei Jahren erblindete er wegen einer Augenkrankheit. Sein großes Interesse am Radio war der Start in eine außergewöhnliche Karriere: Der verheiratete Vater von zwei Kindern startete seine Radio-Laufbahn 1989 bei einem illegalen Radiosender.Menschen Ganz nah

Nach verschiedenen Praktika und ehrenamtlicher Arbeit für lokale Radiosender schaffte er 1996 den Sprung zu den großen Sendern in Luxemburg. Dort hat er nebenbei auch für diverse Printmedien über neue CDs und Konzerte berichtet.Denn Ahnung von Musik hat Sascha Lang: Von 1997 an war er Manager für diverse Bands, organisierte Musikfestivals mit und veranstaltete und vermittelte Künstler wie die Söhne Mannheims, die Beatsteaks oder die Sportfreunde Stiller. Er organisierte Konzerte in den größten Hallen der Gegend und führte Interviews mit den Ärzten, Fettes Brot oder den Toten Hosen. Bisher hat Lang mit mehr als 60 unterschiedlichen Künstlern zusammengearbeitet. "Ohne die Unterstützung meiner Frau und die Geduld meiner zwei Kinder wäre das alles nicht möglich gewesen."Mit seiner Erblindung konnte Lang in den ersten Jahren nicht umgehen. "Doch nach meinem Abitur habe ich den Schalter endlich umgelegt und angefangen zu leben." Seinen Schulabschluss - vergleichbar mit der Fachhochschulreife - schaffte er, weil seine Mutter für ihn Blindenschrift lernte. In den Ferien übersetzte sie alle seine Schulbücher in Blindenschrift. "Leider wird nicht jeder so unterstützt wie ich." Deshalb liegt ihm viel daran, anderen zu helfen: Bei verschiedenen Radiosendern spricht er als Botschafter über das Thema Blindenwesen. Er hat ein Wochenende für Blinde und Sehbehinderte in Luxemburg organisiert. Dort erhielten die Teilnehmer die Möglichkeit, alleine Auto zu fahren. Zudem ist Lang Mitinitiator des Projekts Novabus, eines Taxis innerhalb Luxemburgs speziell für Menschen mit Behinderungen. Seit Januar 2012 vertritt er die Blinden im neugegründeten Behindertenbeirat der Stadt Trier.Sein größtes Projekt ist aber "Slang Radio - Das Radio für ein barrierefreies Leben". Das eigenfinanzierte Internetradio hat er Ende 2009 gegründet. Bei den täglichen Sendungen werden die Themen Behinderung und Gesundheit mit Unterhaltung und Musik verbunden. "Wir wollen besonders die Barrieren in den Köpfen der Menschen auflösen", sagt er. "Mein Wunsch ist es, ein barrierefreies Leben für alle Menschen durchzusetzen."Der 37-Jährige, für den das Radio "sein Doping" ist, verdient seinen Lebensunterhalt seit 2000 als Beamter im öffentlichen Dienst. Das könnte sich in Zukunft ändern, denn Sascha Langs Traum ist es, eines Tages hauptberuflich Radio zu machen. slangradio.com

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