Hoher Besuch aus Okinawa

TRIER. Eine Delegation hoher Würdenträger aus Japan kommt nach Trier, um eine außergewöhnliche Institution zu ehren: Die Karate-Großmeister Seiyu Nakamura und Kaoru Tsumori besuchen die offizielle Europa-Zentrale ihrer Kampfkunst: das Karate-Dojo von Joachim Laupp in der Saarstraße.

"Es ist für uns eine große Ehre", betonte Bürgermeister Georg Bernarding beim Empfang im Rathaus. "Es ist eine Auszeichnung für die Stadt Trier, eine solch bedeutende Kampfkunst-Schule wie die von Herrn Laupp zu haben." "Es geht uns nicht um Sport", betont Laupp. "Das Studium der Kampfkunst lehrt in erster Linie den Kampf gegen eigene Schwächen. Wir begreifen diese Philosophie als Lebensart." Deshalb hat Laupps Shirasagi-Honbu-Dojo auch keinerlei Ähnlichkeit mit einer Sportstätte. Der Raum atmet Tradition. Japanische Schriftzeichen und Bilder der Großmeister zieren die Wände. Wer hier trainiert, will mehr als einen sportlichen Ausgleich. "Unter Sport verstehe ich Laufen oder Radfahren", sagt die Soziologie- und Ethnologie-Studentin Sabine Treinen, seit sechs Jahren Schülerin von Laupp. "Karate vermittelt mir Disziplin und Wege der persönlichen Entwicklung." Die Wurzeln des Karate-Stils, den Laupp unterrichtet, liegen in Okinawa im südchinesischen Meer. Dort wurde der 47-jährige Trierer, der sich schon sehr früh mit den Kampfkünsten beschäftigt hatte, vor vielen Jahren Großmeister Myahira Katsuya vorgestellt. Dieser war von der Ernsthaftigkeit des Deutschen derart beeindruckt, dass er der Bitte um Unterricht folgte und Laupp sogar damit beauftragte, seinen Stil in Deutschland und Europa zu verbreiten. Deshalb ist Laupps "Shirasagi Honbu Dojo" in der Trierer Saarstraße die europäische Zentrale des Shidokan Karate Do - das ist der Name des Karate-Stils, der von Myahira Katsuya gelehrt wird. Laupp ist mittlerweile selbst zum Großmeister geworden, der sich in Trier vor Schülern kaum retten kann. Die japanische Delegation, deren Besuch in Trier neben der freundschaftlichen Geste vor allem eine Ehrung und Auszeichnung ist, zeigte sich beeindruckt vom Einsatz und der Konsequenz der deutschen Schüler. Und die Ansprüche der Großmeister aus Okinawa sind hoch. Seiyu Nakamura, der beim Besuch im Rathaus nichts anderes als Freundlichkeit, Zurückhaltung und die tadellosen Manieren aus Fernost demonstriert, verfügt über ein geradezu übermenschliches Maß an Disziplin und Konsequenz - was auch die mehr als 200 Karateka aus ganz Deutschland bestätigen können, die jetzt in Butzweiler unter seiner Leitung trainieren konnten. Er wird am 27. Mai von Myahira Katsuya mit dem 9. Dan (Meistergrad) geehrt. Kaoru Tsumori spricht ein wenig Deutsch. "Trier ist eine sehr beeindruckende Stadt", betont der Großmeister. Er trägt, wie auch Joachim Laupp, den 7. Meistergrad. "Es ist uns eine Ehre, sie sehen zu dürfen."

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