Hungriger Schmetterling frisst Bäume kahl

Die Rosskastanien am Verteilerkreis und in der Stadt sind schon seit Wochen braun oder gar kahl. Doch nicht schlechte Luftqualität oder Pilzbefall macht den Bäumen zu schaffen; ein kleines Insekt, die Rosskastanien-Miniermotte, frisst sich an den Blättern satt. Deshalb ruft die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am 8. November zum bundesweiten Aktionstag auf.

 Verdorrtes Laub, kahle Bäume: Bei den Kastanien hat der Herbst längst begonnen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Verdorrtes Laub, kahle Bäume: Bei den Kastanien hat der Herbst längst begonnen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) Putzig sieht er aus, der rund fünf Millimeter kleine, braun-weiß gestreifte Schmetterling mit seinen federartigen Flügel-Enden. Doch seine Larven sind mächtig gefräßig und nehmen es selbst mit großen Bäumen auf - der weiß-blühenden Rosskastanie. Die Rosskastanien-Miniermotte (lateinisch "cameraria ohridella") breitet sich seit rund einem Jahrzehnt von Südeuropa nach Norden aus und hat längst auch Deutschland erobert. Da das aus Asien stammende Insekt keine natürlichen Feinde hat, kann es sich ungehindert ausbreiten.

Vor rund sechs Jahren hat das städtische Grünflächenamt erstmals diese Erkrankung an Trierer Kastanien festgestellt. Dabei legen die Larven der Kastanien-Miniermotte in den Blättern Fraßgänge an, das sogenannte "minieren". Die betroffenen Blätter welken, verfärben sich braun und fallen schon vor dem ersten Frost ab.

Inzwischen sind in der Stadt Trier alle Rosskastanien befallen, gibt das Grünflächenamt der Stadt bekannt. Zur Bekämpfung solle das Laub unter den befallenen Bäumen entfernt und entsorgt werden. Denn die Kastanien-Miniermotte überwintere im Laub, weiß Dieter Heidemann vom Forstamt Trier.

Gegen die Ausbreitung der Motte ruft die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am 8. November Kommunen und Bürger zu einer bundesweiten Schutzaktion auf. Unter allen Rosskastanien soll dann das heruntergefallene Laub zusammengekehrt werden; an öffentlichen Straßen, Parks und in Privatgärten.

Die Stadt Trier wird sich nach Angaben von Pressereferent Hans-Günther Lanfer nicht an der Aktion beteiligen. Der Grund: der relativ späte Zeitpunkt Anfang November. "Wir werden bereits in dieser Woche mit der Abfuhr an den Stellen beginnen, die in unserem Unterhaltungsbereich liegen", sagt Lanfer. Das seien Straßen, Plätze, öffentliche Grünanlagen, Friedhöfe, Schulen und Kinderspielplätze. Die derzeitige Witterung mache es nach Erachten des Grünflächenamtes notwendig, keine weiteren vier Wochen zu warten, "selbst auf die Gefahr hin, noch ein weiteres Mal eine gesonderte Abfuhr durchzuführen". In diesem Jahr plane die Stadt, das Laub noch intensiver zu entsorgen als bisher.

Die Bürger sollen ihr Kastanienlaub in die Mülltonne geben, empfiehlt Herbert Kugel, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Abfallbehandlung beim Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.), und schließt sich damit der Empfehlung des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen an. Auf keinen Fall dürften befallene Blätter als Gartenabfall entsorgt oder zu einer der 25 Grünschnitt-Sammelstellen in Trier oder im Kreis Trier-Saarburg gebracht werden. Kugel: "Die in den Blättern überwinternden Miniermotten werden dadurch nicht bekämpft." Extra Rosskastanien-Miniermotte: Sie stammt, so vermutet die SDW, vermutlich aus Asien und kann sich, da sie keine natürlichen Feinde hat, ungehindert ausbreiten. Das Weibchen legt seine Eier auf der Blattoberseite ab. Die geschlüpften Larven bohren sich in die Blätter und legen dort Fraßgänge an, erkennbar als weiße Striche. Während der Larvenstadien entwickelt sich so eine kreisrunde Mine, die sich langsam braun verfärbt. Das Kastanienblatt vertrocknet - teilweise schon im Sommer. Pro Jahr gibt es nach Angaben der SDW drei bis vier Generationen. So kann ein Mottenweibchen theoretisch mehrere tausend Nachkommen pro Jahr haben. Bekämpfung: Kleine Mengen Kastanienblätter können laut A.R.T. in der Mülltonne entsorgt werden. Bei größeren Mengen muss das Laub beim Entsorgungs- und Verwertungszentrum (EVZ) Mertesdorf angeliefert werden. Die Anlieferungsgebühr beträgt bis 100 Kilogramm 12,50 Euro. Bei größeren Mengen werden 153 Euro/Tonne berechnet. Das EVZ Mertesdorf ist montags bis freitags durchgehend von 8 bis 16 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Abfalltelefon: 0651/9491414 (mehi)

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