"Ich könnte heulen vor Wut": Heiligkreuzer Kreuzweg erneut im Visier von Vandalen

Trier-Heiligkreuz · Die Treppe nach Trier-Heiligkreuz und die drei danebenstehenden Kreuzwegstationen sind erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert worden. Doch die Kirchendenkmäler sind jetzt wieder in einem schlimmen Zustand: Unbekannte haben sich mehrfach daran abreagiert.

Trier-Heiligkreuz. "Ich könnte heulen vor Wut!", empört sich Elisabeth Ruschel an den Stationen des Kreuzwegs, der das Altbachtal mit Heiligkreuz verbindet. In den Händen hält die stellvertretende Ortsvorsteherin Bruchstücke von Steinreliefs, die sie gerade vom Boden aufgelesen hat. Nicht zum ersten Mal: Schon Mitte Mai hatten Unbekannte vom Fußweg aus, der zur Bernhardstraße führt, die Anlage durch Steinwürfe und Graffiti beschädigt (der TV berichtete). Ein ebenfalls geschädigter Kleingärtner hatte später in seiner Parzelle, die hinter den Stationen liegt, 30 Steine gefunden. Diese hatten der oder die Täter offenbar aus einem Entwässerungsgraben am Wegrand genommen.

Ruschel hatte seinerzeit als Ausdruck stillen Protests auch einen Trauerflor an einer der Stelen angebracht, der allerdings seit der jüngsten Attacke verschwunden ist. Außerdem gibt es neue Schäden an den Kreuzungsszenarien. Und auch eine hinter Glas angebrachte Grafik, die den Tempelbezirk des Altbachtals in der Antike zeigte, ist brachial zertrümmert worden. "Allein dieses Kunstwerk hatte einen Wert von über zweitausend Euro!", sagt Ruschel.

"Insgesamt drei Mal wurden uns Sachbeschädigungen am Kreuzweg in Heiligkreuz gemeldet", sagt Polizeipressesprecherin Sabine Bamberg. Sie stellt eine Zunahme der Fälle im Stadtteil fest: So seien im Jahr 2016 bislang 18 Sachbeschädigungen gemeldet worden, im Vergleichszeitraum 2015 lediglich neun.
Da es im vorliegenden Fall an konkreten Ansätzen mangele, gestalteten sich auch die Ermittlungen denkbar schwierig: "Nach vagen Zeugenhinweisen könnte es sich bei den Tätern um Heranwachsende handeln", kann Bamberg lediglich angeben. Darum sucht die Polizei auch weiterhin nach Zeugen. Tatsächlich liegt die betreffende Stelle kaum im Blickfeld der wenigen umliegenden Häuser. "Außerdem wirkt das Gelände und das viele Grün auch sehr schallschluckend", stellt Elisabeth Ruschel fest. "Selbst, wenn es hier unten ordentlich scheppert, hört man das oben an der Straße wohl gar nicht!"

Die breite Treppe, an der die betroffenen Stationen liegen, war 2012 grundlegend renoviert worden. Damit wurde ein Herzensprojekt der damaligen Ortsvorsteherin Ruschel und des Ortsbeirats umgesetzt. Letzterer hatte jahrelang sein Budget dafür aufgespart. Parallel zur Treppe waren auch die Kreuzwegstationen durch den Heiligkreuzer Bildhauer Guy Charlier saniert worden. Der schätzt den aktuellen Schaden auf einen fünfstelligen Betrag. Für die Reparatur der Plastiken müssten an Ort und Stelle die Stelen mit Gerüsten eingefasst werden. Wie alle kircheneigenen Denkmäler sind die Kreuzwegstationen zwar gegen Vandalismus versichert - das ist aber nur ein kleiner Trost für Pfarrer Theo Welsch von der Pfarreiengemeinschaft Trier-Heiligkreuz: "Das ist schon sehr traurig, dass manche Leute vor wirklich gar nichts Respekt haben!"

Das Problem des Vandalismus sei natürlich nicht neu, sagt der städtische Rathaussprecher Dieter Jacobs: "Was die Verursacher vielleicht für einen Scherz halten, verursacht der Stadt immer wieder Kosten." Allerjüngstes Beispiel: Der Brunnen am Viehmarkt und der Heuschreckbrunnen, die erst kürzlich wieder von Unbekannten in ein Schaumbad verwandelt wurden (der TV berichtete). "Offensichtlich gibt es bei einigen Menschen keine Hemmschwellen. Was andere Menschen hüten und pflegen, wird mutwillig beschädigt oder zerstört", bedauert Jacobs, bleibt aber ratlos: "Strategien gibt es kaum. Dafür ist Vandalismus zu vielfältig."Extra

Die Tatzeit: Die Polizei geht davon aus, dass es zu folgenden Zeiten zum Vandalismus gekommen ist: zuerst zwischen Freitag, 13. Mai, und Samstagmorgen, 14. Mai. Das nächste Mal zwischen dem 19. und dem 25. Mai sowie zuletzt zwischen dem 8. und dem 12. Juli. Die Polizei ist für Hinweise dankbar, Telefon: 0651/9779-3200. fgg

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