"Ich lebe für meinen Beruf"

TRIER-NORD. "Ich bin hier bekannt wie ein bunter Hund", sagt Marianne Schwarz und lacht. In der Trier-Norder Benediktinerstraße leitete sie über zwei Jahrzehnte lang "Mariannes Blumeneck"; auf dem Haupt- und dem Paulinfriedhof pflegt die 69-Jährige nach wie vor mehrere Dutzend Gräber.

"Mein Bruder Peter Hermesdorf und ich stammen aus einer uralten Gärtnerfamilie", berichtet Marianne Schwarz. "Mein Vater war Gärtnermeister - das bedeutete immer viel Arbeit..." So ging die Schülerin, die im Alter von fünf Jahren ihre Mutter verlor, bereits morgens um fünf auf den Markt; bis abends um sieben arbeitete sie auf dem Feld. "Ich war froh, wenn der Nachbar in der Schule mich abschreiben ließ", lacht sie. "Glücklicherweise hatte ich ein gutes Verhältnis zum Lehrer." Mit 18 Jahren begann sie eine Lehre bei Lambert als Topf- und Zierpflanzengehilfin. "Die Prüfung hab' ich mit Eins geschafft", berichtet sie stolz. "Ich kannte mich gut aus mit Stauden und mit Gartengestaltung. Für die Meisterprüfung hab' ich mich angemeldet, aber ich hatte das Geld nicht... ‚Wir haben genug Arbeit hier!' sagte mein Vater." Glücklicherweise blieb ihr auch Zeit für Hobbies - Autos und Motorräder etwa: "Ich war damals das erste Mädchen in Trier, das eine Vespa besaß", lacht Marianne Schwarz. Im Jahr 1968 gründete die begeisterte Sportlerin die erste Damenhandballmannschaft in Ehrang, wo sie auch ihren Mann, einen Handballer, kennen gelernt hatte. "Ich war da immer gucken, wenn er spielte... die Damenhandballmannschaft hab' ich dann zehn Jahre lang geführt. Wir waren viele Frauen mit Kindern, die saßen dann alle in einer Reihe", lacht sie. Ihrem Sohn Jörg zuliebe gab sie schließlich das Hobby auf: "Er ist mir das Wichtigste im Leben, ich wollte einfach mehr Zeit für ihn haben..." Sie war bereits 40 Jahre alt, als sie im elterlichen Haus "Mariannes Blumeneck" gründete. Sie erinnert sich: "Manche Kollegen sagten: ‚Wie kann dat en Blumenladen aufmachen?' - Ich war ja Gärtnerin, da gab's viele Neider... aber ich hatte eine gute Floristin, Rasa Schakat-Hardt." Vor sechs Jahren musste sie den Laden aufgeben: Seitdem kämpft sie tapfer gegen ihre chronische Krankheit. "Durch meine Arbeit verdränge ich die Krankheit", betont Marianne Schwarz. Regelmäßig geht sie auf den Haupt- und den Paulinfriedhof, betreibt dort Gräberpflege, oft in Begleitung von Sohn Jörg, der Schwimmmeistergehilfe im Nordbad ist. "Ich kenne viele Leute, die weggezogen sind, nach Köln, Frankfurt, Hamburg... die haben mich gefragt, ob ich's mach'. Auch meinen Freunden helfe ich, so gut es geht, wenn mal jemand gefahren werden muss..." Ihr Arzt empfahl ihr Ausruhen und Spazierengehen: Nichts für Marianne Schwarz. Da geht sie lieber Schwiegertochter Monika zur Hand, beschäftigt sich mit ihren Enkelkindern Alexander und Charlotte.

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