"Ich warte auf das Morgenlicht"

Trier · Im Buch "Ich habe jetzt die gleiche Frisur wie Opa" schildern kranke Kinder und Jugendliche, wie sie das Leben sehen. Dazu gab es eine musikalische Lesung als Benefizveranstaltung in der Trierer Buchhandlung Stephanus.

 Kinder und Jugendliche geben den Wörtern eine Stimme. TV-Foto: Frank Göbel

Kinder und Jugendliche geben den Wörtern eine Stimme. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Kann man es wirklich so drehen, dass es ein Glück ist, Leukämie zu haben? "Ich habe nicht die ganz schlimme Form - also ist es Glück!", heißt es jedenfalls einmal während der Lesung des Buches "Ich habe jetzt die gleiche Frisur wie Opa", die rund 70 Zuhörer in die Buchhandlung Stephanus gelockt hat. Dort geben mehr als 20 Kinder und Jugendliche kurze Aussagen aus dem Buch wieder: Erkenntnisse und Einsichten von Altersgenossen, die schwer erkrankt sind oder es waren.
Manche von ihnen waren kaum in die Welt gestolpert, da standen sie schon an der Schwelle des Todes. Von den Autoren des Buches zum reinen Glück, größten Wunsch oder perfekten Tag befragt, gaben sie Antworten, die nun die Zuhörer in Trier daran erinnern, sich bloß nicht von Regenwolken oder Steuerformularen ernsthaft die Laune verderben zu lassen - wo die Welt doch so viel Schönes bereithält: eine Butterblume. Haustiere. Und wer eine schwere Erkrankung als "Freund" akzeptieren gelernt hat, der weiß sogar um die Schönheit von zwei Schulstunden Mathe.
Bei der Lesung berühren die mal witzigen, oft bittersüßen Aussagen allesamt umso mehr, da sie tatsächlich von jungen Menschen vorgetragen werden. Ihr sei ganz früh klar geworden, dass das so sein müsse, sagt die Organisatorin Hannelore Bares, die mit dem Buch nicht mehr zu tun hat, als dass sie vor zehn Monaten im Autoradio davon gehört hat. "Mir war sofort klar, dass ich daraus eine Lesung machen will", sagt Bares. Sie hatte selbst am Aufbau der Villa Kunterbunt mitgewirkt, dem Trierer Zentrum für Betreuung und Nachsorge chronisch- und schwerkranker Kinder sowie ihrer Familien. Für die - zunächst - einmalige Lesung gewann sie neben Jugendlichen aus dem privaten Umfeld auch den Kinder- und Jugendchor der Pfarreiengemeinschaft Thalfang. So wird die Lesung mit viel passender Musik angereichert. "Ich gleite durch die Dunkelheit und warte auf das Morgenlicht", singen die jungen Leute etwa im Nessaja-Lied von Peter Maffay.
Die 13-jährige Akteurin Romina aus Beuren findet, dass das Buch und die Lesung Themen berühren, "über die man ganz offen sprechen muss". Neben ihr sagt die elfjährige Tess Elin, dass sie zuerst befürchtet habe, dass das alles viel zu traurig sei: "Aber viele Stellen sind sogar richtig lustig. Ich glaube jedenfalls, dass ich das Schöne in meinem Leben auch wieder mehr würdige!" fgg
"Ich habe jetzt die gleiche Frisur wie Opa - Wie kranke Kinder und Jugendliche das Leben sehen" von Kathrin Feldhaus (Autorin) und Margarethe Mehring-Fuchs (Herausgeberin) ist erschienen im Patmos-Verlag.

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