Ideenschmiede für Energie-Technologie

Wo Mitarbeiter einst fortschrittliche Methoden im Weinbau und in der Kellerwirtschaft erforschten, werden künftig moderne Energie-Technologien entwickelt. Denn in die Gebäude der ehemaligen Versuchskellerei in der Olewiger Straße zieht das Trierer Ingenieurbüro En-Neo ein, das auf regenerative Energien spezialisiert ist. Die Gebäude werden zurzeit saniert.

 Ab Mitte 2010 werden hier, in der ehemaligen Versuchskellerei, regenerative Energie-Technologien entwickelt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Ab Mitte 2010 werden hier, in der ehemaligen Versuchskellerei, regenerative Energie-Technologien entwickelt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Mitte/Gartenfeld. Lange geheimnisvoll verhüllt, zeigt das Gebäude in der Olewiger Straße 16 neben dem Friedrich-Willhelm-Gymnasium (FWG) nun sein neues Gesicht. An der bisher fensterlosen Giebelseite bringen große Fenster Helligkeit. Was von Ortsvorsteher Dominic Heinrich als unharmonisch bezeichnet wird, ist für Bauherr Erich Gasber eine Notwendigkeit. Denn in die ehemalige Kellerei des Staatsweinguts der Staatlichen Weinbaudomäne Trier wird ein Ingenieurbüro einziehen.

Neue Mitarbeiter eingestellt



Dort entwickelt ab Mitte nächsten Jahres die Trierer Firma En-Neo, eine Tochter der Unternehmensgruppe Köhl, auf rund 700 Quadratmetern modernste regenerative Energie-Technologien. En-Neo plant, baut und betreibt Windkraft-, Photovoltaik-, Biogas- sowie Erdwäme-Anlagen und Wasserkraftwerke.

Der Umzug vom jetzigen Standort in der Diedenhofener Straße wird eine Erweiterung des Büros mit zurzeit 35 Mitarbeitern mit sich bringen. "Alleine im September haben wir vier neue Leute eingestellt", informiert En-Neo-Geschäftsführer Gasber. Das Segment liege im politischen und wirtschaftlichen Trend. Das Unternehmen als Projektentwickler und -betreiber sei federführend in der Region. Windkraftprojekte gibt es in Reinsfeld und Bitburg, in Platten entsteht eine Biogasanlage mit zwei Megawatt in der Endausbaustufe. Zurzeit plant En-Neo eine der landesgrößten Solaranlagen in der Pfalz.

Kritik am Gebäude lässt der Bauherr nicht gelten. "Wir haben 2006 eine Bauvoranfrage beantragt", erklärt der 50-Jährige. Im August 2007 folgte der Bauantrag zur Umnutzung und Sanierung des Gebäudes. Verschiedene Alternativen seien ausgearbeitet und in den städtischen Gremien entwickelt worden. "Dabei wurde insbesondere auf das Sicht- und Verkehrsfeld der Olewiger Straße Wert gelegt", betont Gasber. Denn das Gebäude ist zwar kein Kulturdenkmal, doch es ist sehr dominant, steht an exponierter Stelle an einer der meistbefahrenen Straßen Triers.

Ein Grund, weshalb die Stadt nach Ansicht Heinrichs dafür hätte Sorge tragen müssen, dass der Architektur- und Städtebaubeirat über das Vorhaben diskutiert. Doch dieser habe das als nicht erforderlich angesehen, teilt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt auf TV-Anfrage mit, weil "keine gänzliche Überformung der bestehenden Architektur" vorgenommen wurde. Die Autos verschwänden in der Tiefgarage, erklärt Gasber, der Innenhof werde Freifläche. Beheizt werde das neue Büro- und Wohngebäude gänzlich ohne fossile Brennstoffe: "Wir werden Photovoltaik und Erdwärme nutzen." Extra Die Staatliche Weinbaudomäne Trier hat 1932 die Gebäude und Keller des ehemaligen Weingutes Charlottenau an der Olewiger Straße erworben. 1936 wurde das Gebäude "zeitgemäß" zur Kellerei um- und ausgebaut. Die Wiederherstellung der Kellerei an der Olewiger Straße nach dem Krieg fing 1951 an und war nach drei Bauabschnitten 1953 vollendet. Seit 1999 befindet sich die Lehr- und Versuchskellerei in der Domäne Avelsbach in Trier-Kürenz. Die Weinbaudomäne wurde 1896 als Modellbetrieb gegründet, um fortschrittliche und rationelle Methoden im Weinbau und in der Kellerwirtschaft zu fördern. Auch die Entwicklung und Erprobung von Pflanzenschutzmethoden gehörte dazu. 1977 fusionierte die Weinbaudomäne mit der Landeslehr- und Versuchsanstalt (LLVA); heute ist sie Teil des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Trier. (mehi)

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